Spiel der Teufel
haben. Wie hat dir der
Whiskey geschmeckt?«
Santos sah Henning kurz von der Seite an und antwortete: »Ein
gepflegtes Glas Rotwein ist mir auf jeden Fall tausendmal lieber.
Oder ein Bier.«
»Mir auch. Lass uns was essen, damit ich den Geschmack loswerde.
Dazu dieser Qualm, den er mir andauernd ins Gesicht
geblasen hat.«
»Kleiner Vorschlag. Während ich uns was zu essen brutzle, gehst
du unter die Dusche, dann essen wir, und danach dusch ich. Und
hinterher machen wir noch ein Nickerchen, schließlich könnte
es sein, dass die Nacht wieder ziemlich kurz wird.«
»Und wenn wir die Rollen tauschen? Ich koche und ...«
»Das nächste Mal. Weißt du, was mich ankotzt? Dass wir noch
keinen einzigen Schritt weitergekommen sind. Wir wissen bis
jetzt nicht, wer unsere Asiatin ist, wir haben keinen Schimmer,
mit wem Gerd über seine Undercover-Aktion gesprochen hat,
wir haben nicht mal einen winzigen Punkt, an dem wir ansetzen
können. Mittlerweile seh ich in jedem, mit dem wir sprechen,
einen potenziellen Mörder, egal, ob Kurt, Klose, Lehmann,
Hinrichsen. Fehlt nur noch, dass ich auch Gerds Mutter
und Nina verdächtige.«
»Geht mir doch genauso. Wäre diese Ivana nicht aufgetaucht,
wüssten wir sogar noch weniger. Wir können doch nur von
Glück sprechen, dass sie uns kontaktiert hat und vor allem,
dass sie uns aufgeklärt hat, was Gerd gemacht hat. Ohne sie
wären wir vollkommen aufgeschmissen und würden noch Jahre
nach einem Motiv suchen.«
»Du findest sie wohl von Minute zu Minute toller? Wenn ich
an gestern Abend denke, wie du fast ausgerastet bist...«
»Ich war nur geschockt, weil ich das nicht glauben wollte. Du
bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
»Blödsinn, obwohl, sie ist eine sehr attraktive Frau, und wenn
sie zurechtgemacht ist...«
»Ja, dann sieht sie bestimmt umwerfend aus. Aber ich bin doch
nur ein armer Schlucker, mit so was gibt sich eine wie sie niemals
ab«, bemerkte Henning mit gespielt weinerlicher Stimme
und sah aus dem Seitenfenster.
»Da stimm ixch dir zu, ich meine, dass sie zurechtgemacht sicher
umwerfend aussieht. Geld hat sie wahrscheinlich selbst genug.
Aber mal Spaß beiseite, Ivana schwebt meines Erachtens in
wesentlich größerer Gefahr, als sie sich vermutlich bewusst ist.
Sie hat zwar betont, dass sie es weiß und keine Angst vor dem
Sterben hat... Das, was sie gerade vollführt, ist doch ein Ritt auf
der Rasierklinge. Keine Ahnung, ob ich mich das trauen würde.
Sie berichtet uns von absolut skrupellosen Bestien, sie schildert
uns geradezu plastisch, wie dieses perfide System funktioniert,
dass bis in die Spitzen der Politik Leute involviert sind und ...
Mein Gott, ich hab ihre Anspannung körperlich gespürt. Sollte
sie gelogen haben, dann war es eine perfekte Darbietung. Aber
es macht Sinn. Wenn ich alles zusammennehme, macht es sogar
verdammt viel Sinn. Was Klose uns über diesen Ivanauskas
erzählt hat, passt doch einwandfrei in das Bild, das Ivana uns
von der Organisation gezeichnet hat. Sie hat nicht gelogen, das
war alles echt.«
»Sag ich doch. Umso gespannter bin ich, was sie heute Abend
zu berichten hat. Ich werde ihr auf jeden Fall ein paar sehr direkte
und auch unangenehme Fragen stellen.«
Henning duschte, während Santos am Herd stand und zwei Putenschnitzel
in der Pfanne brutzelte, Reis kochte und einen Salat
machte. Um halb acht legten sie sich auf die breite Couch, das
»Lümmelsofa«, wie Santos es nannte. Sie kuschelte sich an ihn
und schlief ein. Der Wecker klingelte um Punkt zehn. Santos und
Henning machten sich langsam fertig und verließen um kurz nach
halb elf die Wohnung. Sie wollten Ivana nicht warten lassen.
DONNERSTAG, 20.00 UHR
Loose hatte einen langen und arbeitsreichen Tag hinter sich. Er
war seit zwei Stunden zu Hause, hatte mit der Familie zu
Abend gegessen, Kerstin hatte die Kinder zu Bett gebracht und
sich danach zu ihm gesetzt. Eine Flasche Wein und zwei gefüllte
Gläser standen auf dem Tisch. Er stieß mit ihr an, trank
einen Schluck und stellte sein Glas zurück.
»Hast du über eine Entscheidung nachgedacht?«, fragte sie,
ohne ihn dabei anzusehen.
»Selbst bei meinen beiden OPs hab ich an nichts anderes gedacht.
Schatz, ich weiß nicht, was ich machen soll. Die haben
mich komplett in der Hand. Und ich kann und werde nicht
zulassen, dass sie dir oder den Kindern etwas antun. Das würde
ich nicht verkraften, wobei ich inzwischen zu dem Schluss gekommen
bin,
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