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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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so?«
    »Du bist ein Schatz«, sagte Henning grinsend. »Und tschüs.«
Und zu Santos: »Du hast's gehört. Dann wollen wir doch mal
herausfinden, welche Bedeutung diese Tätowierung hat. Ich
brauch jetzt noch einen Megabecher Kaffee, danach sehen wir
uns die Dienstpläne von Gerd an.«
    »Und was ist mit der Hausdurchsuchung?«
    »Alles der Reihe nach. Ruf du bei Nina an und frag, wann wir
kommen können. Aber verrat ihr erst mal nicht, was wir vorhaben.
«
    »Und warum nicht?«
    »Vielleicht fängt sie sonst an zu suchen und verwischt möglicherweise
Spuren. Du weißt doch, wie Frauen sind.«
    »He, das ist hoffentlich keine Anspielung.«
    »Um Himmels willen, nein, du bist natürlich die große Ausnahme von der Regel«, entgegnete Henning und zwinkerte ihr
zu.
    »Das will ich dir ausnahmsweise mal glauben.«
    Santos wählte vom Büro aus Ninas Nummer. Nach dem zehnten
Läuten legte sie auf und schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht
zu Hause.«
    »Warte, ich hab ihre Handynummer. Hier«, sagte er und zeigte
sie ihr auf dem Display.
    »Dann ruf du sie doch an.«
    »Lisa, bitte, ich möchte mich nur ein paar Minuten bei einem
Kaffee zurücklehnen. Tu mir den Gefallen und speichere ihre
Nummer in deinem Handy ab.«
    Santos gab nach, ohne noch etwas zu erwidern, und diesmal
erreichte sie Nina.
    »Ja, bitte?«, meldete sich Nina, weil die Nummer unterdrückt
war.
    »Hi, ich bin's, Lisa. Wo bist du gerade?«
    »Unterwegs. Was gibt's?«
    »Wir würden gerne nachher bei dir vorbeischauen. Würde es
dir so gegen Mittag passen?«
    »Da bin ich auf jeden Fall wieder zu Hause. Gibt's was Besonderes?
«
    »Nein, nur noch ein paar Fragen. Bis nachher.«
    »Hm, bis nachher.«
    Santos legte den Hörer auf, stellte sich ans Fenster und sah hinunter
auf die Straße. Es war ein weiterer sonniger Tag, doch die
Temperaturen sollten laut Wetterbericht kaum die Fünfzehn-
Grad-Marke erreichen, es musste sogar mit ein wenig Regen
gerechnet werden. Bis auf ein paar Schönwetterwolken, die
zum Greifen nahe schienen und doch ein paar Kilometer über
ihr waren und wie Wattebäusche aussahen, war der Himmel
von einem wunderschönen Blau. Sie wäre jetzt gerne nach
draußen gegangen und an die See gefahren, um einen ausgedehnten Spaziergang zu machen, um abzuschalten und ihre
Gedanken schweifen zu lassen. Sie liebte diese einsamen Spaziergänge,
auf denen sie allein mit sich und der Natur war. Dabei
schöpfte sie jedes Mal neue Kraft und Energie, die ihr während
der Arbeit häufig entzogen wurde. Doch nicht nur bei der
Arbeit, auch im Privatleben. Mindestens dreimal in der Woche
fuhr sie zu ihrer Schwester nach Schleswig, die dort in einem
Heim wohnte und seit einem brutalen Überfall in einer andern,
für Lisa und ihre Eltern nicht zugänglichen Welt lebte. Meist
saß sie am Fenster und sah hinaus auf den Park, oder sie starrte
auf den Fernseher, ohne dass jemand wusste, was von dem Gesehenen
und Gehörten sie mitbekam und verstand. Seit nunmehr
dreiundzwanzig Jahren war sie ein Pflegefall. Sie musste
gewaschen, angekleidet, gewickelt, gekämmt und gefüttert
werden, weil sie die wichtigsten Funktionen, die ein Mensch
normalerweise ausführte, nicht mehr kannte. Vielleicht tief in
ihrem Inneren, aber ihr Körper war unfähig, etwas zu tun.
Manchmal bewegte sie ihre Finger oder auch eine Hand,
manchmal schien es, als würde sie lächeln, doch meist war ihr
Gesicht eine Maske, die Haut blass, der Mund farblos, es sei
denn, Lisa hatte ihr Lippenstift und Rouge aufgelegt und ihr
die Haare gebürstet. Wenn sie dies tat, sprach sie mit ihr, und
hin und wieder meinte sie eine Reaktion zu spüren. Aber es
war nur Wunschdenken, dass Carmen eines Tages aus ihrem
beinahe komatösen Zustand erwachen würde, ihr Gehirn war
zu sehr geschädigt. Das regelmäßig angefertigte CT zeigte riesige
schwarze Felder, die einer Kraterlandschaft glichen und
laut Ärzten im Laufe der Jahre größer geworden waren. Sie
verglichen es mit der Festplatte eines Computers, von der die
wesentlichen Teile des Betriebssystems gelöscht worden waren.
Doch anders als bei einem Computer konnte dieses Betriebssystem
nicht wiederhergestellt werden.
    Am 12. Mai würde sich der verhängnisvolle Tag zum dreiundzwanzigsten Mal jähren, und Lisa würde nie vergessen, wie
Carmen sich an jenem Abend verabschiedete, um mit Freunden
und Bekannten in einer Disco zu feiern. Alle waren angetrunken
oder betrunken, und sie wollte nicht

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