Spiel des Lebens 1
mit dem »Deal« hatten, die niederträchtige Idee, ihn zu benutzen, um die Informationen zu beschaffen, die Jack so reich gemacht hatten, so reich, dass er jetzt hier wohnte, hier in der India Quay Residence, mit Portier, Fitness-, Sonnenstudio, Concierge-Service und einer Jahresmiete, für die sich Leute auf dem Kontinent eine Wohnung kaufen konnten.
Das Panorama in diesem sündhaft teuren Penthouse kostete eine Menge Geld, und dieses Geld musste verdient werden, jeden Tag. Daher waren es die Monitore und die Profi-Trading-Plattformen, auf die sein Blick den ganzen Tag geheftet war. Er musste schneller sein als die Händler in den Investmentbanken, schneller, besser und vor allem skrupelloser. Auch er kannte die Regeln: Regel eins: Einer gewinnt. Regel zwei: Einer verliert. Regel drei: Je mehr die anderen verlieren, desto mehr gewinnt man selbst.
Dumm nur, dass Jack nicht wusste, dass jemand anders genauso viel Geld hatte wie er. Dass jemand anders mit diesem Geld und dieser Macht allerhand in Bewegung setzen konnte. Und dass jemand anders nicht vergessen hatte, was Jack ihm angetan hatte. Auch wenn es lange her war. Es änderte nichts. Rache war wie Wein. Sie wurde mit den Jahren besser.
Er blickte auf Sam mit der FedEx-Uniform und auf die drei anderen Gangmitglieder, von denen jeder einen großen Koffer dabeihatte.
Er wird uns reinlassen, dachte er, als Sam sich auf das Haus zubewegte und vor den Klingelknöpfen postierte. Und wenn wir mit ihm fertig sind, wird man ihn, Jack, woanders reinlassen.
Und das wird die Hölle sein.
Er nahm sein Handy, prüfte noch einmal die Nummer, die er gespeichert hatte, prüfte die Kamera in seinem Handy und gab Sam ein Zeichen.
Sam drückte auf den Klingelknopf.
15
Er wusste, dass Jack oben die Klingel hören würde. Sicherlich würde er wieder mit irgendwelchen Aktien herumzocken. Er wusste schließlich, wie man Geld machte. Und zwar immer. Und sicher würde sich sein Einsatz in den nächsten Tagen verdoppeln.
Nicht nur sicher.
Todsicher.
Manche Menschen glaubten, es ginge gar nicht, auch bei fallenden Kursen, Geld zu verdienen, aber am globalen Finanzmarkt ging eigentlich alles, solange man über die zwei wichtigsten Währungen verfügte: Geld und Information.
Jack, der da oben gerade die Klingel hörte, war das, was man einen Daytrader nannte, jemand der von zu Hause aus von seinem Computer mit allen möglichen Dingen herumzockte. Er war vor einer Woche in Jacks Wohnung gewesen, als Jack und Mary ein paar Tage verreist waren, und es war ihm fast so wie früher vorgekommen. Sein riesiger Schreibtisch sah aus wie ein typisches Trading-Desk einer Investmentbank. Vier große Monitore, zwei kleine, zwei Tastaturen, drei Telefone, Drucker, Bloomberg- und Reuters-Terminal, die schnellste Internetverbindung, die es gab. Er wusste alles, was Jack auch wusste, denn er hatte es von ihm gelernt: Was man alles an Insiderinformationen aufschnappen konnte, wenn man in den richtigen Restaurants in der Nähe der richtigen Tische saß. Oder was man alles kombinieren konnte, wenn man sah, welcher Vorstandschef welcher Firma bei welcher Bank nachts um kurz vor eins das Büro verließ.
Doch es gab in Jacks Penthouse noch etwas, das noch interessanter war, etwas, das hinter der Tür summte und blitzte, die Tür, die das riesige Zimmer von dem Serverraum abtrennte. Ein Hochleistungscomputer, groß wie ein Kleiderschrank, stand dort, der so schnell und leistungsfähig war, dass Jack dafür gerade einen Starkstromanschluss in seiner Wohnung eingerichtet hatte. Er hatte die Unterlagen auf Jacks Schreibtisch gelesen. Der Computer war brandneu, Jack wollte damit Flash-Trading betreiben, und das Wort Flash, was so viel wie Blitz hieß, zeigte schon, dass es hier darum ging, schneller als alle anderen, so schnell wie das Licht zu sein.
Die Zukunft gehört den Schnellen.
Der Computer war der Grund, warum er sie reinlassen würde. Er wusste, dass Jack schon seit Tagen auf die letzte CD - ROM zur Installation des Betriebssystems für den Flash-Trading-Computer wartete. Solche Software wurde verschickt, man konnte sie nicht irgendwo herunterladen. Die Passwörter hatte er schon per Kurier erhalten, die CD - ROM s kamen einzeln hinterher. Bei Lizenzgebühren von 20 000 Pfund pro CD - ROM konnten sich die Anbieter die paar Kurierkosten auch noch leisten, solange dadurch verhindert wurde, dass die Software in die falschen Hände geriet.
Doch die Software war bereits in die falschen Hände
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