Spiel der Herzen
Unvorstellbar! Niemals! Dazu wäre er mir einfach zu charakterlos!«
»Aber Helga! Weißt du, was du da sagst?«
»Sehr gut«, entgegnete Helga wieder mit Nachdruck. »Ein Mann, der nicht absolut treu ist, hat für mich keinen Charakter. Da kann er in allem anderen sein, wie er will. Allein das ist für mich das entscheidende, denn Treue und Vertrauen gehen Hand in Hand. Ich muß einem Mann blind vertrauen können. Könnte ich das nicht, wäre mir ein Leben mit ihm unmöglich.«
Frank schwieg.
»Und wie ich dich kenne«, setzte Helga hinzu, »vertrittst du den gleichen Standpunkt.«
»Nein«, sagte Frank.
Helga blickte ihn völlig überrascht an.
»Wie bitte?«
»Es kommt immer auf den Fall an. Wegen einmal würde ich nicht die Ehe mit dir preisgeben.«
»Was heißt ›wegen einmal‹?«
»Wenn du mich einmal betrügen würdest.«
»Ich verstehe dich nicht.« Helga schüttelte den Kopf. »Das würdest du mir verzeihen?«
»Ja.«
»Sag das noch mal: Du würdest mir verzeihen, wenn ich dich betrügen würde?«
»Einmal – nicht öfter.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe dich wirklich nicht.«
»Wieso nicht?«
»Weil ich«, sagte sie mit allergrößtem Nachdruck, »dir das nie verzeihen würde, auch nicht einmal. Ich könnte es nicht!«
Von diesem Moment an wußte Frank Petar, daß es in seinem Leben eine Sache gab, die er niemals würde löschen können, die auch immer, wie fast jeder Ehebruch, mit der Gefahr verbunden war, auf irgendeine – noch so dumme – Weise zur Kenntnis Helgas zu gelangen.
»Dann weiß ich ja Bescheid«, sagte er.
Zum Glück ahnte Helga nicht, welches Gewicht, welche Bedeutung dieser Bemerkung zuzuschreiben war. Für sie war das Thema erledigt.
Im Grunde hielt sie das, was sie gesagt hatte, für überflüssig, weil sie für ihren Frank die Hand ins Feuer gelegt hätte. Ebenso wie für sie würde auch für ihn, dachte sie, ein Ehebruch niemals in Frage kommen. Unter gar keinen Umständen.
Sie kam wieder auf das Skatturnier zu sprechen, indem sie sagte: »Ich muß bis zum Eröffnungstag noch eifrig trainieren, zusammen mit anderen Damen. Wirst du mir dazu freigeben, Liebling?«
»Natürlich.«
»Ich komme ja sonst ganz aus der Übung.«
»Hast du schon Partnerinnen gefunden?«
»Ja.«
»Wo wollt ihr denn spielen?«
»Am Ort des Turniers selbst: im ›Weißen Schimmel‹.« Sie lachte. »Um uns an den Platz zu gewöhnen, wie die Fußballer sagen.«
»Mir wäre es lieber, wenn ihr hier bei uns spielen würdet«, sagte Frank. »Oder bei einer der anderen Damen.«
»Warum wäre dir das lieber?«
Frank grinste, aber es war kein echtes Grinsen. Dadurch kündigte sich an, daß das, was er sagen wollte, doch nicht so ganz lachhaft war für ihn.
»Weil mir in einem Lokal zu viele fremde Männer herumschwirren.«
»Frank!« rief Helga.
»Das stimmt doch?«
»Sei nicht albern.«
»Wenn die dann auch noch was getrunken haben …«
»Frank«, sagte Helga kopfschüttelnd, »ich weiß ja, daß du eifersüchtig bist – aber doch nicht so!«
Er gab einen Brummlaut von sich.
Sie fuhr fort: »Das muß sich nämlich im Rahmen des Vernünftigen halten, sonst wird die Sache pathologisch.«
»Hast ja recht«, gab er widerstrebend zu.
»Ich habe doch auch gegen die Abende in eurer Pils-Kneipe nichts einzuwenden.«
»Das ist etwas anderes.«
»Wieso ist das etwas anderes?«
»Dort sitze ich nur mit Werner zusammen, und wir quatschen über Fußball.«
»Und wir spielen Skat.«
»Ist ja schon gut«, brummte er.
»Wann wollt ihr zwei euch eigentlich dort wieder mal treffen?«
Frank zuckte die Achseln.
»Fällig wär's längst«, meinte er. »Aber in den letzten Wochen kam uns immer wieder etwas dazwischen.«
»Dann gehst du jetzt zum Telefon«, sagte Helga rasch entschlossen, »und verabredest dich mit ihm gleich für heute abend. Dasselbe werde ich mit meinen Damen machen.«
Der Vorschlag fand Franks Einverständnis.
»Werner«, begann Frank, »ich rufe dich an, weil wir wieder mal einen heben könnten …«
»Wann?«
»Heute.«
»Einverstanden. Und wo?«
»In unserer Kneipe.«
»Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil die Ruhetag hat. Heute ist Mittwoch. Ist dir das entfallen?«
»Scheiße!« entfuhr es Frank.
»Ich mache dir einen anderen Vorschlag …«
»Welchen?«
»Du kommst zu mir in meine Wohnung, da werden wir auch nicht trocken dasitzen. Außerdem sind heute im Fernsehen Europapokalspiele; die kannst du dann zusammen mit mir angucken,
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