Spiel der Magier
brummte Barak, die Augen auf die große Wolke gerichtet, die aus der Bergspitze quoll. »Ich habe noch nie einen gesehen.«
»Das ist etwa hundertfünfzig Meilen entfernt, Belgarath«, überlegte Silk. »Kann denn dann sogar hier noch die Erde beben?«
Der alte Mann nickte. »Die Erde besteht aus einem Stück, Silk. Die Kraft, die einen solchen Ausbruch hervorruft, ist ungeheuer groß. Sie muß ein paar Risse verursachen. Ich glaube, wir sollten weitergehen. Taur Urgas’ Patrouillen werden jetzt wieder nach uns suchen, wo der Sandsturm vorbei ist.«
»In welche Richtung gehen wir?« fragte Durnik, der sich umschaute, um die Orientierung wiederzugewinnen.
»Da lang.« Belgarath deutete auf die rauchenden Berge.
»Ich hatte befürchtet, daß du das sagen würdest«, brummte Barak.
Sie galoppierten den Rest des Tages dahin und hielten nur, um die Pferde auszuruhen. Die trostlose Öde schien kein Ende zu haben. Der schwarze Sand hatte sich während des Sandsturms zu neuen Dünen geformt, und die dickverkrusteten Salzflächen waren vom Wind gebleicht worden, bis sie fast weiß waren. Sie kamen an einigen Riesenskeletten der Seeungeheuer vorbei, die einst dieses Binnenmeer bewohnt hatten. Die knochigen Gestalten sahen fast aus, als würden sie auf dem schwarzen Sand schwimmen, und die kalten, leeren Augenhöhlen sahen sie irgendwie hungrig an.
Sie verbrachten die Nacht neben einer weiteren großen Felsensammlung. Obwohl der Wind nachgelassen hatte, war es noch immer bitterkalt, und es gab keinen Feuerschutz.
Am nächsten Morgen, als sie weiterritten, stieg Garion ein seltsamer, fauler Geruch in die Nase. »Was ist das für ein Gestank?« fragte er.
»Der Cthoksee«, antwortete Belgarath. »Das ist alles, was von dem Meer übriggeblieben ist, das hier einmal war. Er wäre schon vor Jahrhunderten ausgetrocknet, wenn er nicht von unterirdischen Quellen gespeist würde.«
»Es stinkt wie verfaulte Eier«, sagte Barak.
»Im Grundwasser gibt es hier Schwefel. Ich würde nicht aus dem See trinken.«
»Das hatte ich auch nicht vor.« Barak rümpfte die Nase.
Der Cthoksee war ein großer, seichter Tümpel, dessen öliges Wasser nach allen toten Fischen der Welt stank. Seine Oberfläche dampfte in der eiskalten Luft, und die Dampffetzen trugen den scheußlichen Gestank heran. Als sie das Südufer des Sees erreichten, machte Belgarath ihnen ein Zeichen, anzuhalten. »Das nächste Stück ist gefährlich«, sagte er ernst. »Laßt eure Pferde nicht einfach laufen. Achtet darauf, auf festem Grund zu bleiben. Grund, der fest aussieht, ist es oft nicht, und es gibt noch andere Dinge, auf die wir achten müssen. Wenn ich stehenbleibe, bleibt auch stehen. Wenn ich losgaloppiere, dann tut das gleiche.« Er sah Relg nachdenklich an. Der Ulgo hatte sich noch ein Tuch um die Augen gebunden, teils um das Licht fernzuhalten, teils um nicht die Weite des Himmels sehen zu müssen.
»Ich führe sein Pferd, Großvater«, erbot sich Garion.
Belgarath nickte. »Das ist vermutlich die einzige Lösung.«
»Irgendwann muß er das auch noch überwinden«, sagte Barak.
»Vielleicht, aber jetzt ist weder der Ort noch die Zeit dafür. Wir wollen weiter.« Der alte Mann ritt vorsichtig im Schritt los. Das Gebiet vor ihnen dampfte und rauchte. Sie kamen an einem großen Teich aus grauem Schlamm vorbei, der gurgelte und qualmte, und dahinter lag eine funkelnde Quelle mit klarem Wasser, das fröhlich sprudelte und als brühheißer Bach in den Schlamm floß. »Wenigstens ist es hier wärmer«, stellte Silk fest.
Mandorallens Gesicht unter dem schweren Helm glänzte vor Schweiß. »Viel wärmer«, stimmte er zu.
Belgarath war langsam vorangeritten, den Kopf leicht geneigt, da er angespannt lauschte. »Halt!« rief er plötzlich.
Alles blieb stehen.
Unmittelbar vor ihnen war ein weiterer Tümpel unvermittelt ausgebrochen, und ein grauer Geysir aus flüssigem Schlamm schoß fast zehn Meter hoch in die Luft. Er sprudelte noch einige Minuten weiter, dann sank er allmählich in sich zusammen.
»Jetzt!« bellte Belgarath. »Schnell!« Er gab seinem Pferd die Sporen, und sie galoppierten an der noch brodelnden Oberfläche des Tümpels vorbei, durch den heißen Schlamm, der auf den Weg geschleudert worden war. Als sie ihn hinter sich gelassen hatten, verlangsamte der alte Mann das Tempo wieder und lauschte erneut.
»Worauf lauscht er?« fragte Barak Polgara.
»Die Geysire machen ein bestimmtes Geräusch, kurz bevor sie ausbrechen«, antwortete
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