Spiel der Teufel
Tod
wohl nichts mit seiner Arbeit zu tun.« Henning lehnte sich zurück
und ließ einige Sekunden verstreichen. Danach sagte er
wie selbstverständlich: »Wir gehen jedoch davon aus, dass beide
Morde miteinander in Verbindung stehen.«
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille, bis Ziese
mit einer Prise Skepsis und ungläubigem Blick sagte: »Wiederhol
das noch mal.«
»Du hast mich schon richtig verstanden. Noch wissen wir nicht
das Geringste über irgendwelche Zusammenhänge, aber es gibt
zwei Faktoren, die darauf hindeuten. Erstens, Gerd war in deiner
Abteilung, und zweitens, er wurde genau wie unsere Asiatin
von einem Auftragskiller umgebracht. Zufall? Nee, nicht
hier in Kiel, nicht hier! Und ich glaube schon lange nicht mehr
an Zufälle. Wann hatten wir zuletzt zwei Morde innerhalb von
vierundzwanzig Stunden, mal abgesehen von diesem durchgeknallten
Typ vor etwas über zwei Jahren? Dazu kommt, und
das bitte ich dich vorläufig noch vertraulich zu behandeln, dass
Gerd vor seinem Ableben mit einer Frau zusammen war. Und
sie haben keinen Kaffee getrunken, sondern sich ordentlich
vergnügt...«
»Warte, warte, nicht so schnell«, wurde er von Ziese unterbrochen.
»Was heißt, er hat sich mit einer Frau vergnügt? Seine
Frau war in Hamburg, und ihre Ehe war überaus harmonisch.
«
»Tja, das dachten wir bis letzte Nacht auch. Jürgens hat uns
darauf aufmerksam gemacht. Er hat entsprechende Spuren bei
Gerd gefunden. Noch wissen es nur wir, der Staatsanwalt erfährt
es erst gegen Mittag. Jürgens hat uns einen kleinen Vorsprung
verschafft. Aber das nur nebenbei. Ich hätte auch nie
für möglich gehalten, dass Gerd eine andere haben könnte,
aber wir erleben immer wieder neue Überraschungen.«
»Und wer ist die werte Dame?«
»Sie hat ihren Namen nicht auf seinen kleinen Mann geschrieben
und auch sonst nichts hinterlassen, außer ein bisschen
Körperflüssigkeit. Aber Jürgens hält es nicht für ausgeschlossen,
dass unsere Asiatin ...«
»Du hast sie doch nicht mehr alle!«, brauste Ziese auf und
zeigte Gerd den Vogel.
»Kleiner Scherz. Trotzdem glauben wir an eine Verbindung.
Im Übrigen hatte sich die Kleine die Haut an den Fingerkuppen
weggeätzt.«
»Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, dass ich in den Ruhestand
gehe«, stieß Ziese hervor. »Ich hatte einmal vor zwölf
Jahren mit einem Auftragskiller zu tun, das war in Frankreich,
als wir dort mit den französischen Kollegen zusammenarbeiteten,
um diesen verfluchten Schweinehund endlich hinter
Schloss und Riegel zu bringen. Der hatte sich auch die Finger
entsprechend präpariert, nur um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Wir haben den Mistkerl gefunden, da war er aber
schon tot. Irgendwer war uns zuvorgekommen, irgendwer, der
nicht wollte, dass unsere Ermittlungen in eine bestimmte Richtung
gelenkt wurden. Das nur mal als kleine Geschichte aus
meinem Erfahrungskästchen.«
»Und wir gehen davon aus, dass auch unsere Tote eliminiert
wurde, weil sie womöglich zu viel wusste. Der Unterschied
zu deinem Fall damals ist nur, dass unsere Dame auf keiner
Liste stand. Sie lag am Hafen, ohne dass wir auch nur das
Geringste über sie wissen. Und doch kann ihr Tod kein Zufall
sein. Verstehst du jetzt, warum wir mit dir allein sprechen
wollten?«
»Ich konnte ja nicht ahnen, welche Überraschungen ihr für
mich parat habt. Mein Gott, in was für einer Welt leben wir?!«
»In einer beschissenen«, sagte Henning. »Du bist bald raus aus
diesem Laden, Lisa und ich haben noch ein paar Jahre vor
uns.«
»Jaja, schon gut, ihr habt mein tiefstes Mitgefühl. Weiß Nina
schon von der andern?«
»Nein, und wir werden es ihr auch nicht sagen. Sie soll Gerd so
in Erinnerung behalten, wie er ... O Scheiße, ich weiß nicht
mal, wie und wer er wirklich war. Wusstest du zum Beispiel
von seinem recht aufwendigen Lebensstil?«
»Inwiefern aufwendig? Er hat sich ein Haus gebaut, aber damit
ist er hier im Präsidium nicht allein.«
»Es ist nicht nur das Haus. Er hat auch sonst weit über seine
Verhältnisse gelebt.«
»Wie hab ich das zu verstehen?«, fragte Ziese mit zusammengekniffenen
Augen.
»Der BMW...«
»Du meinst den Wagen, in dem er sich ... In dem er umgebracht
wurde?«
»Ob er in dem BMW umgebracht wurde, ist noch unklar. Aber
du hast den Wagen gesehen ...«
»Natürlich, doch ich muss zugeben, dass ich mir gestern in der
ersten Aufregung keine Gedanken darüber gemacht habe. Aber
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