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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Muski-Viertel zeigen. Sie sagt, Sie können zu Fuß dorthin gehen.«
    »Wie weit ist es?«
    Sie hob ihre massigen Schultern. »Nicht weit. Aber es ist eine lange, lange Straße.«
    »Nun, was gibt es denn eigentlich in diesem Muski-Viertel?«
    »Es ist zum Einkaufen. Sie werden sehen.« Und sie wandte sich ab, bevor wir sie noch weiter in Anspruch nehmen konnten. Unter einem üppigen arabischen Wortschwall ließ ich mich von Asmahan am Handgelenk aus der Telefonzentrale zurück auf die Straße ziehen.
    »Ich weiß nicht recht…«, begann ich zögernd. »Miis Hariis. Itneen baad izzuhr.« Sie tippte an ihr Uhrglas und hielt zwei Finger in die Höhe. »Itneen baad izzuhr. Telefon.«
    »Sind Sie sicher, daß wir um zwei zurück sind?«
    » Aywa! Aywa!« Ihr Kopf bewegte sich rasch auf und ab, als sie sich bei mir unterhakte. »Jetzt wir gehen zu Muski. Sie sehen schöne Dinge. Kommen Sie.«
    Es war nicht allein Asmahan, die mich dazu bewog, in unbekannte Teile der Stadt aufzubrechen, sondern auch das strahlende Sonnenlicht, der überfüllte Gehsteig und ein vollkommenes Gefühl von Sicherheit. Als ich im Vorübergehen mein Spiegelbild in den Schaufensterscheiben sah, stellte ich fest, daß ich so gut verkleidet war, daß ich mich im ersten Augenblick selbst nicht erkannte. Es war gut, draußen zu sein und spazierenzugehen und, sei es auch nur für kurze Zeit, zu vergessen, warum ich hier war.
     
     
    Eine halbe Stunde später, mitten im Muski-Viertel, verlor ich Asmahan. Auf einmal wurden wir vor dem Stand eines Tuchhändlers zusammengedrängt, als wir eben dabei waren, die feinen Stoffe zu befühlen, und in der Menge nach Luft rangen. Im nächsten Augenblick glitt ihr Arm wie zufällig von meinem. Ich schenkte diesem Vorgang keine Beachtung, da ich glaubte, sie habe sich entfernt, um sich etwas anderes anzusehen. Es kam mir nicht einmal so recht zum Bewußtsein, was geschehen war, bis ich aufschaute, um sie etwas zu fragen.
    Da fand ich mich mutterseelenallein wieder.
    Ich brach zunächst nicht in Panik aus, und es geschah erst später, daß mir wahrhaftig angst und bange wurde. Aber als ich Asmahan auf den ersten Blick in die Menge nicht erspähte, setzte mein Herz einen Schlag aus. Ich bewahrte meine Ruhe und meinen Gleichmut und blieb zunächst auf derselben Stelle stehen, wobei ich hierhin und dorthin sah und jeden Augenblick erwartete, daß sie, eine Entschuldigung auf den Lippen, aus der Menge hervorträte. Aber sie kam nicht.
    Hunderte von Menschen tummelten sich in dieser engen Marktstraße, und ein ohrenbetäubender Lärm von dröhnendem Schreien und Rufen verursachte mir Kopfschmerzen. Und dann erinnerte ich mich an das Domus Aurea. Nachdem ich so lange ich konnte auf diesem einen Fleck gestanden und mich immer wieder umgesehen hatte, beschloß ich schließlich, ein paar Schritte in die Richtung zu tun, in die sie meiner Meinung nach verschwunden war. Überall sah ich dunkle Gesichter und blitzende Augen, aber keine Asmahan. Auf einem Haufen Eselsmist geriet ich ins Rutschen. Ständig wurde ich von Leuten angerempelt, die von allen Seiten an mir vorbeieilten. Plötzlich ertönte über Lautsprecher das Geheul des Muezzins. Im ersten Moment erschrak ich und zuckte zusammen. Es war ein lauter, gellender Schrei, der auf dem überfüllten Muski von allen Seiten gleichzeitig zu kommen schien. Es roch nach Zwiebeln und Kokosnuß und ranzigem Parfüm. Der übelriechende, buschige Schwanz eines Tieres streifte an meinem Rücken vorbei. Ich stolperte über die holprigen Pflastersteine und rutschte auf Schalen, Öl und Exkrementen aus. Schmutzige, zerlumpte kleine Kinder zerrten an meiner Bluse und riefen: »Bakschisch! Bakschisch!«
    Asmahan war wie vom Erdboden verschluckt. Jede Frau auf dem Basar hatte schwarze Haare. Einige sahen ihr zum Verwechseln ähnlich. Und je länger ich suchte, desto weiter wurde ich von unserem Ausgangspunkt weggedrängt. Wie leicht es war, vom Fußgängerstrom mitgerissen und weitergetrieben zu werden wie von einem tosenden Fluß. Plötzlich empfand ich die Sonne nicht mehr als himmlisch, und ich bereute es, so rasch und unüberlegt gehandelt zu haben. Wir hatten ein ziemliches Stück laufen müssen, um das Muski-Viertel zu erreichen, und ich fühlte mich nicht imstande, alleine zurückzufinden. Ich würde bald jemanden um Hilfe angehen müssen, einen Taxifahrer oder einen Polizisten, bevor mir noch irgend etwas zustieß. Aber auf diesem Basar war mir noch kein einziges Taxi aufgefallen,

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