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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wusstest oder wissen durftest.
    Oder habt ihr ein zweites Konto, von dem du uns noch
nichts gesagt hast?«, fragte Henning und beobachtete Nina
sehr aufmerksam. Sie erwiderte seinen Blick und schüttelte
den Kopf.
    »Nein, es existiert kein zweites Konto, ich schwöre es. Und
wenn es eins gibt, dann weiß ich nichts davon«, sagte sie schulterzuckend
und mit einem entschuldigenden Lächeln.
    »Wir werden es herausfinden. Wie oft war Gerd in den letzten
Wochen oder Monaten krank?«
    »Was?«, fragte sie irritiert.
    »Wie oft war er krankgeschrieben?«
    »Gerd war nie krankgeschrieben, zumindest nicht, solange wir
uns kannten. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern. Er hat
nur einmal zwei Tage freigenommen, als das mit Rosanna passiert
ist. Und dann natürlich bei der Beerdigung. Was soll diese
Frage?«
    »Er hat sich bei Ziese öfter krankgemeldet. Und jetzt fragen
wir uns natürlich, warum?« Henning gab etwas Zucker in den
Kaffee, rührte um und trank einen Schluck.
    »Das verstehe ich nicht. Gerd war nie krank. Und er war auch
nicht zu Hause. Er ist jeden Morgen zum Dienst gegangen, außer
an seinen freien Tagen.«
    »Wenn er nicht hier war, wo war er dann? Was hat er gemacht,
was weder du noch Ziese wissen durften? Uberleg noch mal
genau, wie sein Verhalten in den vergangenen Monaten war.
Du hast zwar schon erwähnt, dass er sich etwas verändert hatte,
aber ich würde es gerne ein wenig genauer wissen. Wie hatte
er sich verändert?«
    »Das hab ich doch auch schon alles gesagt. Mein Gott, nervös
war er, unkonzentriert, er wollte öfter allein sein, hat sich in
sein Zimmer zurückgezogen und viel gegrübelt. Aber wenn ich
ihn darauf angesprochen habe, hat er nur gesagt, dass es ihm
gutgehe. Ich wusste ja, dass es ihm alles andere als gutging, aber
er hat mich nicht an sich rangelassen. Mehr fällt mir wirklich
nicht ein. Außerdem habe ich letzte Nacht fast kein Auge zugemacht.
Ich bin todmüde und kann doch nicht schlafen. Was
soll ich jetzt bloß tun?«, fragte sie mit Tränen in den Augen.
»Was? Hierbleiben und allein leben, wo ich doch kaum jemanden
kenne?«
    »Die Nachbarn ...«
    »Die Nachbarn! Denen bin ich doch egal. Da kümmert sich
jeder nur um seinen eigenen Kram. Gestern war nicht mal einer
von denen hier, um sich zu erkundigen, wie es mir geht, obwohl
die mitbekommen haben, was passiert ist. Gegafft haben
sie, nur gegafft. Ist ja auch eine Sensation, wenn mal einer von
ihnen umgebracht wird.« Sie machte eine kurze Pause und fuhr
dann fort: »Wisst ihr, für die bin ich nur eine Ausländerin, außer
für die alten geilen Säcke, die mir sabbernd hinterherglotzen,
wenn ich über die Straße gehe und sie mal wieder gerade
was im Vorgarten zu tun haben oder ihre Autos polieren. Das
ist die bigotteste Gegend, die ich kenne. Ich werde wegziehen,
das habe ich beschlossen, ich weiß nur nicht, wohin. Alles verkaufen
und einfach nur weg.«
    »Überstürz nichts, lass ein paar Tage oder Wochen ins Land
gehen«, sagte Santos mitfühlend und legte eine Hand auf die
von Nina. »Trotzdem musst du jetzt erst mal stark sein. Und
die Nachbarn sollten dich im Augenblick nicht weiter kümmern.
«
    »Ja, die starke Nina wird es schon schaffen«, entgegnete sie
höhnisch auflachend. »Immer schön stark sein und ... Ach, ich
mag nicht mehr, ich will auch nicht mehr diese Sprüche hören.
Gerd hat das Gleiche gesagt. Schatz, wer sind schon die Nachbarn?
« Sie trank einen Schluck Kaffee. »In meinem Dorf kennt
jeder jeden, aber es ist anders als hier. Bei uns hilft man sich,
wenn es einem andern schlechtgeht, oder man sitzt zusammen
und unterhält sich oder isst und trinkt. So etwas gibt es hier
nicht, das ist Deutschland. Jeder denkt nur an sich, und die
meisten wollen in Ruhe gelassen werden. Aber ich habe einen
Entschluss gefasst. Spätestens nach der Geburt des Babys werde
ich diesen Ort verlassen. Vielleicht auch schon früher. Ich
überlege noch, ob ich nicht doch zurück in meine Heimat gehe.
Dort habe ich wenigstens Menschen, die mich kennen und lieben.
Mal sehen.«
    »Wir mögen dich auch«, sagte Henning.
    »Das weiß ich doch, und es ist auch nicht gegen euch gerichtet
«, erwiderte sie mit versöhnlicher Stimme. »Aber wie lange
ist das her, seit wir uns zum letzten Mal so richtig gesehen haben?
Ich weiß es noch, es war letztes Jahr im Sommer. Wir haben
gegrillt und einen richtig schönen Abend verbracht. Und
davor haben wir Silvester

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