Spiel der Teufel
jetzt, wo du es erwähnst... Was habt ihr noch rausgefunden?«
»Er hat offenbar wesentlich mehr Geld besessen, als für einen
von uns üblich ist. Und da drängen sich natürlich eine Menge
Fragen auf. Woher stammte das Geld? Mit wem hatte er Kontakt?
Und dahinter steht die alles entscheidende Frage: Woran
hat er gearbeitet? Hat er womöglich in Bereichen ermittelt, von
denen du gar nichts wusstest?«
Ziese stand auf und lief im Raum umher, den Blick zu Boden
gerichtet. Mit einem Mal blieb er stehen und sagte, ohne auf
die letzten Fragen einzugehen: »Ihr habt meine volle Unterstützung.
Wenn er ein Kameradenschwein war, will ich es wissen,
auch wenn ich es eigentlich gar nicht wissen will. Mein
bester Mann und die Hand aufhalten und vielleicht auch noch
andere verraten?! Das ist für mich unvorstellbar. Aber selbst
das Unvorstellbare ist möglich, das habe ich oft genug erleben
müssen. Oder wie irgendjemand mal gesagt hat: Das Unvorstellbare
wird in dem Augenblick Realität, in dem man es mit
eigenen Augen sieht oder am eigenen Leib erlebt. Ich hätte für
Gerd jederzeit meine Hand ins Feuer gelegt, und solange
nichts Gegenteiliges bewiesen ist, tue ich es immer noch. Ich
kann es mir einfach nicht vorstellen, weil es für mich unvorstellbar
ist.«
»Nicht nur für dich. Aber jetzt verstehst du einmal mehr, warum
wir erst mal mit dir allein sprechen wollten. Muss ja nicht
jeder gleich seine eigene Geschichte über Gerd erfinden, noch
bevor wir Beweise haben, dass er was angestellt hat.«
»Tut mir leid, wenn ich vorhin so schroff war. Ich verlass mich
auch darauf, dass ihr den Fall mit äußerster Diskretion behandelt.
Aber sollte Gerd korrupt gewesen sein, dann will ich es
wissen, auch wenn es noch so weh tut«, sagte Ziese, der alte
Haudegen, resigniert.
»Wir werden dir nichts verschweigen. Nur bitte, lass Nina da
raus, sie hat in den letzten Wochen schon genug durchmachen
müssen.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich noch Salz in die
Wunden streue? Sören, wir kümmern uns ausschließlich um
Gerd. Du kriegst die Akten, die Dienstpläne, alles, was du
willst. Nur schaff mir dieses Schwein herbei, das mir meinen
besten Mann genommen hat.«
»Mein Wort drauf. Wann können Lisa und ich zumindest seine
Dienstpläne haben?«
»Kommt in zwanzig Minuten wieder.«
Henning und Santos verließen das Büro, sahen sich draußen
nur vielsagend an und gingen schweigend die Treppe hinunter.
Henning rief in der Rechtsmedizin an.
»Kannst du schon irgendwas zu unserer Toten sagen?«
»Stell mir die Frage ein wenig konkreter«, gab Jürgens zurück.
»Nationalität...«
»Junge, ich bin kein Hellseher. Aber wie ich vor ein paar Stunden
schon erwähnte, liegen ihre Wurzeln definitiv in Südostasien.
Ihr Körper weist drei Einschusswunden auf, von denen
alle drei tödlich waren. Mehr kann und darf ich nicht sagen,
weil die Autopsie offiziell noch nicht begonnen hat. Doch meine
erste Einschätzung hat sich bereits bestätigt, nämlich dass
sie sehr durchtrainiert war und wohl eher asketisch gelebt hat.
Aber das betrifft nur den Augenschein der äußeren Leichenschau.
Doch um dich zu beruhigen, sie war nicht die Frau, die
mit Gerd gevögelt hat. Die Haare stimmen nicht überein, und
auch auf Geschlechtsverkehr deutet bei der Dame nichts hin,
das heißt, sie hatte mit ziemlicher Sicherheit schon länger keinen
Mann. Jetzt dürft ihr auf die Suche nach der großen Unbekannten gehen. Na ja, vielleicht ist sie ja gar nicht so groß«,
sagte er, wobei Henning meinte ihn grinsen zu sehen.
»Hast du irgendwelche Kampf- oder Abwehrspuren ausmachen
können?«
»Null, nada, niente. Und jetzt lasst mich zufrieden, ich melde
mich, sobald die Autopsie beendet ist.«
»Warte, nur noch eine Frage. Ist sie tätowiert? Ich meine, hat
sie irgendwelche auffälligen Tattoos?«
»Ich weiß zwar nicht, wie du darauf kommst, aber sie hat tatsächlich
eine Tätowierung am linken Oberarm.«
Und als Jürgens nicht weitersprach: »Lass dir doch nicht alles
aus der Nase ziehen. Was für ein Motiv ist es?«
»Eine Rose mit einem Schwert oder Messer, das heißt, das Messer
geht durch die Rose durch oder kreuzt sie, keine Ahnung,
wie ich das deuten soll.«
»Danke, das war doch schon mal was. Wann fangt ihr an?«
»Dürfte sich nur noch um Minuten handeln. Und ja, bevor du
mich weiter löcherst, ich werde ein besonders großes und schönes
Foto von dem Tattoo machen. Recht
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