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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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küssen.«

7
    Nicht, als ob Lucy noch nie geküßt worden wäre. Sie war sogar schon öfter geküßt worden und konnte sich an die Zahl der Küsse - es waren elf gewesen - genau erinnern, nicht jedoch daran, wann und wo sie sie jeweils erhalten hatte.
    Doch diesen Kuß würde sie nie vergessen.
    Dies war der erste Gedanke, der sich aus dem Nebel löste, der ihren Verstand eingehüllt hatte. Nie würde sie diesen Kuß vergessen, denn er war gleichzeitig sanft und wild, zögernd und begehrend, sanft und gierig gewesen.
    Er tauchte sie in Süße und überflutete sie mit Leidenschaft. Sie hätte schwören können, den Rauch eines Feuers gerochen zu haben.
    Dann hob Ivan ein wenig seinen Kopf, gerade so weit, daß er auf ihr Gesicht hinabschauen konnte. Lucy wußte, daß sie ihn nie würde vergessen können. Seine Zuneigung zu ihr war nicht aufrichtig, ebensowenig wie ihre ihm gegenüber. Also war kein wirklicher Schaden angerichtet, redete sie sich ein. Aber er war der erste Mann -
    der erste und einzige Mann -, der sie je dazu gebracht hatte, seinen Kuß erwidern zu wollen.
    Ohne über die Folgen nachzudenken, erhob Lucy sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seinen Mund.
    Die Folgen ließen nicht auf sich warten. Ivans Arme legte sich um ihre Taille und drückten ihren Körper gegen seinen, während er sie zum zweiten Mal küßte. In diesem Kuß lag weniger Weichheit, dagegen viel Wild-heit und gieriges Verlangen. Es gab kein Zögern mehr in diesem Kuß, aber immer noch viel Zärtlichkeit.
    Lucy konnte fühlen, wie ihre Körper sich überall berührten, wo seine Hände sie festhielten: an Bauch, Brü-
    sten, Schenkeln.
    Dann begann Ivans Zunge den Saum ihres Mundes zu umspielen und ihre Lippen auseinanderzudrängen.
    Erregt schnappte Lucy nach Luft. Ivan nahm sofort seinen Vorteil wahr und stieß weiter vor. Zärtlich liebkoste er mit seiner Zungenspitze das empfindsame Innere ihres Mundes.
    Natürlich hatte Lucy schon von solchen Küssen gehört - geflüsterte Gerüchte, Gesprächsfetzen. Sie hatte sogar einen kurzen Eintrag darüber in dem Buch einer Freundin gefunden, einem französischen Machwerk über Gesundheit und Hygiene, das sich andeutungsweise auch mit der körperlichen Beziehung zwischen Ehepaa-ren befaßt hatte.
    Doch einen solchen Kuß hatte sie aus dieser trockenen und umständlichen Beschreibung nicht erahnen können.
    Außerdem waren sie und Ivan kein Ehepaar und würden es niemals werden.
    Allein dieser Gedanke hätte Lucys gesunden Men-schenverstand wieder wecken müssen. Doch leider küßte Ivan sie hinterhältigerweise gerade an Hals und Ohr, so daß ihr Verstand völlig aus der Bahn geriet.
    Als Ivans Hand tiefer glitt, war Lucy verloren. Er hatte in ihr etwas erweckt, das sie bisher noch nicht gekannt hatte und das sowohl ihren Körper als auch ihren Geist erfaßte. Etwas Unvorstellbares. Etwas, von dem sie bisher nichts gewußt hatte.
    Nein, sie würde weder diesen Kuß noch diesen Mann vergessen, und wenn sie hundert Jahre alt würde.
    »Sie küssen wie eine Kurtisane«, murmelte Ivan, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte.
    Lucy schluckte schwer. Natürlich, er machte nur Spaß und neckte sie mit ihrer Unerfahrenheit.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie enttäuscht habe«, flüsterte sie. »Hätte ich Ihre Absichten vorausgeahnt, so hätte ich geübt, um meine Kußtechnik zu verbessern. Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen«, verlangte sie und wandte ihr Gesicht ab, als er wieder ihren Mund suchte.
    »Ich bin keineswegs enttäuscht«, meinte er und sog an ihrem Ohrläppchen. »Was Ihnen an Technik fehlt, machen Sie durch Enthusiasmus wert. Jetzt weiß ich, daß Sie gerne küssen. Also leisten Sie keinen Widerstand, Lucy! Alles, was ich möchte, ist ein weiterer Kuß von Ihren süßen, aufreizenden Lippen.«
    Süß. Aufreizend. Diesen Worten konnte Lucy nicht widerstehen. Man hatte sie gutaussehend und geistreich genannt. Ein Bewerber hatte ihre daunenweichen Wangen gepriesen, ein anderer ihr Haar mit Seide verglichen.
    Doch keiner hatte sie je aufreizend genannt. Dazu hatten sie nicht den Mut besessen.
    Aber dieser Zigeuner-Graf, dieser Ivan Thornton, besaß mehr Mut als zehn Männer - nein, als elf.
    Nur noch ein Kuß, bettelte ihr erhitzter Körper. Nur noch einen, bat ihr vernebelter Verstand. Einen einzigen noch, flehte ihr närrisches Herz.
    Sie wandte sich Ivans suchenden Lippen zu, diesen versengenden Lippen, die sie von ihrem adrett frisierten Kopf bis zu den

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