Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
aber der Form nach war es ein Tischtuch– lag neben dem Haufen mit Körperteilen ausgebreitet. Darauf waren Fleischstücke ausgelegt, geschnitten in Steaks und zwei Reihen Rippen, als würde jemand ein Barbecue planen.
Warum störte sie das Blut so?
» Ich kenne ja Vampire nicht«, sagte sie und sprach schnell, damit ihr Kinn nicht zitterte. » Aber ich habe in der Highschool Dracula gelesen. Würden sie auf diese Weise Blut verschwenden? Oder ist das hier gedacht, um Entsetzen auszulösen? Wem wollen sie Angst machen und warum?«
» Nein«, sagte Charles plötzlich. » Sie würden kein Blut verschwenden. Nicht ohne guten Grund. Du hast Recht, das war Absicht. Es sollte aussehen wie das Werk eines Serienkillers. Das passt überhaupt nicht zu Vampiren. Ein Vampir, der seine Opfer so zurücklässt, wäre getötet worden, bevor er– oder sie– es noch ein zweites Mal tun konnte. Sie können sich menschliche Aufmerksamkeit noch viel weniger leisten als wir. Das ist auf den Effekt ausgerichtet. Mit viel Mühe.« Er starrte auf die Körperteile– und lächelte zufrieden. » Zu viel Mühe, anscheinend.«
Er wedelte mit dem Arm in die Richtung dessen, was einmal Chastel gewesen war. » Sie haben geschummelt. Wir haben eine Leiche– und hier liegt einfach zu viel Masse, ungefähr zehn Kilo zu viel. Ich wette, dass wir mitten in diesem Fleisch gekaufte Rindersteaks finden werden und dass unter den Eingeweiden unzerlegte Teile des Franzosen versteckt sind. Fleisch auf Knochen. Sie hatten nicht wirklich die Zeit, gründlich zu arbeiten. Es musste nur für das Publikum gut aussehen.«
» Wer ist das Publikum?«, fragte Angus.
» Nicht wir«, sagte Anna. » Mal abgesehen von mir… für mich ist es schlimm– aber für Wölfe, die jeden Vollmond losziehen und jagen? Für die liegt einfach kein besonderer Schrecken in Fleisch und Blut.« Sie würde nicht erwähnen, dass es Angus ziemlich schwerfiel, seinen Blick von dem Haufen Steaks abzuwenden. » Besonders wenn das Opfer jemand wie Jean Chastel ist. Ich wette, dass sich die französischen Wölfe wegen Michel schlecht fühlten, aber nur › Gut, dass wir den los sind‹ gesagt haben, als sie Chastel sahen. Glaubt ihr, dass das hier für die Öffentlichkeit gedacht ist? Um den Marrok zu zwingen, nicht an die Öffentlichkeit zu treten? Oder ist es für das Feenvolk, das keine Ahnung hat, was für ein Monster Chastel war? Um seinen Tod noch schlimmer aussehen zu lassen, damit die Jagd auf Charles auch gerechtfertigt scheint?«
» Du klingst wie eine Psychologin«, sagte Angus.
Anna schüttelte den Kopf. » Nein. Falscher Omega– Ric ist der Psychologe. Ich sehe nur viel fern und lese jede Menge forensischer Thriller. Ich würde mich an diesem Tatort um einiges schlechter fühlen, wenn es Sunny wäre. Wenn das hier die Vampire waren– und ich rieche niemanden außer Charles, Michel und Chastel, also müssen sie es eigentlich sein– dann gibt es einen Grund, warum sie mit Chastel so verfahren sind … und mit Sunny anders.«
» Sunny war etwas Persönliches«, sagte Charles. » Du hast ihre Leiche nicht von nahem gesehen, nicht an ihr gerochen. Sie haben ihr Angst eingejagt und sie langsam ausbluten lassen. Sie hat gelitten und hatte Schmerzen. Jeder Werwolf, der sich ihrer Leiche genähert hätte, hätte das gewusst. Sie wollten uns wissen lassen, dass sie gelitten hat. Das hier… ist einfach nur scheußlich. Aber es kommt nicht von Herzen. Es ist inszeniert.« Er schaute Anna an und nickte ihr ernsthaft zu. » Und zwar für jemand anderen als uns– der, das können wir nur hoffen, es noch nicht gesehen hat.«
» Dann sollten wir das hier schnell aufräumen lassen«, sagte Angus, zog sein Handy heraus und drückte eine Schnellwahltaste. » Sag deinem Vater, dass er für die Unkosten aufkommen muss: Unsere Hexe ist teuer. Tom?«
» Ja?« Die Stimme seines Zweiten war gedämpft, als spräche er leise, um denjenigen, bei dem er gerade war, nicht zu stören.
» Besorg ein Säuberungsteam– schnell und ordentlich– und deine Hexe. Ja, dieses Mal zahlen wir, oder der Marrok tut es, und sag ihr, dass sie ihm einen Haufen Geld abnehmen soll. Schaff sie zu Chastels Haus, und ich werde dir mehr erzählen, wenn ihr da seid. Ja, jemand hat den Bastard endlich umgebracht.« Er legte auf, und Anna realisierte leicht amüsiert, dass Tom nach dem ersten Wort nichts weiter gesagt hatte. Angus war ein Alpha, der wusste, dass seinen Befehlen Folge geleistet wurde.
» Metzger«,
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