Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
hatte, konnte sie dorthin umziehen, wo niemand sie kannte. Sie schrieb ein paar Monate Briefe oder E-Mails, dann ließ sie die Freundschaften einschlafen.
Die Frauen von heute Abend kannte sie seit ein paar Jahren, Bekannte, die gerne mal ohne ihre Männer oder Freunde ausgingen und über Frauenthemen sprachen. Sie hatte sie im Fitnessstudio kennengelernt, und sie teilten keine wirklichen Interessen, aber sie waren klug, witzig und auf einer oberflächlichen Ebene konnte man sich gut mit ihnen unterhalten. Sie gaben Sunny das Gefühl, Bindungen zu haben und nicht ganz allein zu sein.
Sie war allerdings vor der Nachspeise aufgebrochen, weil sie sich selbst nicht traute, nicht schwach zu werden. Das Restaurant, in dem sie sich getroffen hatten, war zu Recht berühmt für seinen ausgefallenen Käsekuchen. Sie hatte ihre Figur nicht gehalten, indem sie sich erlaubte, Essen zu probieren, das sie vielleicht zu sehr mögen würde– und sie hatte bemerkt, dass es dunkel wurde. Arthur mochte es nicht, wenn sie zu spät noch unterwegs war. Er machte sich Sorgen um sie.
Der Lift hielt auf der richtigen Etage. Das Licht neben dem Aufzug war kaputt. Sie eilte durch die Dunkelheit bis zur nächsten Lampe, dann kam sie sich wegen ihrer Feigheit dumm vor.
Am anderen Ende des Parkdecks diskutierte ein Mann mit seiner Freundin. Keiner von beiden war besonders aufgeregt. Wahrscheinlich Vorspiel, dachte sie. Sie und Arthur gönnten sich das manchmal, und sie erkannte den Tonfall.
Sie schaute, konnte das Paar aber nicht sehen, weil ein SUV im Weg stand. Bevor sie einen Blick erhaschen konnte, wurden die Stimmen von zufallenden Autotüren abgeschnitten. Ein Motor wurde gestartet und ein silberner Porsche fuhr an ihr vorbei, und seine Scheinwerfer blendeten sie für einen Moment.
Die Schlüssel fielen ihr aus der Hand, und sie wollte schon in die Hocke gehen, um sie aufzuheben, als ihr eine Hand zuvor kam.
» Erlauben Sie mir.« Der Mann war größer als Arthur, wenn auch nicht so breitschultrig. Für einen Moment machte sie sich Sorgen– wie es jede Frau in einer Tiefgarage tun würde, in der sie mit einem Fremden allein war. Aber dann sah sie den Schnitt seines Mantels: Schlägertypen trugen keine teuren Wollmäntel und weiße Leinenhemden.
» Danke«, sagte sie, als sie die Schlüssel nahm, die ihr der Mann mit einer behandschuhten Hand entgegenhielt.
» Kein Problem«, sagte er. » Vergeben Sie mir die Frage– aber was tut eine so schöne Frau wie Sie hier allein?«
Ein Teil von ihr blühte unter seiner offensichtlichen Bewunderung auf– sie wusste, dass ihr Altern Arthur quälte. Die ehrliche Anerkennung in den Augen eines gut aussehenden Mannes half gegen die größer werdende Wunde in ihrem Herzen. Der Mann wirkte, als wäre er ein paar Jahre älter als sie, und er war sehr galant.
» Ich habe mit Freundinnen zu Abend gegessen«, erklärte sie ihm. » Mein Ehemann wartet auf mich.«
» Ah.« Er öffnete die Finger, als hätte er etwas Wertvolles in der Hand gehalten, das er jetzt gehen lassen musste. Die Bewegung war so anmutig, dass sie sicher war, dass er Schauspieler oder vielleicht auch Tänzer war. » Ich hätte wissen müssen, dass eine so bezaubernde Frau nicht mehr frei ist– aber ein Mann muss hoffen dürfen. Ihr Akzent ist charmant– sind Sie Engländerin?«
» Ja. Genauso wie mein Ehemann. Ich danke Ihnen für die Schlüssel und das Kompliment.« Sie lächelte ihn an und ging dann mit schnellen Schritten zu ihrem Auto, die ihm verdeutlichen würden, dass sie nicht zu haben war, auch wenn sie seine Bewunderung genossen hatte. Das Lächeln blieb noch auf ihrem ein wenig geröteten Gesicht zurück, auch als sie ihm schon den Rücken zuwandte.
Sie drückte auf den Knopf, der ihr Auto aufschloss, und öffnete die Tür– und eine Hand legte sich über ihren Mund.
» Vergib mir meinen harmlosen kleinen Flirt«, flüsterte er ihr ins Ohr. » Es schien eine Freundlichkeit zu sein, die ich mir leisten konnte. Ich bedaure, dass dein Tod nicht so nett sein wird. Mein Auftraggeber hat mich getäuscht– und deswegen muss ich seinen ach so klaren Anweisungen nicht mehr genau Folge leisten. Meine Freunde sind traurig, und ein bisschen Spielen wird ihnen guttun.«
Sie schrie, aber das leise Geräusch wurde von seiner Hand erstickt.
Seine freie Hand streichelte ihr Gesicht, als er weitersprach. Sein Atem roch nach Pfefferminze. » Ich werde dafür sorgen, dass dein Ehemann erfährt, dass du nicht mit mir geflirtet
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