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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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müssen selbst nach Wien, Herr Ottakring. Der Huawa kann Ihnen
den Flug heute Nachmittag buchen. Hauptmann Homacz ist Ihr Ansprechpartner.«
    Er hatte den Eindruck, Ottakring war froh, die Suche nach Lola
selbst in die Hand nehmen zu dürfen. Schließlich waren sie an einem
entscheidenden Punkt angelangt. Lola Ottakring musste gefunden werden.
    »Den Homacz kenn ich von früher«, sagte Ottakring leise, bevor Rico
ihr Telefonat beendete.
    Allein aufgrund der eingegangenen Meldung konnte Rico Stahl nicht
ahnen, wer die weibliche Tote war. Sie sei schrecklich zugerichtet, hatte man
ihm gesagt. Es hatte wie eine vorsichtige Warnung geklungen.
    Aber das hatten schon viele gesagt. Wie oft hatte er diesen Hinweis
in seiner Laufbahn schon gehört. Und dann kam er hin, und der Kopf war absolut
sauber abgetrennt gewesen oder in der Schläfe war ein kleines Loch, an dem
geronnenes Blut klebte, oder der Schädel war einfach eingeschlagen. Kaputt.
    Schrecklich zugerichtet war anders.
    Etwas anderes an der Nachricht hatte ihn sehr viel mehr schockiert.
Der Erkennungsdienst war bereits vor Ort, und die ED ler sagten aus, die Leiche sei in der Wohnung der
Schauspielerin Clara Gray aufgefunden worden. Ob es sich um die Person selbst
handele, könne man aus ihrem Zustand nicht erkennen. Allein die Tatsache, dass
sie in Clara Grays Wohnzimmer lag, beweise noch lange nicht ihre Identität
    Als Rico Stahl vor der Leiche stand, wurde sogar einem durch und
durch abgebrühten Ermittler wie ihm ganz anders. Diese Leiche war tatsächlich
schrecklich zugerichtet, verstümmelt, abgeschlachtet, gemetzelt, unkenntlich
gemacht worden. Und obwohl Rico die schillernde Figur der Clara Gray gut zu
kennen glaubte, konnte auch er die Personalie vom bloßen Anblick her nicht
bestimmen.
    Die Rechtsmedizin würde bald eintreffen. Rico hatte Chili Toledo
verständigen lassen, auch sie würde, wie er sie einschätzte, nicht lange auf
sich warten lassen. Er wollte sie unbedingt bei seinem ersten Fall als
Rosenheimer Mordchef dabeihaben.
    Erst danach konnte er sich seinen eigenen Gefühlen widmen. Es war
etwas total anderes, ob man zu einer fremden Leiche gerufen wurde oder zu einer
Toten, die man gut gekannt hat. Zu einer Frau, mit der man sich vergnügt und
mit der man geflirtet hat und die jetzt grässlich verstümmelt vor einem lag.
    »Voll bekleidet, wahrscheinlich kein Sexualmord«, meldete Bruni. Er
trug die dunklen Haare lang. Seine knochige Figur und sein ausgezehrtes Gesicht
wiesen ihn als passionierten Mountainbiker aus.
    Rico nickte und warf einen weiteren Blick auf die Leiche. Die Frau
war durch unzählige Messerstiche verunstaltet worden. Im Gesicht, am Hals, in
der Brust, im Unterleib. Es war jedoch nicht versucht worden, sie zu
entpersonifizieren, zum Beispiel durch gezieltes Verstümmeln oder Entfernen von
Gesicht, Brust und Genitalien. Auch war kein stumpfer Gegenstand verwendet
worden, kein Stein, keine Vase, kein Feuerlöscher.
    Ein Teil ihres Haars war abgeschnitten, wahrscheinlich nachträglich.
Der Täter hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Reste verschwinden zu
lassen. Die Haarbüschel lagen direkt neben dem Kopf. Auch sie waren
blutverschmiert. Dieses Indiz signalisierte Rico eindeutig: Dem Opfer sollte
eine Kränkung zugefügt werden. Die Frau sollte noch im Tod erniedrigt werden.
Die Demütigung wies auf jemanden hin, der sie gut kennen musste. Er nahm ein
Papiertaschentuch, hob ein winziges Büschel auf und zerrieb es in den Fingern.
Es war frisches Blut.
    Rico rückte seine Krawatte zurecht, die blau grundierte. Rote lehnte
er ab. Mit der Farbe Rot hatte er zu häufig zu tun. An Berlin musste er denken,
an die Fahrt in Smisseks Escalade – oder hatte Luger den Cadillac besorgt? –
bei der WM 2006 durch
Berlin-Mitte. Clara war so glücklich gewesen mit ihrem Mann, und Ottakring und
seine Lola hatten sich wie kleine Kinder gefühlt, denen man eine Reise nach
Disneyland geschenkt hatte.
    Wie unendlich viel hatte sich in jüngster Zeit doch ereignet. Luger
entpuppte sich als Claras Vater, er landete wegen Betrug im Gefängnis. Lola
Herrenhaus war entführt worden, Ottakring war hoffentlich mit Hilfe der
Österreicher dabei, sie wiederzufinden. Und nun lag Clara Gray verkrümmt vor
ihm. Tot. Ermordet. Denn dass es sich um Clara handeln musste, daran hegte Rico
keinen Zweifel mehr.
    * * *
    Hauptmann Homacz streckte die Hand weit aus und schüttelte Joe
Ottakrings Rechte, hielt sie sekundenlang in der seinen und legte dann

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