Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
ansehen, in dem Clara ein und aus
ging. Er wunderte sich, warum sie nicht ganz einzog in diesen Prachtbau, sie
hätte es gewiss gedurft.
    Stattdessen schien sie ihre eigene Wohnung in Brannenburg behalten
zu wollen. Die Rimsting-Villa gehörte dem Mann, der ihm den Helm über den
Schädel gezogen hatte. Luger hieß der, Adrian Luger. Ein ziemlich hohes Tier,
bei dem es notfalls was zu holen gab.
    Um sechzehn Uhr würde er den Stand abbauen. Dann blieb noch genügend
Zeit, mit der Hundertfünfundzwanziger nach Rimsting zu düsen und seinen selbst
gestellten Auftrag zu erledigen.
    Seine Augen blitzten auf, und ein lustvolles Grinsen flog über sein
Gesicht. Er zupfte sich am Bart. Na, klar, das wär was! Er lachte laut. Die
Idee, die ihm soeben durch den Kopf geschossen war, war genial Er brauchte sie
nicht aufzuschreiben. Die konnte er sich auch so merken.
    Das Haus in Rimsting entpuppte sich als wahrer Herrensitz. Das
Anwesen lag in einem mehr als einen Hektar großen parkähnlichen Garten und war
im Schweizer Chalet-Stil erbaut. Viel Holz, trotzdem elegant. Es lag,
abgeschirmt durch ein hohes ferngesteuertes Stahltor, weit zurück von der
Durchgangsstraße auf einer Anhöhe. Jedoch nicht so weit entfernt, dass man
nicht mit dem Fernglas jedes Detail hätte erkennen können. Zudem führte ein
schmaler Pfad an der Südseite am Grundstück vorbei. Die Anlage erstreckte sich
über mehrere Terrassen. Sicher bot sich von dort oben ein weiter Ausblick über
den See und auf blau schimmernde Gebirgszüge, die abends im Dunst verschwammen.
    Nach wenigen Tagen wusste Gottfried genau, dass Clara Gray, wenn sie
über Nacht blieb, ein eigenes Bad benutzte, er hatte sich notiert, wann der
Hausherr zu Hause war und wann nicht, und kannte den Rhythmus der Lichtanlagen.
Und er hatte einen Weg gefunden, wie er unbemerkt in das Haus eindringen
konnte.
    Zunächst aber würde er sich Claras Brannenburger Wohnung vorknöpfen.
    Montagmittag stand Gottfried Dandlbergs Hendlstand in Bad Aibling.
Deshalb wollte er schon in aller Herrgottsfrüh nach Brannenburg. Monoton
knatterte seine Hundertfünfundzwanziger über die Straße. Die wenigen Autos, die
ihn überholten, waren Berufstätige, die zur Arbeit fuhren.
    Claras Wohnung lag in einem herrschaftlichen Haus aus den
neunzehnhundertzwanziger Jahren auf einem Hügel am südwestlichen Dorfrand. Das
Haus war von einem einfachen Jägerzaun umgeben. Von der Gartentür führte ein
schmaler Weg aus Steinplatten zum überdachten Hauseingang. Es gab zwei
Klingelknöpfe. Der untere war lapidar mit CG beschriftet. Clara schien demnach das gesamte Erdgeschoss zu bewohnen, dessen
Fenster sich auf einen gepflegten Rasen öffneten, auf dem eine knallrote
Holzbank stand. Von dort aus konnte man den Ort und das Inntal überblicken. Im
Hintergrund, auf österreichischer Seite, grüßten der Zahme und der Wilde Kaiser
herüber.
    Gottfried hatte das Motorrad seitlich unter einer Kastanie
abgestellt. Er ließ den Blick über diese Idylle schweifen, bevor er sich wieder
dem Haus zuwandte. Wie unbewohnt stand der große Kasten da.
    Clara schien nicht daheim zu sein.
    Die Gartentür war angelehnt.
    Gottfried sah sich um. Außer einer vorbeifahrenden Radlerin war
niemand zu sehen. Auch im Obergeschoss herrschte Ruhe.
    Betont unauffällig betrat er das Grundstück und schritt wie
selbstverständlich auf das Haus zu. Mit den Fingerspitzen fuhr er suchend durch
die Rille am Klappdeckel des Briefkastens, dann reckte er sich und strich mit
der Hand über den Holzbalken über der Eingangstür. Er schüttelte den Kopf. Sein
Blick fiel auf eine von Kies eingefasste quadratische Kellerfensterabdeckung.
Im Kies ruhte ein handtellergroßer Bachkiesel, der da nicht hingehörte Er zog
ein Papiertaschentuch aus der Tasche und hob damit den Stein vorsichtig an. Ein
Leuchten ging über sein Gesicht. Er hatte es gewusst! Er wickelte Claras
Schlüssel ein und steckte ihn in die Jackentasche. Dann sprang er auf seine
Hundertfünfundzwanziger und machte sich auf den Weg zu Roccos Schuh- und
Schlüsselservice.
    Rocco musterte ihn eindringlich – »Sicherheit-Schlussel wie dies
sinde verbotten kopieren« –, doch zwei Minuten später besaß Gottfried einen
Zweitschlüssel, und das Original ruhte in Papier gewickelt wieder in seiner
Jackentasche. Er knatterte zurück zum Haus und legte Claras Schlüssel an seinen
Platz. Dann sah er sich suchend um.
    Zwei Punkte lösten sich vom Hellgrau der Wolken und wurden rasch
größer. Sie kamen

Weitere Kostenlose Bücher