Spiel mir das Lied vom Glück
zu hören. Hör mal, ich habe hier ein Problem … ja, du schuldest mir noch was, Junge, also, da wäre was … «
Mir war absolut schleierhaft, warum Dean mitten in diesem Gespräch auf seinem Handy telefonierte, besonders da ihm doch klar sein musste, dass ich kurz davor stand, mich auf Ms. Knuddel zu werfen, ihr dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu reißen und ihr die Lippen zu zerkratzen.
Aber dann fiel mir der ungewöhnliche Name ein, den Dean benutzt hatte – Charisse. Die einzige Charisse, die mir bekannt war, war die Frau des Gouverneurs von Oregon, und der hieß Marcus. Als Dean kurz und knapp das Problem schilderte, wer
die Kinder waren, was vorgefallen war, mit welchen Mitarbeitern der Kinderfürsorge er gerade am Tisch saß, da wurde mir plötzlich alles klar.
»Ja, danke, Junge. Ja, ich habe Charisse schon versprochen, dass ich mir überlege, ob ich zu eurer Feier komme … Klar, dann geht’s die Abfahrten runter. Du musst nur der Regierung sagen, sie soll eine Pause einlegen. Sag deinen Kollegen, du würdest zum Skihasen mutieren. Das werden die Wähler gerne hören. Ich melde mich.«
Dean legte auf. Er faltete die Hände.
»War das etwa …?« Ms. Knuddel sah aus, als hätte sie einen Vogel verschluckt, dachte ich voller Schadenfreude. »War das etwa der Gouverneur?«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Dean. »Dauert nur ein paar Minuten. »Und, wie sieht’s aus mit den Ducks von der Uni Oregon?«
Stash lehnte sich auf dem Stuhl zurück, er hatte sofort begriffen, was vor sich ging. »Hey, die sind wirklich super! Der Quarterback ist nicht schlecht dieses Jahr. Was meinen Sie?«, fragte er Mr.Mini-Pimmel.
Mr.Mini-Pimmel hatte noch immer ein gerötetes Gesicht, weil er den Missbrauchsbericht der Kinder gehört hatte. Er nickte Stash zu. Ich hatte den Eindruck, dass Mr.Mini-Pimmel Ms. Knuddel nicht mochte, weil er sofort einen weitschweifigen Vortrag über die Verteidigung der Ducks hielt.
»Entschuldigen Sie«, mischte sich Ms. Knuddel ein. »Darf ich fragen, warum um alles in der Welt wir von Football sprechen, Mr.Garrett?« Sie hatte kirschrote Wangen.
»Wir warten auf einen Anruf«, erklärte Dean buttersanft.
Ms. Knuddel errötete noch stärker. Jetzt sah sie wirklich aus wie eine Kirsche. »Ein Anruf von wem?«
»Von Teresa Gonzales. Sie leitet die Jugendämter in diesem Staat.«
Es dauerte keine drei Minuten, da schaute Ms. Knuddel auf ihren Gürtel, an dem ihr Handy hing. Sie prüfte die Nummer
und nahm das Gespräch an. »Hallo, Teresa«, sagte sie mit belegter, unsicherer Stimme. »Ja. Ja, habe ich. Nein, ich habe davon abgeraten, dass sie die Kinder nehmen … ähm, ja weil es die Mutter nicht wollte … ja, die ist im Gefängnis … Misshandlungen … methamphetaminsüchtig … hm … hm … ja, sie hat ziemlich viele Vorstrafen … ja, so einige … ja … ja … mache ich.«
Sie legte auf. Hustete. »Es sieht aus, als wäre da was geändert worden«, begann sie.
Als Shawn und Carrie Lynn aus dem Krankenhaus entlassen wurden, brachten Tante Lydia, Stash und ich sie direkt zu uns.
Es stellte sich heraus, dass die Hühner eine hervorragende Therapie für Shawn und Carrie Lynn waren. Ebenso Melissa Lynn und ihre Ferkel, die die Kinder sofort in ihr Herz geschlossen zu haben schienen. Carrie Lynn fand es ganz spannend, dass sie denselben Zweitnamen hatte wie das Schwein.
Auch die Vögel, die morgens und abends eine Stunde im Haus fliegen durften, zauberten ein Lächeln auf die Gesichter der Kinder.
Doch es war der einjährige Golden Retriever, den Dean mitbrachte, der die beiden am glücklichsten machte. Stundenlang spielten Shawn und Carrie Lynn mit dem Hund, nahmen ihn an die Leine und liefen mit ihm im Haus und auf dem Hof herum. Sie steckten ihm Blumen ins Halsband, setzten ihm ein weißes Häubchen auf den Kopf und zogen ihm rosa Söckchen an. Alphy war ein sehr ungezogener Hund, er nagte an allem, was er finden konnte, er bellte die Vögel an, die durch die Zimmer flogen, er stieß Tante Lydias grüne Lieblingsvase um, aber er schleckte die Kinder regelmäßig ab und wollte keine Minute ohne sie sein.
Alphy schlief auf Carrie Lynns Kopfkissen, und mehr als einmal kam ich hinzu, als sie und Shawn in sein Fell weinten.
Manchmal legte ich mich dann dazu, wiegte die Kinder und den Hund auf meinem Schoß, dann wieder ließ ich sie einfach weinen, und der große Goldie leckte ihre Tränen ab.
Jeden Tag ging es Shawn und Carrie Lynn ein wenig besser. Doch ich
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