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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dauern, bis Sie mir erzählen, warum ich hierbleiben muß? Ich meine, einmal abgesehen von der Gefahr, in der ich Ihrer Meinung nach schwebe. Ich glaube, da steckt noch mehr dahinter.«
    Er lächelte freundlich. »Noch viel mehr, Miss Harris. Und ich versichere Ihnen, wenn ich fühle, daß es sicher ist, es Ihnen zu sagen, werde ich es tun.«
    »Danke. Gute Nacht.«
    Als ich die Tür schloß, rief er mir nach: »Tisbah ala cheer!« Ich lag lange in der Dunkelheit wach und konnte trotz meiner Müdigkeit keinen Schlaf finden. Mein Kopf war voller Gedanken: Merkwürdigerweise schien der Schakal Mr. Raschid nicht zu interessieren, und doch stand er irgendwie im Mittelpunkt des ganzen Geheimnisses. Zweimal waren meine Unterkünfte nach ihm durchsucht worden; ein Mensch war seinetwegen ermordet worden; und meine Schwester befand sich seinetwegen möglicherweise in ernster Gefahr. Doch Achmed Raschid schien nichts an ihm gelegen zu sein. Trotzdem, nur für den Fall, daß er mir gekonnt etwas vorgaukelte, stopfte ich den Schakal für die Nacht wieder in den Bezug des Kopfkissens.
    Als ich schläfrig wurde und allmählich ins Reich der Träume abglitt, bestärkte ich mich selbst noch ein letztes Mal in einem Entschluß, den ich früher am Abend getroffen hatte. Morgen, ganz egal, was passierte, würde es mir irgendwie gelingen, aus der Wohnung herauszukommen und Dr. Kellerman anzurufen.

10
     
     
     
    Am nächsten Morgen, nachdem ich aufgewacht war, bemerkte ich, daß Achmed Raschid nicht zu Hause war. Da ich mich ziemlich gut ausgeruht und um ein Vielfaches zuversichtlicher fühlte als in den letzten Tagen, war ich bereit, meine Lage nüchtern zu überdenken und eigene Pläne ins Auge zu fassen. Das erste, was ich tat, nachdem ich geduscht und den Schakal wieder unter meiner Bluse versteckt hatte, war, einen Blick auf den Schreibtisch zu werfen, an dem mein Gastgeber bis spät in die Nacht hinein gearbeitet hatte. Wenn ich erwartete, irgend etwas Aufschlußreiches über seine Stellung bei der Regierung (wenn es überhaupt stimmte) zu finden, so wurde ich enttäuscht. Die wenigen vorhandenen Schriftstücke waren alle auf arabisch und somit für mich ohne Wert. Ansonsten lagen verschiedene Bücher, auch diese nicht in Englisch, so etwas wie ein Katalog, Zeitschriften und einige Zeitungsausschnitte auf der Schreibtischplatte. Halb beschriebene Blätter, Papierfetzen mit hastig dahingekritzelten Aufzeichnungen und Zettel, die so aussahen wie Dienstnotizen, waren ebenfalls darauf verstreut. Aber auch diese waren auf arabisch und konnten mir daher nicht weiterhelfen. Als ich so auf das Durcheinander hinabblickte, fiel mir eine Bemerkung ein, die Dr. Kellerman einmal gemacht hatte, als er mich in meiner Wohnung besuchte. »Lydia Harris, ein ordentlicher, sauberer Schreibtisch ist ein Zeichen für einen kranken Geist.« Ich lächelte jetzt darüber. Mein eigener Schreibtisch zu Hause sah aus wie ein Museumsstück. Dieser hier strahlte Leben aus. Aber er gab mir keinerlei Aufschluß über den Mann, der ihn benutzte. Ich war auf den Gedanken gekommen, die Wohnung systematisch zu durchstöbern, nach irgend etwas zu suchen, das mir einen Einblick in die Identität meines »Beschützers« geben könnte. Wenn ich nur herausfände, welche Funktion er bei der ägyptischen Regierung innehatte, dann könnte ich mir unter Umständen zusammenreimen, in was für einer Art von Klemme Adele sich befand. Doch ich konnte mich nicht dazu überwinden, es zu tun. So neugierig ich auch war und so verzweifelt ich nach irgendeinem Lichtblick in diesem rätselhaften Dunkel suchte, es lag nicht in meinem Wesen, die Privatsphäre von jemand anderem zu verletzen. Und zu guter Letzt war der Gedanke, von Mr. Raschid auf frischer Tat ertappt zu werden, gelinde gesagt, ein Abschreckungsmittel. So stellte ich dieses Vorhaben auf meiner Dringlichkeitsliste hintan und nahm mir vor, nur im äußersten Notfall darauf zurückzugreifen. Jetzt und heute gab es etwas Wichtigeres zu tun.
    Einen langen Augenblick spähte ich durch die Läden nach draußen, um festzustellen, ob sich dort etwas oder jemand Verdächtiges zeigte. Aber da war nichts. Die Straße führte ihr gewöhnliches rastloses Eigenleben und wußte nichts von dieser Wohnung und der Flüchtigen, die sich darin aufhielt.
    Diesmal war ich nicht überrascht, als Asmahan hereinkam, und ich begrüßte sie freudig. Mit einem sehr hübschen Kleid, hochhackigen Schuhen und einem weitkrempigen Sonnenhut bekleidet,

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