Spiel der Magier
Kopf mit einer langen Schnauze und scharfen Zähnen. Die leeren Augenhöhlen, groß wie Eimer, starrten sie unheilvoll an.
»Ich glaube nicht, daß es einen Namen hat«, antwortete Belgarath ruhig. »Sie haben in dem Meer gelebt, ehe das Wasser abfloß. Sie sind jetzt schon seit Jahrtausenden tot.«
Als sie an dem toten Seeungeheuer vorbeikamen, konnte Garion sehen, daß es nur noch ein Skelett war. Seine Rippen waren wie Dachsparren, und der gewaltige, gebleichte Schädel war groß wie ein Pferd. Die Augenhöhlen schienen sie zu beobachten.
Mandorallen, wieder einmal in voller Rüstung, betrachtete den Schädel. »Ein furchterregendes Ungeheuer«, murmelte er.
»Seht euch mal die Zähne an«, sagte Barak erschüttert. »Die konnten mit einem Zubeißen bestimmt einen Mann zweiteilen.«
»Das ist auch ein paarmal geschehen«, erzählte Belgarath, »bis die Menschen lernten, diese Gegend zu meiden.«
Sie waren nur ein paar Meilen weiter durch die Öde geritten, als der Wind auffrischte und an den schwarzen Dünen unter dem bleigrauen Himmel entlangjagte. Der Sand begann sich zu bewegen, und als der Wind noch stärker wurde, peitschte er von den Dünen herab, ihnen ins Gesicht.
»Wir suchen besser Schutz«, rief Belgarath gegen den heulenden Wind an. »Dieser Sandsturm wird noch schlimmer, wenn wir nicht mehr so dicht bei den Bergen sind.«
»Gibt es hier irgendwo Höhlen?« erkundigte sich Durnik bei Relg.
Relg schüttelte den Kopf. »Keine, die wir benutzen könnten. Sie sind alle voller Sand.«
»Dort drüben.« Barak zeigte auf einen schroffen Felsen, der sich neben einem Salztümpel erhob. »Wenn wir auf die Leeseite gehen, wird er den Wind abhalten.«
»Nein«, rief Belgarath. »Wir müssen auf der dem Wind zugewandten Seite bleiben. Sonst werden wir lebendig begraben.« Sie erreichten den Felsen und stiegen ab. Der Wind riß an ihren Kleidern, und der Sand wogte wie eine große, schwarze Wolke über der Wüste.
»Das ist aber ein schlechter Schutz, Belgarath«, brüllte Barak, dessen Bart ihm um die Schultern flatterte. »Wie lange dauert so etwas?«
»Einen Tag, zwei Tage, manchmal sogar eine Woche.«
Durnik hatte sich gebückt und einen der Steine aufgehoben, die von dem Felsbrocken abgesplittert waren. Er betrachtete ihn genau, drehte ihn hin und her. »Er ist kantig gesplittert«, sagte er und hielt ihn hoch. »Es wird gut zusammenhalten. Wir können eine Mauer daraus bauen, um uns zu schützen.«
»Das wird aber lange dauern«, wandte Barak ein.
»Hast du etwas anderes vor?«
Gegen Abend hatten sie die Mauer schulterhoch errichtet, und indem sie Zeltplanen auf ihr und an der Seite des großen Felsens befestigten, konnten sie dem schlimmsten Wind entgehen. Es war sehr eng, denn sie mußten auch die Pferde schützen, aber wenigstens waren sie nicht mehr dem Sturm ausgesetzt.
Sie kauerten zwei Tage in ihrer überfüllten Schutzhütte. Der Wind heulte die ganze Zeit, und die straff gespannten Zeltplanen knatterten. Als der Wind sich endlich wieder legte und der schwarze Sand sich setzte, war die Stille fast bedrückend.
Als sie hinauskamen, sah Relg einmal hoch, bedeckte dann sein Gesicht und warf sich, inbrünstig betend, auf die Knie. Der klare Himmel strahlte in leuchtendem, kalten Blau.
Garion ging zu dem betenden Fanatiker hinüber. »Es ist schon gut, Relg«, sagte er, und streckte die Hand nach ihm aus.
»Faß mich nicht an«, sagte Relg und betete weiter.
Silk klopfte sich Sand und Staub aus den Kleidern. »Gibt es hier öfter solche Stürme?« fragte er.
»Es ist die Jahreszeit dafür«, erwiderte Belgarath.
»Wie schön«, sagte Silk verdrossen.
Dann kam ein tiefes Rumpeln aus der Erde, und der Boden hob sich. »Erdbeben!« warnte Belgarath. »Holt die Pferde raus!«
Durnik und Barak sprangen in die Schutzhütte und führten die Pferde von dem schwankenden Felsen weg auf die Salzfläche. Nach einer Weile hörte das Beben auf. »Macht Ctuchik das?« fragte Silk. »Will er uns mit Sandstürmen und Erdbeben bekämpfen?«
Belgarath schüttelte den Kopf. »Nein. Niemand hat soviel Kraft. Das dort ist die Ursache.« Er wies nach Süden. In weiter Ferne konnten sie eine Reihe dunkler Gipfel sehen. Eine dichte Rauchfahne stieg von einem Gipfel hoch und ballte sich in der Luft zu einer großen schwarzen Wolke zusammen. »Ein Vulkan«, sagte der alte Mann.
»Wahrscheinlich derselbe, der letzten Sommer ausgebrochen ist und Sthiss Tor unter Asche begraben hat.«
»Ein Feuerberg?«
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