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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Auf Wiedersehen.«
    Henning sah ihr nach, wartete noch einen Augenblick und ging
zu Santos und Harms.
    »Ich hab sie nach Hause bringen lassen.«
    »Und weiter?«
    Henning setzte sich auf die Schreibtischkante und sagte: »Sie
gibt zu, Nina nicht leiden zu können, und sie hat auch recht
plausible Gründe angeführt. Über Gerd konnte sie mir so gut
wie nichts berichten, weil sie ihn nur selten sah. Aber bevor sie
ging, hat sie gesagt, dass Gerd außer mir keine Freunde hatte,
nicht einmal in seiner Abteilung. Wusstet ihr das? Ich dachte
immer, er wäre so beliebt.«
    »Ist mir auch neu«, bemerkte Santos erstaunt.
    »Und was bedeutet das? Genau, einen weiteren Besuch bei
Kurt.«
     

DONNERSTAG, 14.35 UHR
     
    Alle achtzehn Menschen, die in der vergangenen Nacht in Kiel
angekommen waren, befanden sich noch in dem großen Raum.
Die Tafel war am späten Vormittag wieder opulent gedeckt
worden, alle hatten geduscht und frische Sachen angezogen
und warteten sehnsüchtig darauf, endlich zu ihrem Ziel befördert
zu werden. Es herrschte angespannte Ruhe, doch keine
Angst. Was sollte ihnen schon Böses widerfahren, wenn sie so
fürsorglich behandelt wurden? Die Anspannung rührte lediglich
daher, dass alle nur auf das Zeichen warteten, zum Auto zu
gehen und entweder nach Berlin oder zum Schiff nach Schweden
gebracht zu werden.
    Oleg und Peter waren um sechs Uhr von einer Frau und einem
Mann abgelöst worden, die in einer Ecke saßen und Kaffee tranken,
während sie die Anwesenden nicht aus den Augen ließen.
Alexandra lag auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt,
und schien zu schlafen. Die Zwillinge spielten wortlos
mit den Händen ein Spiel, das nur sie selbst verstanden, während
die andern entweder etwas aßen, sich leise unterhielten
oder ebenfalls schliefen. Durch den fensterlosen Raum hatten
sie jegliches Zeitgefühl verloren. Auch wenn einige Armbanduhren
umhatten, wussten sie nicht, ob es Tag oder Nacht war,
wie lange sie sich schon hier aufhielten und wie lange es noch
dauern würde, bis sie endlich diesen Raum verlassen durften.
Es war kurz nach halb drei am Nachmittag, als Petrowa hereinkam.
Sie wirkte ausgeruht und sah wieder sehr hübsch aus,
machte ein überaus freundliches Gesicht und begrüßte jeden
persönlich. Sie beugte sich zu den Kindern hinunter, streichelte
ihnen übers Haar, unterhielt sich mit ihnen auf Russisch und
blieb, nachdem sie mit allen andern ein paar Worte gewechselt
hatte, als Letztes bei Alexandra stehen.
    »Hallo, was macht die Nase?«
    Alexandra wollte aufstehen, doch Petrowa schüttelte nur den
Kopf und setzte sich stattdessen zu ihr aufs Bett.
    »Sie tut noch weh.«
    »Und wie geht's Ihnen sonst? Aufgeregt?«
    »Schon«, entgegnete Alexandra, die letzte Nacht noch sehr
forsch aufgetreten war, fast schüchtern. »Wann kann ich denn
fahren?«
    »Es wird sich leider noch um einen Tag verzögern, wir haben
Transportprobleme, die aber garantiert morgen behoben sein
werden. Ich wünschte auch, ich könnte euch eine bessere
Nachricht bringen, aber das nennt man höhere Gewalt. Ich
hoffe, ihr seid nicht zu traurig. Ich verspreche, es wird bestens
für euch gesorgt.« Sie nahm Alexandra in den Arm und streichelte
auch ihr übers Haar. »Nicht traurig sein, ihr seid doch
schon in Deutschland, der Rest ist eine Kleinigkeit.« Petrowa
erhob sich. »Alle, die nach Skandinavien fahren, folgen bitte
dem jungen Mann dort zum Bus. Ihr werdet zum Hafen gebracht
und seid morgen Abend an eurem Bestimmungsort. Ich
wünsche euch eine gute Reise und vor allem einen angenehmen
Aufenthalt und viel Erfolg für euer weiteres Leben. Vielleicht
sehen wir uns ja irgendwann mal wieder. Es heißt ja, man sieht
sich immer zweimal im Leben.«
    Die sieben Personen nahmen ihre wenigen in Rucksäcken verstauten
Habseligkeiten, im Wesentlichen Erinnerungsstücke an
die Heimat und Zuhause, Fotos der Eltern, der Geschwister,
Verwandten, Freundinnen oder Freunde, und wurden zum
Transporter geführt.
    Als sie gegangen waren, sagte Petrowa: »Jetzt zu euch. Ich
möchte noch kurz mit jedem Einzelnen ein Gespräch führen.
Erst mit Alexandra, danach mit Kolja ... Ihr alle müsst euch
leider noch einmal einer medizinischen Untersuchung unterziehen.
Ich habe erfahren, dass etwas Wichtiges vergessen wurde.
Ich verspreche aber, es wird nicht lange dauern. Alexandra,
kommen Sie bitte? Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.«
Alexandras Blick war

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