Spiel der Magier
sagte Silk munter, zog eine Wolldecke aus einem Bündel und reichte sie ihm. »Leg sie dir um die Schultern und über den Kopf. Versuch so auszusehen, als ob du leidest.«
»Das tue ich ja«, sagte Relg und begann zu husten.
»Du mußt aber auch so aussehen«, sagte Silk. »Denk über Sünde nach, dann siehst du von allein elend aus.«
»Ich denke immer über Sünde nach«, erwiderte Relg hustend.
»Weiß ich«, sagte Silk. »Du mußt eben noch gründlicher nachdenken.«
Sie ritten den Hügel hinab auf die Ansammlung von Zelten zu, und der trockene, eisige Wind zerrte an ihnen. Nur sehr wenige der versammelten Händler waren außerhalb ihrer Zelte, und diese wenigen beeilten sich, in der beißenden Kälte ihre Geschäfte abzuwickeln.
»Ich denke, wir sollten zuerst bei der Versorgungsstation halt machen«, schlug Silk vor und deutete auf das solide Gebäude, das sich zwischen die Zelte duckte. »Das sieht natürlicher aus. Laßt mich nur machen.«
»Silk, du räudiger drasnischer Dieb!« röhrte eine heisere Stimme aus einem Zelt in der Nähe.
Silks Augen, weiteten sich leicht, dann grinste er. »Ich glaube, ich erkenne das Quieken eines gewissen nadrakischen Ferkels wieder«, sagte er so laut, daß ihn der Mann in dem Zelt hören konnte.
Ein untersetzter Nadraker in einem gegürteten, knöchellangen Filzmantel und einer enganliegenden Pelzkappe kam aus dem Zelt. Er hatte dickes, schwarzes Haar und einen dünnen, zerzausten Bart. Seine Augen standen in dem gleichen schrägen Winkel, der charakteristisch für alle Angarakaner war, aber im Gegensatz zu den toten Augen der Murgos waren die Augen des Nadrakers lebendig und freundlich. »Haben sie dich noch nicht, Silk?« fragte er heiser. »Ich war mir sicher, daß sie dich inzwischen aufgestöbert hätten.«
»Betrunken wie immer, wie ich sehe«, grinste Silk boshaft. »Wie lange hat es diesmal gedauert, Yarblek?«
»Wer weiß?« Der Nadraker lachte, wobei er leicht schwankte. »Was machst du in Cthol Murgos, Silk? Ich dachte, dein fetter König braucht dich in Gar og Nadrak.«
»Ich wurde in den Straßen von Yar Nadrak etwas zu bekannt«, antwortete Silk. »Ich war an einem Punkt angelangt, an dem mich die Leute mieden.«
»Da muß ich mich aber fragen, warum bloß«, sagte Yarblek sarkastisch. »Du betrügst beim Handeln, spielst falsch, machst dich an die Frauen anderer Männer heran, und du bist ein Spion. Das dürfte doch wirklich kein Grund sein, deine guten Seiten zu vergessen – wo sie auch liegen mögen.«
»Dein Sinn für Humor ist so überwältigend wie immer, Yarblek.«
»Mein einziger Fehler«, gab der leicht angesäuselte Nadraker zu. »Komm runter von dem Pferd, Silk. Komm in mein Zelt, und wir betrinken uns zusammen. Bring deine Freunde mit.« Er ging in sein Zelt.
»Ein alter Bekannter«, erklärte Silk rasch, während er aus dem Sattel glitt.
»Kann man ihm trauen?« fragte Barak argwöhnisch.
»Nicht ganz, aber er ist in Ordnung. Für einen Nadraker ist er wirklich kein schlechter Kerl. Er wird von allem wissen, was vor sich geht, und wenn er betrunken genug ist, können wir vielleicht ein paar nützliche Informationen aus ihm herausholen.«
»Komm rein, Silk«, röhrte Yarblek aus seinem grauen Zelt heraus.
»Wir wollen sehen, was er uns zu sagen hat«, meinte Belgarath.
Sie stiegen ab, banden die Pferde an einen Zaun neben dem Zelt an und gingen nacheinander hinein. Das Zelt war groß, und Boden und Wände waren mit dicken dunkelroten Teppichen bedeckt. Eine Öllampe hing von dem Mittelpfosten, und ein eisernes Kohlebecken verbreitete eine willkommene Wärme.
Yarblek saß mit gekreuzten Beinen im rückwärtigen Teil des Zeltes auf den Teppichen, einen großen schwarzen Krug griffbereit neben sich. »Kommt rein. Kommt rein«, sagte er barsch. »Macht die Klappe zu. Ihr laßt die ganze Wärme hinaus.«
»Dies ist Yarblek«, stellte Silk vor. »Ein mittelmäßiger Kaufmann und berüchtigter Trinker. Wir kennen uns schon sehr lange.«
»Mein Zelt gehört euch.« Yarblek rülpste ungeniert. »Es ist kein großes Zelt, aber es ist trotzdem das eure. In dem Stapel dort drüben neben dem Sattel sind Becher – manche sogar sauber. Wir wollen alle einen trinken.«
»Dies ist die Dame Pol«, stellte Silk vor.
»Gutaussehende Frau«, bemerkte Yarblek und betrachtete sie unverhohlen. »Verzeiht mir, daß ich nicht aufstehe, werte Dame, aber ich fühle mich etwas schwindlig. Wahrscheinlich ist mir etwas nicht bekommen.«
»Gewiß«,
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