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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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haben könnten, oder auch auf Verletzungen,
die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Vielleicht
wurde er auch vergiftet...«
    »Es gibt Gifte, die schon nach sehr kurzer Zeit gar nicht mehr
oder nur sehr schwer nachzuweisen sind, und für extrem aufwendige
Untersuchungen fehlen mir die Mittel. Ihr wisst ja
selbst, wie gerade bei uns in den letzten Jahren der Rotstift angesetzt
wurde.«
    »Versuch's trotzdem«, bat Henning.
    »Verratet ihr mir noch ein bisschen mehr, ihr habt nämlich
meine unersättliche Neugier geweckt?«
    »Sein Notebook wurde allem Anschein nach manipuliert. Außerdem
existiert kein Abschiedsbrief, zumindest hat man noch
keinen gefunden. Er war keiner, der sich einfach so davongeschlichen
hätte. Er wollte seine Frau, die das Wochenende über
bei einer Freundin in Hamburg war, heute Mittag am Bahnhof
abholen. Dazu ist Nina im vierten Monat schwanger. Unter
uns, würdest du ihm zutrauen, sich das Leben zu nehmen,
wenn er weiß, dass seine Frau schwanger ist? Nach dem Tod
ihrer Tochter hatten sie wieder eine Perspektive. Reicht das für
eine ausführliche Untersuchung?«
    Jürgens fuhr sich mit einer Hand durch das stetig lichter werdende
blonde Haar und seufzte auf. »Ich werde tun, was in
meinen Möglichkeiten steht. Und ich werde auch das Unmögliche
ins Kalkül ziehen. Sobald ich Näheres weiß, melde ich
mich. Um ganz ehrlich zu sein, ich war ziemlich verwundert,
als es hieß, er habe sich das Leben genommen. Ich bin deiner
Meinung, dass das nicht seinem Stil entsprochen hätte. Auf der
andern Seite ...«
    »Nina und Gerds Mutter müssten eigentlich jeden Moment
eintreffen«, sagte Henning schnell. »Zumindest Nina will ihn
noch mal sehen, bevor er aufgeschnitten wird.«
    »Alles klar. Der Staatsanwalt und mein Kollege kommen erst
in etwa einer Stunde. Vorher kann ich sowieso nicht anfangen.
Ihr hört von mir.«
    »Und solltest du tatsächlich was finden, was nicht zu einem Suizid
passt, ruf sofort an, und wenn's mitten in der Nacht ist.«
    »Soll ich etwa Überstunden schieben? Ich bin seit sieben auf
den Beinen.«
    »Hab ich dich jemals um einen Gefallen gebeten? Bitte, nur
dieses eine Mal«, sagte Henning.
    Jürgens schürzte die Lippen und meinte: »Es kann spät werden,
sehr spät sogar. Noch was?«
    »Wir düsen rüber ins Präsidium, ein paar Kollegen befragen.
War eigentlich Ziese schon hier?«
    »Nein, warum?«
    »Nur so. Ach ja, falls es kein Selbstmord war, informier Lisa
oder mich zuerst. Die andern können ruhig noch einen Augenblick
warten.«
    »Du verlangst eine Menge von mir, aber okay. Allerdings
kann ich die Information nicht sehr lange zurückhalten, das
musst du verstehen. Und sollten mein Kollege und ich etwas
finden, das ganz offensichtlich auf Mord hinweist, und
der Staatsanwalt ist noch anwesend«, er zuckte mit den
Schultern und verzog den Mund zu einem entschuldigenden
Lächeln, »wie soll ich das zurückhalten, ich meine, ich bin
kein Magier. Und außerdem muss bei Mord die Staatsanwaltschaft
...«
    »Das weiß ich doch. Gib uns nur ein paar Stunden Vorsprung,
wenn es denn möglich ist.«
    »Ihr macht das ja verdammt geheimnisvoll. Haltet ihr mich
wenigstens auf dem Laufenden?«
    »Du hast mein Wort drauf. Bis bald«, sagte Henning und verließ
mit Santos die Rechtsmedizin. Vor dem Gebäude kamen
ihnen Nina und ihre Schwiegermutter entgegen. Nina machte
noch immer einen sehr gefassten Eindruck, während Gerds
Mutter ein verweintes Gesicht hatte. Henning war ihr erst einmal
begegnet, bei der Beerdigung ihres Mannes, der wie sein
Sohn Polizist gewesen war, allerdings beim LKA in der Auslandsfahndung.
Er war vor über zehn Jahren bei einem Einsatz
ums Leben gekommen, während einer Verfolgungsjagd, bei
der der Fahrer die Kontrolle über den Wagen verloren hatte
und frontal gegen eine Betonmauer gekracht war. Sie waren sofort
tot. Bei der Trauerfeier für die beiden im Dienst gestorbenen Beamten fanden sich über fünfhundert Kollegen aus
ganz Schleswig-Holstein ein.
    »Guten Tag«, sagte Henning zu ihr und senkte leicht den Kopf,
denn Gerds Mutter war kaum größer als einsfünfundfünfzig.
    »Es tut uns leid, was mit Ihrem Sohn geschehen ist. Wir haben
ihn sehr gemocht.«
    »Sind Sie Kommissar Henning?«, fragte die etwa sechzigjährige
Frau mit schwerer Stimme.
    »Ja. Entschuldigung, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Prof.
Jürgens erwartet Sie bereits. Einfach die Treppe runter und
dann rechts.

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