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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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überstehen? Vielleicht waren sie sogar wie ein Anker oder ein Sicherungsseil, an dem du dich festhalten konntest?«
    Jonathan verzog das Gesicht. Man sah, dass er sich nicht klar war, ob er sich auf dieses Frage-Antwort-Spiel einlassen sollte. Andererseits schien er neugierig zu sein, was Emily noch alles herausbekommen würde. Er nickte leicht.
    »Wenn du aber alles, was mit dieser Erinnerung zusammenhängt, auslöschst«, fuhr Emily fort, »dann vernichtest du damit doch automatisch genau das, was du eigentlich geliebt hast.« Sie blickte ihm fest in die Augen. »In dem du den Ast absägst, auf dem du sitzt, zerstörst du das, was du dir eigentlich wünschst. Die Rache, die du an uns nimmst, wird dadurch eine Rache an dir selbst. Und am Ende bist du ganz allein.«
    Jonathan wandte den Blick zum Fenster. Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn, und Emily zögerte nicht länger.
    Sie sprang auf, das Whiskyglas fiel auf den Boden. Einer der Squatter stellte sich ihr in den Weg, doch er war zu langsam und zu behäbig, sodass Emily sich unter ihm hindurchduckte. Zwei andere kamen auf sie zu, und nur um Haaresbreite konnte sie eine Zehntelsekunde früher zwischen ihnen hindurchspringen, sodass beide zusammenstießen.
    Der Flur! Auf der Kommode lag ihr Handy! Mit einem Griff packte sie es, zusammen mit den Autoschlüsseln ihrer Mutter, die daneben lagen. Die Squatter waren zur Tür gerannt und standen dort wie eine Mauer, während einer von ihnen sich Emily näherte. Sie riss die Kommode auf. Da, da war das Pfefferspray, das ihre Mutter ihr immer aufdrängen wollte, und das sie ständig vergaß.
    Mit einer schnellen Handbewegung fasste sie die Dose und sprühte es dem nächsten ins Gesicht.
    Sie hörte ein schmerzerfülltes Grunzen.
    Sie wusste, dass es zu viele waren. Sie wusste, dass sie nur eine winzige Chance hatte. Sie musste die Wand erreichen. Denn immer noch standen die Squatter wie eine Armee vor der Tür. Im Wohnzimmer hatte sich Jonathan aus seinem Sessel erhoben, das Whiskyglas noch in der Hand. Er schien nicht im Mindestens beunruhigt. Langsam stellte er das Glas ab und kam auf sie zu.
    Sie bedrängten sie von beiden Seiten. Von der Tür die Squatter und vom Wohnzimmer Jonathan. Und noch mehr Squatter.
    Es gab nur eine Richtung.
    Sie öffnete die Tür neben der Garderobe. Ein einzelner Raum, in dem Schuhe standen und Mäntel hingen, eine Art begehbarer Schrank. Vor ihr die Squatter, hinter ihr Jonathan und noch mehr Squatter.
    Sie wich zurück in den Garderobenraum, dessen Wände sich auf sie zubewegten, während draußen die Schritte lauter wurden, die Schritte, die sich ihr näherten, langsam, gnadenlos, unerbittlich und unvermeidlich.
    Sie sah die Schatten näher in den Raum hineingleiten, der keinen Ausgang hatte, der sie von drei Seiten einschloss, sah die schiefen schwarzen Zähne der Squatter, sah einige Meter weiter hinten im Wohnzimmer das Gesicht von Jonathan, das sie hinter der Brille durchdringend anstarrte.
    Sie kamen näher. Immer näher.
    Doch sie musste abwarten. Sie durfte es nicht zu früh tun. Und nicht zu spät. Und gleichzeitig betete sie, dass alles so funktionieren würde, wie sie es hoffte.
    Näher kamen sie. Immer näher.
    Ihr war, als spürte sie schon die Hände der Squatter an ihrem Hals, als sie die Umrisse an der Wand sah. Die Umrisse, die wie eine Türöffnung aussahen, die einmal zugemauert worden war. Und daneben der Knopf. Den Knopf, den man kaum sah.
    Sie drückte auf den Knopf.
    Und da öffnete sich die verborgene Tür hinter ihr. Und gleichzeitig fuhr eine Wand aus Panzerglas mit einem schrillen Alarmton herab, sodass die Squatter in letzter Sekunde beiseite springen mussten.
    Emily schlüpfte hinter die Öffnung, die mit einem krachenden Geräusch hinter ihr ins Schloss fiel.
    Sie war eingesperrt.
    Und sie war in Sicherheit.
    Der Panikraum der Villa. Einer der drei. Es hatte funktioniert.
    In einer Ecke war ein Kühlschrank mit Nahrungsmitteln und Getränken, ein Sessel, eine Liege, Decken und Kissen. Und das Telefon. Sie hob den Hörer, schaute in ihr iPhone und wählte die Nummer der Metropolitan Police. Eine männliche Stimme meldete sich.
    »Inspector Carter, bitte«, sagte Emily.
    »Einen Moment.«
    Dann hörte sie die Stimme.
    »Emily«, sagte die Stimme. Und sie erstarrte.
    »Emily«, sagte die Stimme tadelnd, »hast du wirklich geglaubt, ich weiß nichts von den Zufluchtsräumen in diesem Haus? Das ist doch recht … einfältig. Du weißt doch, ich weiß viel mehr,

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