Spiel der Magier
Barak.
»Mehr oder weniger. Bitte entschuldigt mich.« Relg ging ein Stück abseits.
»Warte einen Moment. Sollen Mandorallen und ich nicht mit dir gehen?«
»Ihr könntet mir doch nicht folgen«, antwortete Relg. Er ging ein Stück den Graben hinauf. Nach einem Moment hörten sie, wie er seine Gebete murmelte.
»Glaubt er, er kann ihn aus dem Loch herausholen?« fragte Barak verächtlich.
»Nein«, erwiderte Belgarath. »Er wird durch den Hügel gehen und Silk herausholen. Deswegen hat er Yarblek all diese Fragen gestellt.«
»Er wird was?« »Du hast gesehen, was er in Prolgu getan hat – als er seinen Arm in die Wand steckte?«
»Nun ja, aber…«
»Für ihn ist es ganz leicht, Barak.«
»Was ist mit Silk? Wie wird er ihn durch den Felsen schleppen?«
»Ich weiß es nicht. Er scheint jedoch überzeugt zu sein, daß er es kann.«
»Wenn es nicht klappt, wird Taur Urgas Silk morgen früh über kleiner Flamme rösten. Das weißt du doch, oder?«
Belgarath nickte ernst.
Barak schüttelte den Kopf. »Es ist widernatürlich«, grollte er.
»Nun reg dich nicht so auf«, meinte Belgarath.
Das Tageslicht ließ nach, und Relg betete weiter. Seine Stimme hob und senkte sich in getragenen Kadenzen. Als es völlig dunkel war, kehrte er zu den anderen zurück. »Ich bin bereit«, sagte er ruhig. »Wir können jetzt gehen.«
»Wir halten uns nach Westen«, erklärte Belgarath. »Wir führen die Pferde und bleiben so lange wie möglich in Deckung.«
»Wir werden dann aber ein paar Stunden brauchen«, meinte Durnik.
»Das macht nichts. Das gibt den Soldaten Zeit, sich einzurichten. Pol, sieh nach, was die Grolims machen, die Garion gesehen hat.«
Sie nickte, und Garion fühlte den sanften Druck ihres tastenden Geistes. »Es ist in Ordnung, Vater«, sagte sie nach einer Weile. »Sie sind beschäftigt. Taur Urgas läßt sie einen Gottesdienst für sich abhalten.«
»Dann wollen wir gehen«, sagte der alte Mann.
Sie stiegen behutsam durch das Flußbett abwärts, die Pferde am Zügel führend. Die Nacht war sehr dunkel, und der Wind zerrte an ihnen, als sie sich nicht mehr zwischen den schützenden Steilufern befanden. Die Ebene im Osten des Marktes war von Hunderten kleiner Feuer gesprenkelt, die im Wind flackerten und das ausgedehnte Lager von Taur Urgas’ Armee kennzeichneten.
Relg grunzte und bedeckte seine Augen mit der Hand.
»Was ist?« fragte Garion.
»Die Feuer«, sagte Relg. »Sie tun meinen Augen weh.«
»Versuche, nicht hinzusehen.«
»Mein Gott hat eine schwere Last auf meine Schultern gelegt, Belgarion.« Relg schniefte und fuhr sich mit dem Ärmel über die Nase. »Ich bin nicht dafür geschaffen, im Freien zu leben.«
»Du läßt dir besser von Tante Pol etwas gegen deine Erkältung geben. Es wird zwar scheußlich schmecken, aber du fühlst dich anschließend besser.«
»Vielleicht«, sagte Relg.
Der Hügel am Südrand des Marktes erwies sich als Granitfelsen. Der unablässige Wind hatte ihn mit einer dicken Schicht Sand und Erde bedeckt, der Felsen selbst trotzte aber jeder Witterung. Sie blieben dahinter stehen, und Relg begann sorgfältig, die Erde von dem Granit zu fegen. »Wäre es nicht besser, du würdest es näher an Silks Gefängnis versuchen?« fragte Barak leise.
»Zuviel Erde«, antwortete Relg.
»Erde oder Felsen, wo liegt der Unterschied?«
»Es ist ein großer Unterschied. Aber das kannst du nicht verstehen.« Er lehnte sich vor und berührte den Granithang mit der Zunge, als ob er den Felsen tatsächlich schmecken wollte. »Es wird eine Weile dauern«, sagte er. Er reckte sich, begann zu beten und schob sich langsam in das Gestein.
Barak schauderte und wandte rasch die Augen ab.
»Was fehlt Euch, Graf?« fragte Mandorallen.
»Mir wird ganz kalt, wenn ich nur zusehe«, antwortete Barak.
»Unser Freund mag nicht der beste aller Gefährten sein«, sagte Mandorallen, »aber wenn es dank seiner Gabe glückt, Prinz Kheldar zu befreien, will ich ihn frohen Herzens in die Arme schließen und ihn Bruder nennen.«
»Wenn er sehr lange braucht, werden wir noch verdammt in der Nähe sein, wenn es hell wird und Taur Urgas feststellt, daß Silk verschwunden ist«, bemerkte Barak.
»Wir müssen eben abwarten und sehen, was geschieht«, sagte Belgarath.
Die Nacht zog sich dahin. Der Wind heulte und pfiff um die Flanken des steinigen Hügels, und die spärlichen Dornbüsche raschelten. Sie warteten. Eine immer stärker werdende Furcht beschlich Garion, während die Stunden
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