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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ist mit ihm passiert?«
    »Das geht dich nichts an!«
    An seiner barschen Reaktion merkte Cyn, dass ihm die Frage naheging. Offenbar hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte sie vorsichtig.
    »Was schlägst du vor? Soll ich als dein Schatten gehen?« Er lachte freudlos auf. »Wie ich sehe, hast du schon einen.«
    Cyn sah auf ihren eigenen Schattenriss, der sich auf dem nackten Steinboden abzeichnete und jeder ihrer Bewegungen lautlos folgte. Dass es auch umgekehrt sein könnte, darüber hatte sie niemals nachgedacht. Nun jedoch ließ sie der Gedanke, dass ihr Schatten durch das Wirken magischer Kräfte ein Eigenleben gewinnen, dass ihr Geist gar auf ihn übergehen könnte, bis ins Mark erschaudern.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf den Puck, der auf dem Boden lag, und ein jäher Gedanke schoss ihr durch den Kopf. »Du brauchst also einen Körper, an den du dich heften kannst?«
    »So ist es. Allerdings steht es nicht in meiner Macht, die Schatten lebender Wesen zu vertreiben.«
    »Und wenn es kein lebendes Wesen ist?«
    »Was meinst du?«
    »Womöglich kannst du dich an etwas heften, das nicht lebt«, schlug Cyn vor. »An einen Gegenstand.«
    »Natürlich! Eine großartige Idee!« Der Schatten warf die Arme hoch. »Woran hast du denn gedacht? An ein Fass vielleicht? Mit einem Schatten, der Arme und Beine hat? Selbst diese dämlichen Sterblichen würden das bemerken.«
    »Nun«, meinte Cyn und trat vor. »An ein Fass hatte ich eigentlich nicht gedacht, sondern vielmehr daran!« Sie bückte sich und hob den Puck vom Boden auf.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Durchaus nicht. Diesen Unterschied der Schatten würde sicher niemand bemerken – und du wärst in der Lage, das Theater zu verlassen.«
    »Hm … Ich weiß nicht …«
    »Komm mit mir«, bekräftigte Cyn und streckte dem Schatten eine Hand entgegen. »Ich werde dir Dinge zeigen, die du noch nie zuvor gesehen hast, Wunder über Wunder. Lass dich verzaubern von einer Welt der Fantasie! Besuche ein Universum der Dinge und der Ideen, des Wissens und des Staunens, der Schatten und des Lichts …«
    »Das ist der Text von unserem Flugblatt«, sagte Milo verblüfft, der die Worte sofort erkannte. »Mit diesen Worten locken die Ausrufer das Publikum ins Caligorium.«
    »Ich weiß.« Cyn nickte. »Vielleicht ist es an der Zeit, davon in die wirkliche Welt gelockt zu werden.«
    »Der Professor wird es nicht erlauben.«
    »Der Professor ist nicht hier, oder?«
    »Nein.«
    »Wann kommt er zurück.«
    Milo zögerte. Offenbar war diese Information nicht für fremde Ohren bestimmt. »Erst morgen Abend«, erwiderte er dennoch.
    »Dann haben wir einen Tag«, folgerte Cyn. »Einen Tag im Licht.«
    »Das ist verrückt«, wandte Milo ein. »Warum sollte ich auf deinen Vorschlag eingehen? Was habe ich davon?«
    Cyn holte tief Luft.
    Jetzt kam es darauf an.
    »Wenn ich recht habe«, begann sie leise, »lernst du dort draußen eine Welt kennen, wie du sie bislang nicht gekannt hast und die dein Leben bereichern wird.«
    Der Schatten zuckte mit den Schultern. »Und wenn nicht?«
    »Dann hast du nichts zu verlieren.«
    »Du könntest zu fliehen versuchen.«
    »Kaum.« Cyn schüttelte den Kopf. »Vergiss nicht, dass sich mein Vater in eurer Gewalt befindet. Wenn es mir jedoch gelingt, dich davon zu überzeugen, dass die Welt der Menschen nicht nur schlecht ist und dass das Leben außerhalb dieses Theaters auch schön und reizvoll sein kann, so bitte ich dich, meinen Vater und mich freizulassen.«
    »Das ist unmöglich! Wie stellst du dir das vor?«
    »Ich dachte, du wärst frei in deinen Entscheidungen?«, fragte Cyn spitz.
    Einen Augenblick lang schwieg der Junge. Seiner Körperhaltung nach schien er angestrengt nachzudenken. »Für einen von euch kann ich etwas tun«, knurrte er dann mürrisch. »Aber nicht für euch beide.«
    »Dann nur mein Vater«, entschied Cyn ohne Zögern. »Lasst seinen Geist und seinen Schatten zu seinem Körper zurückkehren.«
    »Du würdest dich für ihn opfern?«
    »Ich liebe ihn von ganzem Herzen«, erwiderte Cyn und streckte erneut die freie Hand aus. »Der Handel gilt also?«
    »Deine Entscheidung wird deinem Vater nicht gefallen.«
    »Es ist meine Entscheidung«, erwiderte Cyn mit bebender Stimme. »Also?«
    Einen Augenblick sah es aus, als würde Milo sich nicht zu einer Entscheidung durchringen können. Dann kam Bewegung in seine schlanke Silhouette. Sie erhob sich und wuchs erneut an der Wand empor und über

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