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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Fragen einzugehen. »Gewöhnlich verlangen alle zu erfahren, wie all das möglich ist. Dich hingegen scheint das nicht zu kümmern.«
    »Weil es keinen Unterschied macht.« Cyn nahm all ihren Mut zusammen und trat einen Schritt auf den Schemen zu. »Ich bin hier, oder nicht? Als deine Gefangene.«
    »Als mein Gast«, verbesserte er.
    Sie schaute sich in der Kammer um. »Deine Gastfreundschaft lässt zu wünschen übrig«, stellte sie fest und wunderte sich selbst über ihre Schlagfertigkeit.
    »Wundert dich das? Du warst schließlich nicht eingeladen«, konterte der Junge und lachte schallend, was sie noch mehr ärgerte. »Komm schon, sei kein schlechter Verlierer«, reagierte er einmal mehr auf ihre Gedanken. »Du brauchst dich nicht zu grämen.«
    »Ich brauche mich nicht zu grämen? Ist das dein Ernst?« Sie lachte freudlos auf. »Ich befinde mich in eurer Gewalt und bin umgeben von Dingen, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Ich spreche mit einem Schatten – und soll mich nicht grämen?«
    »Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die du nicht verstehst – und kümmert es dich? Weißt du, warum Feuer hell ist? Wie ein Blitzschlag entsteht? Oder warum Sterne am Himmel stehen?«
    »Nein«, gab Cyn zu. »Jedenfalls nicht genau.«
    »Die Wahrheit ist viel größer als der Mensch«, belehrte Milo sie. »Das weißt du oder hast es zumindest geahnt, sonst wärst du nicht hierhergekommen.«
    »Ich bin gekommen, um nach dem Puck zu suchen.«
    »Nicht nur. Vor allem bist du hier, weil die Neugier dich getrieben hat. Und das, obwohl dein Vater zu Hause liegt, krank und im Fieber.«
    »Sprich nicht von ihm«, fiel Cyn dem Schatten ins Wort. »Ihr seid schuld an dem, was ihm widerfahren ist. Seit er im Caligorium gewesen ist, ist er nicht mehr derselbe.«
    »Niemand, der im Caligorium gewesen ist, ist hinterher noch derselbe«, konterte der Junge. »Was deinem Vater widerfahren ist, hat er sich aber selbst zuzuschreiben. Niemand hat ihn gezwungen, das Caligorium zu betreten, ebenso wenig, wie man dich dazu gezwungen hat. Aber offenbar seid ihr euch ähnlich, denn auch dein Vater wurde beim Schnüffeln hinter den Kulissen erwischt. So etwas sehen wir nicht gerne.«
    »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte Cyn, während sie langsam noch ein wenig näher trat. Sie gab sich Mühe, all das Fremde und Einschüchternde aus ihren Gedanken zu verdrängen und sich auf das zu beschränken, was sie verstand. »Werdet ihr mich der Polizei übergeben?«
    »Ich denke nicht, dass wir die Polizei brauchen werden. Die Grimmlinge pflegen solche Dinge sehr viel schneller und gründlicher zu erledigen.«
    »Die Grimmlinge?« Das Wort gefiel Cyn nicht.
    »Der Professor wird darüber entscheiden, sobald er zurück ist.«
    »Der Professor? Du sprichst von Umberto Caligore?«
    »Ganz recht. Sobald er wieder hier ist, wird er sich deines Falles annehmen.«
    »Er ist nicht im Theater?«
    »Das sagte ich doch gerade, oder nicht?«, schnarrte Milo. Wohin Caligore gegangen war oder wo er sich gegenwärtig aufhielt, schien er ihr nicht verraten zu wollen. »Nach seiner Rückkehr wird er darüber befinden, was mit dir zu geschehen hat. Aber ich gehe davon aus, dass auch dein Schatten befreit werden wird.«
    »Das heißt, ich … ich werde wie all die anderen?« Cyn versuchte nach Kräften, sich das Grauen nicht anmerken zu lassen, aber natürlich durchschaute er sie sofort.
    »Es ist völlig normal, dass du dich dagegen wehrst«, gestand Milo zu und klang erstaunlich einfühlsam, »aber da ist nichts, wovor du Angst haben müsstest.«
    »Nein?«, fragte sie. »Ich brauche keine Angst davor zu haben, zu einem gestaltlosen Schemen zu verblassen? Zu einer willenlosen Hülle zu werden wie mein Vater?«
    »Nur dein Körper«, schränkte Milo ein. »Dein Geist wird von allen Banden frei sein, wenn er erst auf deinen Schatten übergegangen ist – und ein völlig neues Leben wird sich dir erschließen.«
    Cyn lachte freudlos auf. »Was für ein Leben?«
    »Ein Leben ohne Einschränkungen, ohne Bande, ohne Grenzen. Der menschliche Geist ist solche Freiheit nicht gewohnt, deshalb wehrt er sich anfangs dagegen, ebenso wie der Körper.«
    »Du sprichst von dem Fieber, das meinen Vater befallen hat?«
    »Ein letzter Versuch seines Körpers, das Unaufhaltsame zu verhindern«, bestätigte Milo. »Aber schon sehr bald wird er einer von uns sein und nicht mehr das geringste Verlangen danach verspüren, jemals wieder in sein altes Leben zurückzukehren.«
    Cyn

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