Spiel der Teufel
dass sie euch gar nichts tun würden. Das ist keine
Verbrecherbande, sie helfen schließlich Menschen, wieder ein
normales Leben führen zu können.«
»Merkst du gar nicht, dass du wirres Zeug redest? Was denn
nun, haben sie dich in der Hand, oder sind sie Gutmenschen?
«
»Entschuldigung, ich bin noch etwas durcheinander, weil ich
nicht weiß, wie ich es dir beibringen soll. Ich habe mich entschieden.
«
»Verkraftest du denn das, was sie von dir verlangen?«, fragte
sie und sah ihn dabei forschend an.
»Ich bin ja die ganze Zeit am Überlegen und denke, es ist für
uns alle das Beste, wenn ich auf ihr Angebot eingehe ...«
»Auf einmal ist es ein Angebot. Gut, du nimmst es also an. Auch
wenn es gegen das Gesetz verstößt? Du bist doch sonst immer
so darauf bedacht, dass alles mit rechten Dingen zugeht.«
»Du hast ja recht, aber wer sagt denn, dass dort etwas Ungesetzliches
oder Unrechtes passiert? Gut, ich habe keine Ahnung, wie diese Klinik geführt wird, aber ich gehe davon aus,
dass sie ein stilles Abkommen mit Eurotransplant oder einer
anderen Organisation haben, die davon profitiert. Koljakow,
schade, dass du ihn nicht kennst, ist ein äußerst weltgewandter
Mann, sehr distinguiert, sehr gepflegt, rhetorisch unschlagbar
und dazu noch sympathisch und keineswegs abgehoben. Ihre
Klientel stammt natürlich nur aus den besseren Kreisen, weil
die Organe eine Menge Geld kosten. Aber sollte mich das hindern,
diese Operationen durchzuführen? Nur, weil ich nicht
den ganz offiziellen Weg gehe?«
»Du hast also deine Entscheidung endgültig getroffen«, konstatierte
Kerstin Loose und trank von ihrem Wein. »Warum
dann aber dieser Traum, der dich so verstört hat, dass du am
ganzen Leib gezittert hast?«
»Ich habe keine Erklärung.«
»Und die Drohungen? War das auch nur ein Traum?«
»Wenn ich es recht betrachte, waren es keine wirklichen Drohungen,
und Koljakow hat selbst gesagt, dass ich das Wort
Drohung aus meinem Gedächtnis streichen soll. Als ich in der
Klinik war, kam es mir eher so vor, als würden sie mich bitten,
für sie hin und wieder tätig zu sein. Du hättest die Operationssäle
sehen müssen, nur das Beste vom Besten. Da passt alles,
jedes noch so kleine Detail. Ich hab so was jedenfalls noch nie
zuvor gesehen. Dagegen schaut's bei uns aus wie vor dreißig
Jahren. Kerstin, ich weiß nicht, ob du meine Entscheidung mitträgst,
aber ich werde es tun. Nicht des Geldes wegen, falls du
das denkst, obwohl das ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist,
sondern weil ich mich durch meinen hippokratischen Eid verpflichtet
habe, Menschen zu helfen. Ich bringe doch niemanden
um, ich rette Leben. Ist das nicht das Wichtigste, was ein Arzt
tun kann oder soll? Dieses fünfjährige Mädchen, das ich am
Freitag habe, es kann doch nichts dafür, dass es mit einem
schweren Herzfehler zur Welt gekommen ist. Soll ich es sterben lassen, nur weil ich falsche Skrupel habe? Oder weil ich an
der Integrität der Klinikleitung zweifle? Vielleicht wird aus
diesem Mädchen später etwas ganz Besonderes, vielleicht hilft
sie andern Menschen, vielleicht wird sie eine große Künstlerin
oder ... Ich weiß nicht, ob du meine Gedankengänge nachvollziehen
kannst, ich weiß nur, dass ich keine Wahl habe. Aber
nicht, weil ich gezwungen werde, sondern weil es womöglich
meine Bestimmung ist.«
»Ich bin lange genug deine Frau und weiß, dass ein Herz innerhalb
weniger Stunden verpflanzt werden muss, sonst ist es unbrauchbar.
Wie können sie dann Tage vorher eine OP auf den
Freitag festlegen? Hast du dir darüber schon mal Gedanken
gemacht? Du bist doch sonst so penibel und korrekt.«
»Das hab ich, Schatz. Wir hatten schon einige Male solche Termine
Tage oder Wochen vorher eingeplant, weil wir die Zusage
für ein Organ hatten, der Spender aber noch am Leben war. Es
sind nicht immer nur Unfallopfer, die als Spender herhalten
müssen.«
»Du gestattest mir aber trotzdem, dass ich Zweifel anbringe?
Wenn sie dich ganz normal gefragt hätten, hättest du dann zugestimmt?
«
»Ich verstehe nicht, was du meinst?«
»Nun, wenn sie dir nicht Fotos von den Kindern und mir auf
den Tisch gelegt hätten. Es waren Drohungen, davon kannst
du mich nicht abbringen.«
»Heutzutage wird doch in allen Bereichen getrickst, gedroht,
betrogen und was weiß ich nicht alles. Die Methoden haben
sich in den vergangenen drei, vier Jahrzehnten eben geändert.
Und dass die Russen ihre eigene Art
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