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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ranzukommen. Er wird alles
abstreiten, und Sie können ihm nicht das Geringste beweisen.
Wenn er gezwungen wurde, wird er Angst zeigen, weil er sich
gleich von zwei Seiten bedroht fühlt. Da ist zum einen die
Angst, dass die Firma sich an seiner Familie vergreifen könnte,
und zum andern fürchtet er Repressalien durch die Polizei,
weil er ja etwas Illegales tut. Sie müssen sein Vertrauen gewinnen
und ihm ganz vorsichtig die Angst nehmen. Er muss das
Gefühl haben, dass Sie ihn beschützen können.«
    »Wir werden unser Bestes tun. Wie bleiben wir in Kontakt?«
    »Ich rufe Sie morgen Mittag gegen eins an. Ach ja, das hätte ich
beinahe vergessen - unsere Chirurgen werden geradezu fürstlich
entlohnt. Sie erhalten zwischen zwanzig- und vierzigtausend
Euro pro Operation, es hängt vom Schwierigkeitsgrad ab.
    Nieren gehören zur Routine, Leber, Pankreas und Lunge sind
wesentlich risikoreicher. Manche Chirurgen, die anfangs mit
sanftem Druck gezwungen werden mussten, tun es mittlerweile
gerne, weil sie so im Jahr weit über eine Million Euro steuerfrei
verdienen. Andere wiederum gehen an dem Druck zugrunde
wie Thiessen beziehungsweise Code 2. Seien Sie vorsichtig,
aber tun Sie etwas, Gerd war schließlich Ihr Freund. Haben Sie
noch Fragen?«
    »Ja, eine«, sagte Santos. »Wie kommt es, dass Sie so gut Deutsch
sprechen? Sie sind doch erst seit zwei Jahren hier.«
    »Meine Großeltern sind zur Hälfte deutsch. Ganze Generationen
väterlicherseits lebten in Kaliningrad, dem früheren
Königsberg. Meine Großeltern wurden direkt nach dem Zweiten
Weltkrieg umgesiedelt, und seitdem lebt meine Familie in
einem Dorf in der Nähe von Pronin, von dem Sie bestimmt
noch nie gehört haben. Meine Eltern, meine Geschwister und
ich sind zu Hause zweisprachig aufgewachsen, die Tradition,
wenn Sie verstehen. Das einzige Manko ist mein Akzent, den
ich wohl nie ablegen werde.«
    »Würden Sie uns freundlicherweise ein Haar von sich geben«,
sagte Henning.
    »Ein Haar?«
    »Ja.«
    »Warum?« Und nach ein paar Sekunden: »Ah, lassen Sie
mich raten. Man hat bei Gerd dunkle Haare gefunden, und
jetzt will man wissen, ob sie von mir stammen? Ich kann
Ihnen versichern, sie stammen von mir. Aber bitte, lassen Sie
es überprüfen«, sagte Ivana, riss sich mit einem Ruck gleich
mehrere Haare aus und reichte sie Henning mit einem Lächeln.
    »Danke.«
    »Sonst noch was?«
    Henning schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht. Ich hoffe,
dass Sie uns nicht reingelegt haben.«
    »Das habe ich nicht, und ich werde es Ihnen beweisen. Es war
auch für mich ein Risiko, mich mit Ihnen zu treffen. Und versuchen
Sie nicht, mich anzurufen, ich melde mich morgen wie
versprochen. Gehen wir, ich bin müde.« Während sie auf den
Aufzug warteten, fragte Ivana: »Wie ist Gerd gestorben?«
    »Er wurde mit K.-o.-Tropfen betäubt, mit Wodka abgefüllt
und mit Auspuffgasen vergiftet. Er ist genau genommen dreimal
ermordet worden.«
    »Dass jemand auf eine derart aufwendige Weise umgebracht
wird, habe ich noch nie gehört. Na ja, die lassen sich eben immer
wieder was Neues einfallen. Töten ist für die ein Spiel.«
Sie gingen zu ihren Autos. Henning sagte zum Abschied: »Passen
Sie auf sich auf. Und verzeihen Sie, wenn ich vorhin ...«
»Schon gut, ich kann Sie ja verstehen. Bis morgen, und denken
Sie dran, nichts ist, wie es scheint. Aber auch wirklich gar
nichts.«
     
    Auf der Fahrt zu ihrer Wohnung sagte Santos: »Ich habe mit
allem gerechnet, aber nicht mit so was. Mir kommt es vor, als
hätte ich ihn überhaupt nicht gekannt. Was war Gerd denn
nun? Ein korrupter Bulle? Oder wollte er ein zweiter James
Bond sein?«
    »Rechtlich gesehen war er korrupt. Moralisch betrachtet hat
er für das Recht oder gegen das Unrecht gekämpft. Er war
schon immer so. Er hat mir einige Male erzählt, wie leid es
ihm getan hat, wenn er illegale Huren abschieben musste. Er
hat gesagt, warum müssen die raus, die tun doch niemandem
was, während andere schwerkriminelle Ausländer sich ins
Fäustchen lachen, wenn sie festgenommen werden, weil sie
sich einen teuren Anwalt leisten können und ungeschoren davonkommen.
    Ganz zu schweigen davon, dass sie nicht ausgewiesen
werden. Er hat diese Ungleichbehandlung nie begriffen.
Ich ehrlich gesagt auch nicht. Zu was sind wir Bullen
eigentlich gut?«
    Santos erwiderte nichts darauf. Sie hatte die Augen geschlossen
und dachte nach. Wenige Minuten vor eins erreichten sie ihre
Wohnung und

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