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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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trat sie wieder mit einer Tasche voller Essen ein.
    »Miis Hariis«, rief sie, während sie mit dem Fuß die Tür hinter sich zustieß. »Sabah el-cheer. Guten Abend.«
    »Guten Morgen«, verbesserte ich sie.
    Sie stellte die Tasche auf dem Tisch ab und führte die Unterhaltung auf arabisch fort. Als sie ihren breitkrempigen Hut von sich warf und ihr üppiges, langes Haar herabfallen ließ, versetzte mir der Neid einen kleinen Stich. Mein eigenes schulterlanges und in der Mitte gescheiteltes Haar war von einem durchschnittlichen Braun und glatt. Asmahans Haar dagegen war von einem eindrucksvollen Ebenholz-Schwarz mit bläulichen Strähnen, und ihre dichten, schweren Locken reichten bis an die Hüfte. Achmed Raschid konnte sich glücklich schätzen. Sie war eine schöne junge Frau.
    Ohne ihren arabischen Wortschwall zu unterbrechen, packte sie die Einkaufstasche aus und stellte alles auf den Tisch: Dosen mit Fruchtsäften, einen Stapel Schokoladentafeln, eine Handvoll Kaugummi und eine Schachtel voll klebriger Kuchen. Das alles sollte wohl für mich bestimmt sein.
    Als die Tasche leer war und ihre überreichen Gaben auf dem Tisch ausgebreitet lagen, wandte sie sich zu mir um und fragte mit einem reizenden Lächeln: »Gefällt Ihnen?«
    »Ja, es gefällt mir. Schukran.«
    »Affuan! Jetzt wir trinken Tee. Bitte setzen Sie sich.« Ich tat, wie mir geheißen, und machte mich auf eine weitere Portion dieses starken Pfefferminztees gefaßt, an dessen Einnahme alle paar Stunden ich mich allmählich gewöhnte. Während Asmahan in der Küche hantierte, beschäftigte ich mich in Gedanken mit dem Plan, über den ich den ganzen Morgen nachgesonnen hatte. Seine erfolgreiche Ausführung hing zu einem großen Teil davon ab, wieviel Asmahan von meiner Situation wußte und welche Anweisungen Achmed ihr in bezug auf mich gegeben hatte. Er hatte gesagt, sie sei hier, um mir Gesellschaft zu leisten, nichts weiter, und ich fragte mich, ob das wirklich stimmte.
    Ein paar Minuten später gesellte sie sich mit dem süßen Tee und den von Fett triefenden Kuchenstücken zu mir. Eine Tasse guter, schwarzer Kaffee hätte zu beidem gepaßt, aber ich wollte nicht fragen, aus Angst, sie vor den Kopf zu stoßen. Während wir aßen und tranken, machte ich mehrere Versuche, eine Unterhaltung anzukurbeln. »Wie lange kennen Sie und Achmed sich schon?«
    Asmahan sah mich verwirrt an, und es war offensichtlich, daß sie nicht verstanden hatte. So wiederholte ich es in vereinfachter Form: »Sie und Achmed?«
    Noch immer schüttelte sie den Kopf. Wahrscheinlich verstand sie nicht, was ich wissen wollte, oder wußte nicht, wie sie ihre Antwort formulieren sollte, aber meine Frage hatte ich für klar gehalten. »Ich wollte, Sie könnten Englisch sprechen oder ich Arabisch.« Sie nippte an ihrem Tee und lächelte mir über den Rand ihrer Tasse hinweg zu.
    Ich überlegte einen Moment, ob ich die Gelegenheit ergreifen sollte. Und als ich mich schließlich entschloß, es zu wagen, ließ ich die Katze geradewegs aus dem Sack und meinte: »Ich würde von Herzen gern ein Telefongespräch führen.«
    »Telefon?« fragte sie.
    »Ja, verstehen Sie?« Ich tat so, als hielte ich mir einen Hörer ans Ohr, und wählte eine Nummer.
    »Ach, Telefon!« rief sie plötzlich. »Aywa, aywa!«
    » Aber Achmed hat keines. Ich wünschte, ich könnte irgendwohin gehen…«
    »Miis Hariis!« Mit einem freudestrahlenden Gesicht ergriff sie spontan meine Hand. Ein weiterer Schwall Arabisch sprudelte aus ihrem Mund, und ich glaubte, das Wort »Telefon« herauszuhören. Dann stand sie auf, ging zu den Läden, öffnete sie und deutete nach unten auf die Straße. »Telefon!« erklärte sie aufgeregt. Plötzlich war ich mit mir selbst zufrieden. Meine Vermutung, daß Asmahan nichts über meine wirkliche Lage wußte und daß Mr. Raschid ihr keine Anweisungen gegeben hatte, mich hinter Schloß und Riegel zu halten, hatte sich als richtig erwiesen. »Wir gehen!« rief sie aufgeregt. »Miis Hariis, wir gehen, ja?« Dann dachte ich etwas weiter. Allem Anschein nach hatte Achmed Raschid darauf vertraut, daß ich auf meine eigene Sicherheit achten würde, und geglaubt, daß ich nicht so unvernünftig wäre, die Wohnung auf eigene Faust zu verlassen. Nun, jetzt war ich drauf und dran, unvernünftig zu sein. Schließlich konnte keiner meiner anonymen, geheimnisvollen Gegner wissen, wo ich war. Raschid selbst hatte mich davon überzeugt. Und ein harmloser Ausflug zur Telefonzentrale würde ohnehin

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