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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sprechen, wegen der persönlichen Tests, denen ich mich unterzog, wegen des Lärms und der vermeintlichen Sicherheit des überfüllten Gehsteigs und der warmen Sonne auf meiner Haut, wegen alledem verschwendete ich keinen Gedanken an den Ernst meiner Handlungsweise. Ich war übertrieben zuversichtlich.
    Meine Begleiterin und ich verschmolzen mit den Hunderten anderer Fußgänger, die den Gehsteig bevölkerten und die Straße beherrschten, und genossen unseren Spaziergang in der Sonne aus vollen Zügen. Überrascht stellte ich fest, wie nahe wir dem Zentrum von Kairo waren. Die Straße, die wir entlangliefen und in der Mr. Raschid wohnte, war eine der Hauptverkehrsstraßen, die den Namen Schari at-Tahrir oder At-Tahrir-Straße trug. Asmahan und ich liefen nicht weit, bis wir auf einen hektischen, lärmenden Kreisel von gewaltigen Ausmaßen stießen. Es war der Platz der Freiheit, Midan at-Tahrir, an dessen anderem Ende das Nil-Hilton-Hotel und das Ägyptische Museum lagen. Praktisch direkt am Ufer des berühmten Flusses. Zu unserer Linken befand sich, von anderen Gebäuden verdeckt, auch das Shepheard’s Hotel. Achmed hatte an dem bewußten Nachmittag nicht weit mit mir fahren müssen.
    Eine überwältigende Fülle von Eindrücken bot sich mir, begleitet von der ungewohnten Geräuschkulisse mit den fremdartigen Gerüchen dieser unglaublichen Stadt. Als wir anfangs in das helle Tageslicht hinausgetreten waren, war ich auf der Hut gewesen und hatte ängstlich jedes vorüberkommende Gesicht gemustert, unzählige Male über meine Schulter gespäht und auf verdächtige Geräusche gelauscht. Ich wußte nicht, wonach ich suchte, aber ich war sicher, daß ich es wüßte, wenn ich es fand. Doch als ich die heiße, strahlende Sonne spürte und mich von der knisternden Spannung des Lebens um uns her mitreißen ließ, verlor ich allmählich meinen Argwohn und begann schließlich, diese prickelnde, neue Erfahrung völlig entspannt zu genießen.
    Die Telefonzentrale befand sich vier Straßen weiter und einen halben Häuserblock vom Platz der Freiheit entfernt. Wir mußten Straßen mit irrsinnigem Autoverkehr überqueren, wurden in die an den Bordsteinkanten wartenden Menschenmassen hineingedrängt und bahnten uns einen Weg über beschädigte Gehsteige. Die Menschen waren faszinierend. Da gab es alles, angefangen von jungen Männern und Frauen in vertrauter westlicher Kleidung bis zu Greisen in den traditionellen langen galatias. Da sah man gänzlich in Schwarz gekleidete Bäuerinnen, fromme Musliminnen mit Schleier vor dem Gesicht, Eseltreiber, »Bakschisch« rufende Straßengören, Schwarze, Orientalen und Amerikaner und Europäer. Sie alle füllten die lärmenden Straßen mit Leben, lauter Unterhaltung, Gelächter, Geschrei und Hupen.
    Als wir in die Telefonzentrale eintraten, empfand ich die Stille als äußerst wohltuend. Es war ein Raum mit einer kleinen Ladenfront, großen Fenstern und einer Schwingtür, die sich geräuschlos schloß. Wir brauchten einen Moment, um unsere Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen – ich setzte meine Sonnenbrille nicht ab –, und meine Ohren summten in der Stille noch von dem Lärm draußen. Die kleinen türlosen Telefonkabinen waren rings herum an den Wänden angebracht, und einige standen auch wie eine Insel in der Mitte des Raumes. Mehrere dieser Kabinen wurden gerade benutzt, wobei sich die Leute so vertraulich wie möglich in die kleinen Zellen drängten, leise murmelnd sprachen und niemandem anderen Beachtung schenkten. Ein einfacher, bescheidener Schalter befand sich links vom Eingang. Dahinter saßen drei Frauen, die ein Schaltpult bedienten. Etwas rechts von diesem Schalter, an einem kurzen Mauerstück, stand eine Holzbank.
    Asmahans Beispiel folgend, ging ich auf den Schalter zu und wartete, bis eine ungeheuer fettleibige Frau in einem geblümten Kleid aufstand, um uns zu bedienen. Asmahan übernahm das Reden und ergatterte nach einer Minute einen Zettel, auf den ich bestimmte Auskünfte schreiben sollte. »Sprechen Sie Englisch?« fragte ich hoffnungsvoll.
    Die Frau nickte. Sie schien gelangweilt. »Sie werden hier den Namen und die Telefonnummer der Person angeben, die Sie anrufen wollen. Dafür werden Sie mich jetzt gleich bezahlen und warten, bis der Anruf beendet ist. Dann werden Sie mich für alles bezahlen. Verstehen Sie?«
    »Ja, ja, danke.« Ich nahm den Bleistiftstummel, den sie mir reichte, und hielt meine Hand schreibbereit über das Papier. Welche Nummer sollte ich ihr

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