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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Jahren hatte
er es nicht nur bei einem Zusammenstauchen bewenden lassen,
sondern einen jungen Kollegen vom Dienst suspendiert, als
dieser über mehrere Tage auf eigene Faust ermittelt hatte und
schließlich in Harms Büro erschien, als wäre nichts gewesen.
Das allein war aber nicht der Grund für die Suspendierung,
sondern die Tatsache, dass er seinen Fehler nicht einsehen wollte.
Die Suspendierung wurde später aufgehoben und der Kollege
in ein Revier versetzt, wo er wieder Streifendienst versehen
musste.
     
    »Und?«, fragte er, aber es klang wie: Nun rückt schon raus mit
der Sprache, was hat euer Besuch bei Nina Wegner ergeben.
»Könnte sein, dass Gerd keinen Selbstmord begangen hat«,
sagte Henning, nahm Platz und legte das Notebook auf den
Schreibtisch, während Santos sich ans Fenster stellte.
    »Ziese war vorhin hier. Er klang auch nicht sonderlich überzeugt,
dass einer seiner besten Männer so etwas getan haben
sollte. Was veranlasst euch zu dieser Theorie?«, fragte Harms.
»Schwer zu erklären, ist mehr ein Gefühl«, antwortete Henning
ausweichend. »Wir müssen die Auswertung der KTU abwarten
und vor allem das Ergebnis der Autopsie.«
    »Seit wann verlässt du dich auf dein Gefühl, das ist doch eher
Lisas Spielwiese?«
    Santos musste unwillkürlich lächeln, während Henning seinen
Vorgesetzten wütend ansah. »He, du warst nicht bei ihm zu
Hause, also lass das. Wir warten alle Ergebnisse ab, und dann
sehen wir weiter. Aber Lisa und ich glauben, dass er sich nicht
umgebracht hat. Und Gerds Frau hält es sowieso für völlig
ausgeschlossen. Du kanntest Gerd doch auch, oder?«
    »Natürlich, warum?«
    »Nur so. Oder nein, ich verrat dir was - seine Frau ist schwanger.
Im vierten Monat. Sie hat es eine Woche nach dem Tod
ihrer Tochter erfahren. Außer ihr und Gerd wusste bisher niemand
davon. Ich habe ihn erst letzte Woche in der Kantine getroffen,
und er hat nichts erzählt, nicht einmal eine Andeutung.
Und noch was, er machte auf mich alles andere als einen depressiven
Eindruck ...«
    »Die wenigsten, die sich umbringen, lassen sich das im Vorfeld
anmerken«, warf Harms ein.
    »Falsch, die meisten senden Signale aus, die aber von der Umwelt,
und seien es die engsten Angehörigen, nur selten wahrgenommen
werden. Das solltest du eigentlich wissen. Gerd war
weder depressiv noch suizidgefährdet, mein Wort drauf. Reicht
dir das schon mal als kleiner Vorgeschmack?«
    »Was meinst du mit Vorgeschmack?«
    »Es gibt noch einige andere Dinge, aber die erzählen wir dir
später, wir haben nämlich noch einen Termin mit Ziese.«
»Nur einen kleinen Tipp, ich bin nämlich verdammt neugierig
«, sagte Harms, beugte sich nach vorn und spielte mit seinem
Kugelschreiber, ohne Henning aus den Augen zu lassen.
Santos kam vom Fenster zum Schreibtisch und fragte Harms:
»Wie spät ist es?«
    »Du hast doch selber eine Uhr, und außerdem hängt eine an
der Wand.«
    »Ich weiß, sag's mir trotzdem.«
    »Mein Gott, zwölf nach fünf. Warum? Um was geht's hier eigentlich?
Rätselraten?«, erwiderte Harms genervt.
    »Nina, Gerds Frau, war das ganze Wochenende bis heute Morgen
bei einer Freundin in Hamburg. Als sie dort heute aufgewacht
ist, stand ihre Uhr auf zwei Uhr dreiundzwanzig.«
    »Ja und? Das passiert nun mal, wenn die Batterie leer ist«, entgegnete
Harms noch einen Tick ungehaltener.
    »Die Uhr hat keine Batterie, es ist eine Automatik, sehr elegant
und alles andere als eine Billigmarke. Gerd hat sie Nina vor
knapp zwei Monaten zum Geburtstag geschenkt.«
    »Und weiter? Auch eine Automatik kann ...«
    Santos hob die Hand und stoppte Harms. »Nina kam mit dem
Bus nach Hause, obwohl Gerd sie vom Bahnhof abholen wollte.
Sie ging ins Schlafzimmer, weil sie dachte, er hätte vielleicht
die Zeit verpennt, aber Gerd war nicht da, das Bett war sogar
unbenutzt. Dafür standen sowohl die Wanduhr als auch der
Wecker auf zwei Uhr dreiundzwanzig. Zufall?« Santos schüttelte
den Kopf. »Eher nicht.«
    »Augenblick, damit ich das recht verstehe«, sagte Harms und
grinste spöttisch. »Ihr wollt damit doch wohl nicht andeuten,
dass Gerd aus dem Jenseits eine Botschaft geschickt hat? Ihr
meint das nicht ernst, oder?«
    »Und wenn?«, sagte Santos mit herausforderndem Blick und
stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch. »Wenn
du dort gewesen wärst, würdest du nicht mehr zweifeln. Es
hatte etwas Unheimliches, ehrlich. Eine Uhr, okay, aber drei?!

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