Spiel der Teufel
und die vor allem mich wiedererkennen.«
»Wie haben wir das zu verstehen?«
»Denken Sie doch mal nach.«
»Sie wollen damit nicht etwa andeuten, dass bei uns Kollegen
sitzen, die sich ebenfalls bestechen lassen, oder?«
»Herr Henning, setzen Sie Ihre rosarote Brille ab und akzeptieren
Sie die Realität. Es ist längst nichts mehr so, wie es
scheint. Mit Namen kann ich aber leider nicht dienen, weil
Ihre werten Kollegen sich mir bisher nicht namentlich vorgestellt
haben, das heißt, ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt
jemals einem von ihnen begegnet bin. Aber es liegt
immerhin im Bereich des Möglichen. Es ist die Regel, dass
man sich nicht mit richtigem Namen anspricht, sondern
Decknamen benutzt, die obersten Bosse natürlich ausgenommen.
Da darf ruhig jeder wissen, um wen es sich handelt, es
wird ohnehin nie etwas gegen sie unternommen. Aber wenn
ich Ihre Kollegen ...«
»Und woher wollen Sie dann wissen, dass es welche von uns
sind?«, fragte Henning.
Ivana überlegte und antwortete ruhig und gelassen: »Weil Gerd
offenbar einen großen Fehler begangen hat ...«
»Was für einen Fehler? Mein Gott, lassen Sie sich doch nicht
alles aus der Nase ziehen!«
»Er muss irgendwas gemacht haben, wodurch seine Tarnung
aufgeflogen ist.«
»Von was für einer verdammten Tarnung sprechen Sie?«
»Er hat ohne Wissen seines Vorgesetzten und seiner Kollegen
ermittelt. Er hätte sich Ziese gern anvertraut, aber das ging
nicht.«
»Ja, und? Was hat das mit Tarnung zu tun? Und warum konnte
er sich Ziese nicht anvertrauen?«
Ivana ließ einen Moment verstreichen, ehe sie antwortete:
»Gerd war einer von uns, das heißt, er hat für beide Seiten
gearbeitet, er war quasi ein Doppelagent, obwohl das auch
nicht ganz richtig ist, weil er ja im Geheimen Informationen
für die Polizei gesammelt hat, die er aber erst preisgeben wollte,
wenn er genug zusammengetragen hatte. Nur, wem hätte
er diese Informationen geben sollen? Er wusste selbst, dass es
sinnlos war. Dennoch hat er weitergemacht. Er hat gegen
Windmühlen gekämpft.« Und nach einer kurzen Pause: »Genau
wie ich.«
Henning sprang auf und stellte sich direkt vor Ivana. »Das ist
nicht Ihr Ernst, Gerd kannte seine Grenzen.«
»Doch, es ist mein Ernst«, erwiderte Ivana ruhig und sah Henning
dabei an. »Und Gerd kannte seine Grenzen offenbar nicht.
Er hat vor ein paar Tagen gesagt, dass es so nicht weitergehen
könne und endlich Maßnahmen ergriffen werden müssten.
Aber er allein könne das nicht und müsse jemanden einweihen.
Er hat mir allerdings nicht gesagt, wen. Ich habe ihn nicht nur
eindringlich gewarnt, vorschnell zu handeln, ich habe ihn im
wahrsten Sinn des Wortes angefleht, es nicht zu tun. Ich habe
ihm gesagt, dass ich schon seit über zwei Jahren mit diesen
Leuten zusammenarbeite und noch keine Gelegenheit hatte, an
einen von ihnen ranzukommen, obwohl ich viel näher an ihnen
dran bin, und wie er das denn schaffen wolle. Er hat nur gemeint,
es gebe für alles einen Weg. Ja, sicher gibt es den, nur
manchmal ist es eine Sackgasse, aus der man nicht mehr rauskommt.
Sie müssen mir glauben, ich habe mit Engelszungen
auf ihn eingeredet. Ich habe mit ihm gestritten wie nie zuvor,
bis er gesagt hat, er überlege es sich noch einmal. Überzeugend
klang es aber nicht. Dabei wusste er doch genau, dass er niemals
an die Hintermänner rankommen würde. Er hätte vielleicht
ein paar von den Laufburschen erwischt, aber selbst
wenn, keiner von denen hätte das Maul aufgemacht.« Sie
rauchte hastig und nervös und pulte mit dem Zeigefinger am
Daumen. »Ich hätte ihn nie in die Sache mit reinziehen dürfen,
er war damit einfach überfordert. Ich habe zu spät erkannt,
dass er zu sehr an die Gerechtigkeit glaubte, und das wurde
ihm zum Verhängnis. Es gibt keine Gerechtigkeit, das weiß ich
schon lange.«
»Was heißt, Sie hätten ihn nicht in die Sache mit reinziehen
dürfen?«
»Ich meine damit damals, als ich angefangen habe nach Larissa
zu suchen. Er war der Einzige, der mir bei der Suche nach ihr
geholfen hat. Und wie ich schon sagte, haben wir uns kurz darauf
schon wieder aus den Augen verloren, weil er zurück nach
Deutschland ging. Ich kam vor zwei Jahren her, nachdem ich
die Schule der Firma durchlaufen hatte. Und vor nicht ganz
anderthalb Jahren wurde Gerd von zwei ehemaligen Kollegen
aus St. Petersburg kontaktiert. Er sprach ja perfekt Russisch.
Ich habe jedenfalls noch keinen Deutschen
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