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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Musik und Hunderten von Gästen umgeben war, fühlte sie sich dennoch ganz allein mit Ivan. Und keine Hilfe schien in Sicht.
    Ihr Kinn ruckte noch ein Stück höher, als sie beschloß, wieder in die Offensive zu gehen. »Weshalb hassen Sie Ihre Großmutter?«
    Ivans Gesicht versteinerte, während sein Blick von einer beängstigenden Wut kündete. »Das geht Sie nichts an, Miss Drysdale. Kommen Sie, tanzen wir.« Ohne weitere Warnung ergriff er ihre Hand führte sie - nein, zerrte sie - auf die Tanzfläche.
    »Ich will nicht tanzen!« zischte Lucy leise, denn sie wollte keine Aufmerksamkeit mehr auf sich lenken.
    Davon hatte sie schon genug gehabt.
    »Aber ich«, gab Ivan zurück. Lucy fand sich plötzlich in seinen Armen, er wirbelte sie herum, und ihre Röcke flogen, als sie sich unter die Tanzenden mischten.
    Warum mußte es ausgerechnet ein Galopp sein, fragte Lucy sich, als sie widerstrebend ihre linke Hand auf seinen Arm legte. Mit seiner Hand auf ihrem Rücken schien er sie bei jeder Halbdrehung dichter an sich zu drücken.
    »Nicht so eng«, flüsterte Lucy und stieg ihm mit voller Absicht auf den Fuß.
    »Wenn Sie mir noch einmal auf die Zehen treten, werde ich Sie plattdrücken«, warnte Ivan und grinste auf sie herab. »Platt ist wohl nicht das richtige Wort, wie?« fuhr er fort und ließ seinen Blick über ihren Busen gleiten.
    Obwohl Lucys Kleid nicht so tief ausgeschnitten war wie das der meisten anwesenden Frauen, schoß ihr eine verlegene Röte in die Wangen. »Sie sind unglaublich dreist!«
    »Das kommt daher, daß ich es nicht besser weiß.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Ach nein?« Er grinste nicht mehr. Während einer vollen Runde um die Tanzfläche sprachen sie nicht miteinander, zumindest nicht durch Worte. Was jedoch sein starker, männlicher Körper ihr mitteilte, wollte Lucy, dessen war sie sicher, nicht wissen. Valerie tanzte an Mr.
    Damerons Arm vorbei. Er schien kein unangenehmer Zeitgenosse zu sein, wenn auch etwas ungeschliffen in seinen Manieren; ganz anders als Ivan, der sehr genau wußte, wie man sich zu benehmen hatte. Wenn Ivan sich schlecht benahm, so immer mit voller Absicht. Lucy beschloß, ihn zu reizen, wie er sie zuvor gereizt hatte.
    »Da Sie es vorziehen, nicht zu antworten, werde ich mich sowohl auf das stützen müssen, was ich über Sie gehörte habe, als auch auf meine eigenen Eindrücke, und daraus dann meine Schlüsse über die Verstimmung zwischen Ihnen und Lady Westcott ziehen.«
    »Das wird sicher unterhaltsam.« Ivans Züge nahmen den Ausdruck einer nachsichtigen Überlegenheit an, wie ein älterer Mann sie gegenüber einer kindlichen jungen Frau zum Ausdruck bringen mochte. Lucy schwor sich, diese Andeutung eines hochnäsigen Lächelns aus seinem Gesicht zu radieren.
    »Ich nehme an, daß wir etwa gleich alt sind ...«, begann sie.
    »So alt sind Sie schon? Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »... daß wir aber auf ganz unterschiedliche Weise erzogen wurden«, fuhr Lucy unbeirrt fort. »Ich wuchs im Schöße meiner Familie auf, geliebt und behütet. Nun, vielleicht nicht direkt behütet in den letzten Jahren. Sie dagegen wuchsen bei einer Zigeunersippe auf, ohne Vater.«
    »Ich hatte dort einen Vater.«
    Lucy biß sich auf die Lippe. Davon hatte Lady Westcott ihr nichts erzählt. »Aha. Sie hatten dort also einen Vater. Das bedeutet, als Lady Westcott Sie nach Westcott House brachte ...«
    »Sie hat mich nie nach Westcott House gebracht.« Sein Griff um ihre Taille wurde eisern, doch er kam nicht aus dem Takt. Lucy hatte das Gefühl, daß sie ebensogut beide Beine gleichzeitig vom Boden abheben könne, ohne daß er auch nur eine Sekunde den Rhythmus verlöre, während er sie in seiner unnachgiebigen Umklamme-rung hielt.
    »Sie sind geradewegs aus den Armen ihrer Mutter nach Burford Hall verbracht worden?«
    »Ich habe ein paar schreckliche Tage auf dem Dachboden des Familiensitzes in Dorset erlebt. Dann schickte man mich nach Bastard Hall - verzeihen Sie, wenn dieser aufschlußreiche Name sie erschreckt -, ohne daß ich meinen leiblichen Vater zu Gesicht bekommen hatte.« Er erzählte das mit unbewegter Stimme.
    Angesichts dieser Antwort verging auch die letzte Spur von Boshaftigkeit in Lucy. Ivan schien das zu fühlen, denn er beugte sich zu ihr hinab und flüsterte ihr ins Ohr: »Dies wäre die passende Gelegenheit, mich an Ihre Brust zu ziehen und mir jeden erdenklichen Trost anzubieten.«
    Wie von der Tarantel gestochen, zuckte Lucy zurück.
    Er hatte sie mit

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