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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht, weil ich nie dabei
war und auch mit der Logistik nichts zu tun habe. Aber hin und
wieder lässt einer eine Bemerkung fallen.«
    »Heißt das, die Beamten sind bestochen?«
    »Glauben Sie vielleicht, Bestechung funktioniert nur in Russland?
Es kommt nur auf die Summe an, dann wird jeder schwach.
Was verdient ein Zollbeamter? Zweitausend im Monat netto?
Geben Sie ihm noch zweitausend steuerfrei, und er fühlt sich
wie ein König. Da werden keine Fragen gestellt, was sich in diesen Containern befindet, da werden die Augen zugemacht und
die Papiere unterschrieben und abgestempelt. Auf den Frachtpapieren
steht dann so was wie Computer, Fernsehgeräte, Textilien
... Und wenn doch mal einer der Beamten nachfragt, dann
erklärt man ihm zum Beispiel, es handle sich um Kunstgegenstände,
die nicht ausgeführt werden dürfen. Und dann wedelt
man mit ein paar Scheinen, und alles ist gut. Larissa kam übrigens
auch in einem solchen Container in Kiel an.«
    »Sie sagten doch vorhin, dass Sie nicht wissen, was mit Larissa
passiert ist«, warf Henning ein.
    »Ach ja, stimmt, das sagte ich. Ich gebe zu, das war eine Lüge.
Ich war vor sechs Monaten noch einmal in St. Petersburg und
habe Larissas ehemalige Professorin aufgesucht. Sie hat mir alles
erzählt ...«
    »Ach, einfach so? Sie sind also so mir nichts, dir nichts bei ihr
reinspaziert, haben ihr ein paar Fragen gestellt, und sie hat
schön brav geantwortet.«
    »Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, das alles zu verstehen.
Nein, sie hat erst angefangen ihr verdammtes Maul aufzumachen,
nachdem ich ihr einen Finger nach dem andern gebrochen
hatte und sie vor Schmerzen fast wahnsinnig wurde. Sie
hat gewinselt wie ein geprügelter Hund und mich angefleht, ihr
nicht mehr weh zu tun oder sie gar zu töten. Dieses verkommene
Miststück! Aber sie hat gestanden, Larissa verkauft zu
haben.«
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    »Was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Henning.
    »Es ist eine.«
    »Sie haben sie umgebracht«, konstatierte Santos, die fror, obwohl
es in der Wohnung nicht kalt war. Es war eine Kälte, die
von innen kam und von ihrem ganzen Körper Besitz ergriffen
hatte.
    »Ich würde eher sagen, ich habe die Welt von einem stinkenden
Stück Scheiße befreit. Sie hat Larissa und Hunderte, vielleicht
sogar Tausende von Mädchen und Frauen in den Tod geschickt.
Und warum? Nur wegen des Luxus - eine tolle Villa, tolle Autos,
tolle Kleider und eine angesehene Stellung in der Gesellschaft.
Sie hat es nicht anders verdient.«
    »Warum haben Sie sie nicht angezeigt?«
    »Haben Sie nicht zugehört? Sie anzuzeigen hätte meinen Tod
bedeutet, weil ich bereits zur Firma gehörte. Aber das wollen
Sie gar nicht verstehen, weil es nicht in Ihr Weltbild passt. Die
Polizei ist immer anständig, immer auf der Seite des Gesetzes
und lässt sich nie etwas zuschulden kommen ...«
    »Blödsinn, ich weiß auch, dass bei uns nicht alles rund läuft«,
unterbrach Henning sie gereizt.
    »Könnte ich vielleicht auch ein Bier haben oder vielleicht einen
Wodka?«, fragte Santos, der das bisher Gehörte mächtig zusetzte.
Die zum großen Teil monotonen und auch weitgehend
emotionslosen Erzählungen hatten Spuren bei ihr hinterlassen,
das Frösteln wurde immer stärker. Henning sah sie stirnrunzelnd
an, doch ihre einzige Erwiderung war ein Schulterzucken.
    Ivana nickte und holte eine Flasche Wodka und ein Glas,
schenkte ein und reichte das Glas Santos. Sie kippte den Inhalt
in einem Zug hinunter, schüttelte sich, denn es brannte in ihrem
Magen, doch fast augenblicklich stellte sich eine wohlige
Wärme ein, die ihren ganzen Körper durchflutete. Es war das
erste Mal seit einer halben Ewigkeit, dass sie etwas Härteres als
Wein getrunken hatte, aber sie hatte auch noch nie etwas Grausameres
als Ivanas Geschichte gehört.
    »Haben Sie noch mehr umgebracht?«, fragte Santos, die das
Glas noch in der Hand hielt.
    Ivana stellte die Flasche auf den Tisch und antwortete ganz ruhig:
»Nein, obwohl ich es liebend gern getan hätte und auch
tun würde. Aber lassen Sie uns jetzt zum eigentlichen Grund
unseres Treffens zurückkehren - Gerds Tod. Ich habe Informationen
für Sie und biete Ihnen meine Hilfe an. Die Voraussetzung
dafür ist allerdings, dass Sie niemals von mir verlangen,
aufs Präsidium zu kommen.«
    »Verraten Sie uns auch, warum?«
    »Es ist möglich, dass ich dort Personen begegne, die ich kenne

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