Spiel des Todes (German Edition)
fügte hinzu: »Oder von James
Bond.« Es sah aus, als hätte er in einen bayerischen Krapfen mit Düsseldorfer
Senf gebissen.
Sie näherten sich dem Parkplatz. Die Landschaft war wie
ausgestorben. Ein ausgetrocknetes Bachbett, aufgehäuftes Geröll, zwei entwurzelte
Bäume, ein Weidezaun – dann waren sie da. Der Maserati glänzte goldfarben wie
im Schaufenster eines Händlers. Es fehlte nur die blaue Schleife um den Bauch.
Und dann – erstarrte Clara Gray das Blut in den Adern. Von einem
Moment auf den anderen war sie umringt von drei riesigen Hunden,
zähnefletschend und knurrend, Zentimeter von ihrem Körper entfernt. Schwarze
Hunde, die aussahen wie Labradore.
»Nehmen Sie die Hunde weg!«, hörte sie Luger bellen. Sehen konnte
sie ihn nicht, denn er war hinter ihr geblieben, und sie konnte die Augen nicht
von den Bestien nehmen.
Die Hunde waren angeleint. Am anderen Ende der Leine hatte ein Mann
seine Beine in den Boden gerammt, um die wild ziehenden Tiere zu bändigen. Es
war die dunkle Visage desjenigen, der sich im Mauthäuschen aufgehalten hatte.
Er hatte merkwürdig flache, ovale Gesichtszüge mit weit auseinanderliegenden
Augen, schwarzes Haar. Er trug Jeans und eine Jacke, die ihm viel zu weit um
den hageren Körper hing.
Clara würgte. Sie bekam keine Luft mehr. Vor Schreck ging sie in die
Hocke und schnappte krampfhaft nach Atem. Doch damit erreichte sie nur, dass
die drei Hunde wieder zu knurren und zu bellen anfingen und nach ihrem Knie und
ihren Händen schnappten.
»Verdammt, nehmen Sie die verdammten Hunde weg!«, brüllte Luger. Er
umlief die Kampfhunde und griff den Mann von hinten an.
Clara sah sich um. Der Parkplatz war leer. Kein Mensch weit und
breit. Sie waren den Hunden ausgeliefert.
Mit einem unvorbereiteten Schwinger nach hinten hatte der Dunkle
Adrian Luger außer Gefecht gesetzt.
»Ist diesmal nur eine Warnung«, zischte er. »Mit Grüßen von Zamira.«
Er pfiff scharf durch die Zähne. Sofort ließen die Hunde von Clara
ab und folgten ihrem Herrn zu einem dunkelgrünen Vierrad-Japaner. Seiten,
Rückwand und Nummernschild waren komplett verdreckt. Die Hunde sprangen
nebeneinander ins geöffnete Heck, die Klappe ging zu, und der Wagen nahm
quietschend die nächste Kurve bergab.
Luger war wieder auf die Beine gekommen.
»Mastino Napoletano«, sagte er versonnen. »Eine Kampfhundrasse.«
»Zamira«, sagte Clara verwundert. »Meine Konkurrentin beim Casting
zu ›Gegen den Wind‹. Soll das eine späte Rache sein?«
Sie spürte immer noch ein leichtes Zittern am Körper, als sie schon
Kufstein hinter sich gelassen hatten und auf der Autobahn die Grenze querten.
Zehn Minuten waren es noch bis zu Claras Wohnung.
»Wie fandest du den Tag heute?«, fragte Luger und streifte ihren
Oberschenkel sanft mit dem Handrücken. »Wie fühlst du dich?«
Was für ein Unterschied zwischen diesem Mann und dem Franzi, war es
Clara schon den ganzen Tag durch den Kopf gegangen. Aber man sollte auch nicht
gleich übertreiben. Nicht gleich am ersten Tag.
»Der Tag war okay«, sagte sie und ergötzte sich an dem enttäuschten
Blick, den er zum Autohimmel warf. »Trotz der Hunde.«
Sie verließen die Autobahn, und Clara bat Luger, einen Kilometer und
ein paar Kurven bergauf gegen die Sonne zu einem Haus an der Schrofenstraße zu
fahren. Das Haus hatte einen steilen Giebel, grüne Fensterläden und keine
richtige Einfahrt. Es gab nur einen kurzen kiesbestreuten Weg zwischen der
Straße und der Garage. Der Garten war eine einzige Pracht blühender Blumen der
verschiedensten Art, die Haustür stand offen, um frische Luft hereinzulassen,
und aus einem Fenster im ersten Stock flatterte ein blauer Baumwollvorhang im
Wind, als stünde dort jemand, der freudig zur Begrüßung winkte.
»Dieses Haus habe ich meiner Freundin Lola Herrenhaus gezeigt«,
erklärte Clara. »Lola kennst du ja. Das Haus steht zum Verkauf. Zurzeit wohnt
sie in München. Aber sie ist oft bei ihrem Freund hier im Rosenheimer Land.«
Luger hielt einen Augenblick an, um das Haus zu betrachten. Dann sah
er Clara an und sagte: »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, was für eine
samtweiche Stimme du hast? Selbst wenn du sprichst, klingt es, als würde ein
Chor singen.«
SECHS
Jeden Mittwoch stand Gottfrieds fahrbarer Hendlstand in Bad
Feilnbach am Ortsende in der Kurve, die Richtung Brannenburg führt. »Echt
bayerische Hendl«, verkündete ein weißblaues Banner entlang dem Dach. Die
Mittagszeit mit dem großen Andrang war
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