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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sich trug, vor den Oberkörper. Unförmig nannte Luger ihre Taschen, aber Clara
ließ sich nicht abhalten.
    Es war alles darin, was eine Frau so braucht: Spiegel, Klammern,
Tampons, Hundefutter, Haarbürste, fünf Blatt Toilettenpapier, Pfefferspray,
Strumpfhose, Stadtplan, Farbfoto von Emil und der verstorbenen Mutter, Handy.
    Sie gewannen rasch Kontakt zu einer Gruppe abseits der Bar, die sich
    an ein paar Lounge Tables und Lounge Chairs breitgemacht hatte. Easy, cool und charming .
    Es war sehr warm im Raum. Luger musste sich in dieser Umgebung wie
die Karikatur eines Mannes fühlen, der einer Frau im 21. Jahrhundert beim
Ausziehen ihrer Jacke behilflich ist. Clara ließ sich solche Gesten mit
grandezzamäßiger Selbstverständlichkeit gefallen. Sie hatte sich bereits an
seine Galanterien gewöhnt. Sie wusste, dass sie etwas Besonderes waren.
    Rasch kam Clara hinter das, was man die Identitäten der Gruppe
nennen konnte. Sie hießen Joseph, Homer, Andrew, Tom und Martin. Fast alle
hatten weiche Hände, Diamantringe, eine laute Lache, vollgestopfte Brieftaschen
und reizende Damen.
    Der Kopf der Gruppe war Helmut. Er schien Deutscher zu sein oder
Schweizer oder Österreicher. Er schenkte ihrem Erscheinen kaum mehr Beachtung,
als hätte ein Betrunkener das Lokal verlassen. Helmut rauchte mit gelben
Fingern in einem fort schmale, braune Zigarillos, durch deren Qualmwolken
hindurch er Luger unablässig musterte. Es stellte sich heraus, dass er die BMW -Vertretung für Kalifornien hatte und
vom Verkauf seiner Siebener und Dreier gut leben konnte. Er trank nur
alkoholfreies Bier.
    Clara bestellte einen Gin Tonic mit Lemonscheibe und Strohhalm.
Luger genehmigte sich einen doppelten Vodka Gimlet on the Rocks.
    Joseph, der in Aussehen und Bewegung einer Robbe nicht unähnlich
war, gehörte die Robbenzucht unten am Embarcadero. Es hieß, er habe um die
siebentausend Tiere, die sich stündlich vermehrten. Zwar verlieh er einige an
einen Zirkus oder an Dressuren, doch was geschah mit dem Rest? Als Luger ihn
danach fragte, versteckte er sich verlegen grinsend hinter seinem Sex on the
Beach und strich über seine Robbenglatze.
    Homer war ein dünner, langer Mann mit der Andeutung eines Kinnbarts.
Frauenarzt. Als hätte er aus John Irvings »Gottes Werk und Teufels Beitrag«
geklaut, betrieb er eine Gesundheitsklinik, die sich ausschließlich mit
Abtreibungen beschäftigte. Seine Hauptkundschaft waren Latinas, die auch die
Entfernungen von San Diego und selbst jenseits der Grenze von Tijuana nicht
scheuten. Puertorriqueñas von der Atlantikküste rundeten das Bild seiner
Klientel ab.
    Und da war Juno. Juno saß mit hochgeschlagenen Beinen auf einem
abgewetzten Lounge Chair und starrte Luger an. Angeblich war sie Stewardess und
gehörte zu Helmut, dem muskelbepackten BMW -Händler.
Sie war direkt der Model- und Modeszene entstiegen und konnte mühelos innerhalb
einer Minute von Diva zu Kumpel zu halbseiden und wieder zurückwechseln.
    »Was schaust du mich so an?«, fragte Luger. Nachdem sie nicht
antwortete, fragte er Helmut: »Was schaut sie mich so an?«
    Clara, obwohl sie nicht mehr als ein gutes Dutzend Worte Englisch
sprach, konnte dieser Art der Konversation zwar gut folgen. Doch lieber widmete
sie sich der Umgebung. Dadurch fiel ihr der Schwarze auf, der aus dem
Hintergrund auftauchte und mit hinkenden kleinen Schritten die Gruppe
umkreiste. Er kam näher. Im grellen Licht eines Spotlights sah sie, dass er
einen Klumpfuß hatte und sehr verdrossen dreinschaute.
    Tief in Claras Umhängetasche lauerte das Pfefferspray auf seinen
Einsatz.
    Wie von Zauberhand wurden von einer Sekunde auf die nächste alle
Geräusche gedämpft, die Gespräche verstummten, die beiden einarmigen Bandidos
im Hintergrund stellten ihre Aktivitäten ein.
    »Du bist Luger«, sprach Helmut leise in die Stille hinein. Der Ton
in seiner Stimme klang vielversprechend. »Ich kenn dich von den
Hochglanzprospekten.«
    »Luger. Adrian Luger«, echote Juno, die Luger nicht aus den Augen
gelassen hatte. Sie warf ihr Hinterteil auf die gepolsterte Lehne ihres Lounge
Chairs. Ihr Rock verrutschte und gab weitere Quadratzentimeter nackten
Fleisches frei.
    »Ich habe von eurer Zentrale Geld zurückgefordert«, sagte Helmut.
»Zweiundfünfzig Prozent meiner Investition. Das war im Juli gewesen. Sie haben
mich abgewimmelt.« Helmut war aufgestanden.
    Der Schwarze mit dem Klumpfuß wartete in seinem Schatten. Trübsinnig
ließ er den Kopf hängen. Auf seiner Nase

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