Spiel der Teufel
dasselbe. Das war's,
dachte ich nur.«
»Auf welchem Handy?«
»Wir haben beide Prepaidhandys, so dass man die Anrufe nicht
zurückverfolgen kann. Ich weiß nicht, wo seins jetzt ist.«
»Aber da ist dann Ihre Nummer drauf«, sagte Henning. »Hat
schon irgendwer versucht Sie anzurufen?«
»Nein, bis jetzt nicht. Ich weiß, dass das Handy mich verraten
könnte, aber damit muss ich leben. Allerdings kennt die Firma
diese Nummer nicht, und wir haben unsere Nummern auch
nicht unter einem Namen gespeichert. Sollten Sie im Besitz des
Handys sein, werden sie sich natürlich fragen, wer versucht hat,
ihn anzurufen beziehungsweise, zu wem die Nummer gehört.«
»Können sie es rausfinden?«, fragte Santos.
»Eigentlich nicht, aber bei denen weiß man nie. Ich habe deshalb
vorsichtshalber mein Handy ausgeschaltet und entsorgt.«
»Aha, deshalb also die russische Nummer, die Sie uns gegeben
haben. Clever. Trotzdem, wenn das alles so stimmt, wie Sie es
beschrieben haben, schweben Sie in großer Gefahr«, sagte
Santos.
»Auch dessen bin ich mir bewusst. Aber soll ich Ihnen was
sagen? Ich habe keine Angst, denn jetzt, wo Gerd tot ist, habe
ich nichts und niemanden mehr, wofür es sich zu leben lohnt.
Es ist alles so sinnlos geworden. Aber ich würde Ihnen gerne
helfen, seinen Mörder zu finden. Und wenn ich selbst dabei
draufgehe.«
»Und wie stellen Sie sich das vor? Sollen wir jeden Kollegen in
Kiel fragen, ob er was mit Gerds Tod zu tun hat?«
»Nein. Finden Sie die undichte Stelle im Präsidium. Es kann
sich nur um Beamte aus der Abteilung Organisierte Kriminalität,
Menschenhandel, Prostitution handeln. Auf unserer Lohnliste
stehen siebzehn Beamte. Jetzt nur noch sechzehn. Es ist
durchaus möglich, dass der eine oder andere mich schon mal
gesehen hat ...«
»Ja, schon gut, deswegen wollen Sie ja auch nicht aufs Präsidium
kommen. Was ist mit den Namen?«
»Keine Namen, Nummern wie bei Gerd. Er wurde in der
Buchhaltung als Nummer 323 geführt.«
»323 gleich Gerd. Können Sie uns eine Liste mit allen Nummern
beschaffen?«
»Das ist zwar sehr riskant, aber ich versuche es. Wenn ich es
schaffe, bekommen Sie die Liste in ein paar Tagen. Ich muss
nur höllisch aufpassen, weil bei uns alles videoüberwacht ist
und jeder Rechnerzugriff und jeder Speichervorgang dokumentiert
und täglich mehrfach überprüft wird. Ich werde mir
aber etwas einfallen lassen.«
»Danke. Wohin wurde eigentlich Gerds Lohn überwiesen?
Oder hat er das Geld bar auf die Hand bekommen?«
»Auf ein Konto in Österreich.«
»Kontonummer? «
»Hab ich nicht im Kopf, kann ich aber besorgen.«
»Okay. Nur noch eine Frage. Wie viele von diesen Kliniken
gibt es?«
»In Deutschland bisher drei. In Schweden, Norwegen, Dänemark
und Finnland jeweils eine. Bis Ende des Jahres kommen
voraussichtlich noch zwei Kliniken in Deutschland dazu sowie
eine in Österreich und in der Schweiz. Was das bedeutet, können
Sie sich vorstellen.«
»Nicht ganz«, sagte Henning.
»Noch mehr Ärzte und Chirurgen werden zum Teil gegen ihren
Willen rekrutiert, noch mehr Menschen nicht nur aus Russland und anderen osteuropäischen Staaten, sondern auch aus
Ländern wie Brasilien, Indonesien und so weiter werden unter
Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Europa gelockt. Wie
schon gesagt, das Geschäft boomt. Aber ich habe noch eine
Information für Sie. Gestern wurde wieder ein Kieler Chirurg
rekrutiert, zumindest steht er bereits auf der Lohnliste. Er hat
den Code 1, das heißt, er ist ein Herzspezialist, genau genommen
ist er auf Herztransplantationen spezialisiert.«
»Wie ist sein Name?«
»Er hat nur eine Nummer«, antwortete Ivana.
»Ach kommen Sie, Sie können mir nicht weismachen, dass Sie
außer Nummern nicht auch Namen haben.«
»Es ist aber so. Erkundigen Sie sich doch, wer dafür in Frage
kommen könnte. In der Regel sucht man Männer aus, die Familie
haben. Sie sind meist unter fünfzig und genießen hohes
gesellschaftliches Ansehen. Das dürfte für Sie doch nicht allzu
schwer sein.«
»So leicht, wie Sie sich das vorstellen, ist das nun auch wieder
nicht. Kiel ist in Deutschland eine der führenden Städte für
Herzoperationen und auch -transplantationen. Aber gut, wir
versuchen es trotzdem. Angenommen, wir finden ihn, wie sollen
wir dann Ihrer Meinung nach vorgehen? Mit der Holzhammermethode?
«
»Wenn er freiwillig mitmacht, was leider bei vielen der Fall ist,
wird es schwer werden, an ihn
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