Spiel der Magier
Alorner. Ich habe in letzter Zeit merkwürdige Dinge gehört. In Rak Cthol gehen Gerüchte um, daß das Murgoland von Ausländern gesäubert werden soll. Taur Urgas trägt zwar die Krone und spielt in Rak Goska den König, aber der alte Gorim in Rak Cthol hat seine Hand fest um das Herz des Königs geschlossen. Der König der Murgos weiß, daß der Thron verwaist, wenn Ctuchik seine Faust ballt.«
»Wir haben ein paar Meilen westlich von hier einen Tolnedrer getroffen, der auch so etwas sagte«, erzählte Silk ernst. »Er behauptet, in Rak Goska würden Kaufleute aus dem Westen aufgrund falscher Anschuldigungen verhaftet.«
Yarblek nickte. »Das ist nur der erste Schritt. Die Murgos sind immer berechenbar, sie haben so wenig Phantasie. Taur Urgas ist noch nicht so weit, Ran Borune dadurch herauszufordern, daß er jeden westlichen Händler im Reich niedermetzeln läßt, aber es dauert nicht mehr lange. Rak Goska ist jetzt wahrscheinlich schon eine geschlossene Stadt. Taur Urgas kann sich nun dem Umland zuwenden. Ich kann mir vorstellen, daß er deswegen herkommt.«
»Er… was?« Silk wurde sichtlich blaß. »Ich dachte, du wüßtest das«, sagte Yarblek. »Taur Urgas marschiert mit einer Armee auf die Grenze zu. Ich schätze, er will die Grenze schließen.«
»Wie weit ist er noch weg?« wollte Silk wissen.
»Mir wurde berichtet, daß er heute morgen keine zwanzig Meilen von hier gesehen wurde«, sagte Yarblek. »Was hast du denn?«
»Taur Urgas und ich hatten einige ernste Mißverständnisse«, antwortete Silk bestürzt. »Ich darf auf keinen Fall hier sein, wenn er kommt.« Er sprang auf.
»Wo willst du hin?« fragte Belgarath barsch.
»An irgendeinen sicheren Ort. Ich treffe euch später wieder.«
Er drehte sich um und schoß aus dem Zelt. Augenblicke später hörten sie Hufgeklapper.
»Soll ich mit ihm gehen?« fragte Barak.
»Du würdest ihn doch nicht einholen.«
»Ich frage mich, was er Taur Urgas wohl angetan hat«, grübelte Yarblek. Dann kicherte er. »Es muß ziemlich schlimm gewesen sein, so wie der kleine Dieb davongerannt ist.«
»Ist er denn sicher, wenn er die Straße verläßt?« fragte Garion, in Gedanken an die Geier bei ihrem abscheulichen Mahl.
»Mach dir um Silk keine Sorgen«, meinte Yarblek zuversichtlich.
Aus großer Entfernung war ein monotones Trommeln zu hören. Yarbleks Augen wurden schmal vor Haß. »Es sieht aus, als wäre Silk gerade noch rechtzeitig verschwunden«, grollte er.
Das Trommeln wurde lauter und verstärkte sich zu einem hohlen, dröhnenden Klang. Durch das Dröhnen konnte man schwach einen Gesang in einer tiefen Molltonart aus vielen hundert Kehlen hören.
»Was ist das?« fragte Durnik.
»Taur Urgas«, antwortete Yarblek und spie aus. »Das ist das Kriegslied des Königs von Murgos.«
»Krieg?« fragte Mandorallen scharf.
»Taur Urgas befindet sich immer im Krieg«, sagte Yarblek verächtlich. »Selbst wenn niemand da ist, mit dem er Krieg führen kann. Er schläft in seiner Rüstung, sogar in seinem eigenen Palast. Deswegen stinkt er auch so, aber da sowieso alle Murgos stinken, macht es keinen großen Unterschied. Vielleicht sollte ich besser gehen und sehen, was er vorhat.« Er kam schwerfällig auf die Füße. »Wartet hier«, befahl er. »Dies ist ein Nadrakzelt, und unter Angarakanern sind gewisse Formen der Höflichkeit üblich. Seine Soldaten werden nicht hier herein kommen, also seid ihr in Sicherheit, solange ihr hier drin bleibt.« Er schlurfte mit einem Ausdruck kalten Hasses im Gesicht auf den Eingang des Zeltes zu.
Der Gesang und das Trommeln kamen näher. Schrille Pfeifen nahmen eine dissonante Begleitung auf, und plötzlich wurden tiefe Hörner geblasen.
»Was meinst du, Belgarath?« brummte Barak. »Dieser Yarblek scheint ja ganz in Ordnung zu sein, aber er ist immer noch ein Angarakaner. Ein Wort von ihm, und wir haben hundert Murgos hier am Hals.«
»Er hat recht, Vater«, pflichtete Tante Pol ihm bei. »Ich kenne Nadraker gut genug, um zu wissen, daß Yarblek längst nicht so betrunken war, wie er vorgab.«
Belgarath schürzte die Lippen. »Vielleicht ist es keine so gute Idee, sich ganz darauf zu verlassen, daß Nadraker die Murgos hassen«, überlegte er. »Möglicherweise tun wir Yarblek Unrecht, aber wir sollten uns besser davonmachen, ehe Taur Urgas alles mit Wachen umstellt. Wir wissen nicht, wie lange er hierbleiben will, und wenn er sich erst einmal eingenistet hat, haben wir bestimmt Schwierigkeiten, hier
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