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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Nachtigal hervor. »Ich hab schon
geschlossen.«
    »Na gut. Geschhhloossen«, lallte der Mann. »Dann gehen wir eben ssum
Schmiedwirt, damit Clara wasssum Essen bekommt.« Er warf einen vorwurfsvollen
Blick zurück. »Ssum Schmiedwirt … sssum Essen. Mit Clara.«
    Von ihrem Platz am Fenster aus konnte Clara ihn kommen sehen.
Unruhig rutschte sie auf der Holzbank hin und her und versuchte gleichzeitig,
den Ankömmling und den Mann in der entgegengesetzten Ecke im Auge zu behalten.
Der Trachtler dort hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem abgewrackten Columbo vom
Hendlstand vorhin. Das schwarze Haar quoll unter einem grünen Filzhut mit Feder
hervor, seine Schladminger Lodenjoppe war aufgeknöpft. Die Rechte umschloss
eine kalte Pfeife.
    Die Bedienung räumte klappernd die Spülmaschine aus. Um diese Zeit
war die Wirtschaft leer. Bayern 3 schlug sich mit einem geistlosen Rapper
herum. Bobby, der Wirtshauslabrador, atmete voller Entzücken die Gerüche aus
der Küche ein. Clara sandte einen letzten zärtlichen Blick in die hintere Ecke
und lächelte verliebt über die perfekte Verkleidung.
    »Hallo, Clara«, hauchte er im Flüsterton schon, als er durch die Tür
trat. »Ich bin’s. Nachtigal.«
    Eine Eröffnung genau so, wie es in Adrians Drehbuch für dieses
Treffen stand. Sie musste nur die richtige Antwort bringen.
    »Setz dich doch, Gottfried.«
    Ein Strahlen huschte über sein Gesicht. Wenn der alberne Kinnbart
nicht gewesen wäre, hätte sie ihn vielleicht sogar für gut aussehend befunden.
Trotz oder sogar auch wegen des roten Schopfs auf seinem Kopf.
    Umständlich nahm er neben ihr Platz, mit dem Rücken zur Tür.
    Verstohlen äugte sie zu Adrian hinüber. Der nickte unmerklich und
deutete einen Kussmund an.
    »Was trinkst du?«, fragte sie Nachtigal. »Ich hab mir ein kleines
Bier bestellt.«
    Er ging nicht auf ihre Frage ein. »Ich liebe dich«, sagte er und
himmelte sie an. Sein Blick hatte etwas Außerirdisches. »Und du liebst mich. Du
hast es nur noch nicht realisiert. Das wird noch kommen. Dafür werde ich
sorgen.«
    Zentimeter für Zentimeter bewegte sich Clara von ihm fort. Angst
kroch ihr wie mit Krallen über den Rücken. Sie fröstelte und schielte hilflos
hinüber in die Ecke.
    Sein Blick folgte dem ihren, blieb uninteressiert an dem Trachtler
hängen und heftete sich wieder an ihr pünktchenübersätes Gesicht.
    »Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?«, sagte sie. »Bitte!«
    Er zögerte mit ausdrucksloser Miene. Dann verzogen sich seine
Mundwinkel zu einem Lächeln.
    Er genießt die Situation, überlegte Clara. Ein schrecklicher
Gedanke.
    »Sagte ich doch. Weil ich dich liebe. Und Liebe ist eine unheilbare
Krankheit. Eine Krankheit, die gepflegt, nicht geheilt werden will. Du musst
mich pflegen, Clara!« Sein schmales Lächeln ging in ein unverschämtes Grinsen
über. »Aber allein! Nur von dir will ich mich pflegen lassen! Du betrügst mich,
Clara! Welches Spiel spielst du mit mir?« Er nahm den Blick nicht von ihr.
    Doch Clara sah durch ihn hindurch. Dieser Nachtigal war ein kräftig
gebauter Mann, viel jünger als Adrian. Langsam drehte sie sich weg, um die
entfernte Ecke wieder ins Visier zu nehmen. Sie fühlte, dass es höchste Zeit
war, die nächste Szene ihres Drehbuchs in Angriff zu nehmen.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Nachtigal blitzschnell von
seinem Stuhl hochsprang und mit vier, fünf ausladenden Schritten in der Ecke
stand und mit seinem Rücken den Trachtler verdeckte.
    Gelähmt vor Schreck sah Clara hinüber.
    Langsam wandte sich Nachtigal zu ihr um.
    »Du steckst voller Überraschungen«, sagte er. »Du hast dir also
Hilfe mitgebracht? Ihr habt mich in eine Falle locken wollen!«
    Clara sah das Weiß in seinen Augen. Es waren erbarmungslose Augen.
    Ruckartig wandte er sich wieder dem Trachtler zu. Plötzlich hielt er
etwas Glänzendes in der Hand.
    »Hallo, Herr Luger«, sagte er laut. »Wollen Sie mir bitte folgen?«
Es war keine Frage. Es war ein Befehl. »Und du bleibst hier!«, zischte er über
die Schulter, an Clara gewandt.
    »Eine Pistole«, sagte er, als sie draußen waren. »Ja, das ist eine
Pistole. Damit hätten Sie nicht gerechnet, was, Sie Scheißkerl?«
    Er dirigierte Luger um das Wirtshaus herum zu dem alten Kühlhaus, in
dem früher das Bier noch mit Eisstangen kalt gehalten worden war. Er ließ Luger
die Klinke herunterdrücken, der Schuppen war offen. Alte Holzfässer standen
herum, das Ziegeldach war nur notdürftig geflickt.
    Gottfried

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