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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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fallen.« Sie breitete die Arme aus. »Meine Hauptfigur scheint nicht mehr unbewusst alle Männer zu hassen. Ganz im Gegenteil, sie entwickelt sich langsam zu einem richtig lustigen Mädel, das sich von keinem mehr irgendwas sagen lässt.«
    Ich hoffte von ganzem Herzen, dass nicht Katie die Frau mit dem Krebs war. Mit vier Kindern und einem alkoholkranken, rotzenden, furzenden Noch-Mann, der automatisch das Sorgerecht bekäme … ich erschauderte.
    Caroline streckte die Arme aus, die Handflächen nach oben gedreht. Ihre Augen waren fest geschlossen. Sie richtete die Hände auf Katie, dann auf mich, auf Lara und schließlich auf Tante Lydia. Bei der letzten Person begannen sie zu zittern. Caroline behielt die Augen geschlossen und wies uns an, leise die Plätze zu tauschen. Wir gehorchten. Sie wiederholte ihre Übung. Wieder zitterten ihre Hände, als sie auf Tante Lydia gerichtet waren. Bei uns anderen nicht.
    Es kam mir so abgedreht, so total gurumäßig vor, mit nacktem Oberkörper vor einer Frau zu sitzen, die die Arme ausstreckte, doch ich spürte die Wahrheit dieses Augenblicks, die kühle Tragik, die uns bald alle ins Gesicht treffen würde.
    Caroline holte tief Luft. »Einmal noch. Bitte setzt euch um.« Wir folgten ihr. Laut pochte mein Herz vor Angst. Das Ergebnis war dasselbe. Ihre Hände zitterten nur, wenn sie auf Tante Lydia gerichtet waren.
    Wieder hielt Caroline Lydia die Hände hin.
    Sie zitterten.
    Caroline schlug die Augen auf.
    »Es tut mir leid, Lydia«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Es tut mir so unglaublich leid.«
     
    Die Bestrahlungen begannen sofort. Der erste Arzt, der Tante Lydia untersuchte, konnte nichts Auffälliges feststellen, aber da sie noch nie eine Mammographie hatte machen lassen, bestand er darauf, dass sie durchgeführt wurde.
    Stash begleitete Lydia zu dem Termin. Zweimal musste er sie buchstäblich hinter sich herziehen, erzählte er mir später.
    Als der Arzt Tante Lydia das Mammographie-Gerät zeigte, warf sie die Hände in die Luft und legte sie dann schützend vor ihre Brüste.
    »Ich lasse nicht zu, dass meine Brüste zu Pfannkuchen plattgedrückt werden!«
    Der Arzt versicherte ihr, es würde nicht wehtun.
    Sie beugte sich vor. »Wie würden Sie es denn finden, wenn Ihre Glocken von einer Maschine zusammengedrückt würden und einer Fotos davon macht?«, fragte sie ihn.
    Der Arzt hatte offenbar große Erfahrung im Umgang mit jeglicher Art von Patienten. »Ms. Thornburgh, eine Mammographie tut nicht weh –«
    »Können Sie mir versprechen, dass ich meine Brüste anschließend wieder unversehrt mit nach Hause nehmen kann?«
    Das konnte er.
    »Und wenn die Maschine Feuer fängt?«
    Er konnte ihr ebenfalls versprechen, dass der Apparat nicht brennen würde.
    Der Tag nach der Tittenfolter, wie Tante Lydia die Mammographie nannte, kroch im Schneckentempo dahin.
    Dann kam der Anruf.
    Die Ärzte hatten einen Tumor in der rechten Brust entdeckt. Er würde bestrahlt, operiert und mit Chemotherapie behandelt werden.
    Tante Lydia, Stash und ich saßen im Wohnzimmer. Caroline wirkte nicht überrascht. Gepeinigt, gequält, besorgt, aber nicht überrascht. Ihr linkes Auge verriet ihre Angst, blinzelte wie im Schnelldurchlauf.
    Tante Lydia war die Einzige, die ganz locker war.
    »Ist doch nur ein bisschen Krebs«, erzählte sie uns abends am Küchentisch. Nebenbei stickte sie. Es war ein wundervolles Bild ihres Hauses mit der Regenbogenbrücke und zwei riesigen Schweinen. In der Mitte stand: »Eine schwarze Haustür hält miese Typen ab.«
    »Mensch, ich hab schon Schlimmeres überlebt als Krebs. Das wird schon alles gut. Werdet ihr ja sehen.«
    Wir nickten. Das Wort »Krebs« war eines der unheimlichsten, erschütterndsten Worte, die es gab. Schon jetzt hasste ich es mit großer Inbrunst.
    »Frau, ich weiß, dass es gut geht«, erklärte Stash plötzlich und schlug mit den Händen auf die Knie. »Wir müssen uns überhaupt keine Sorgen machen. Wir suchen dir die beste Behandlung, die es in dieser Gegend gibt, und dann wird das auch was, verdammt nochmal.«
    Er war sauer, das merkte ich, aber ich hatte gelernt, dass Männer unruhig werden, wenn sie hilflos sind. Deshalb kann man mit Männern so schlecht über Probleme reden. Sie wollten sie nämlich auf der Stelle beseitigen, zack, zack, und dann konnte es weitergehen. Bitte schön! So, und jetzt ein kühles Bier!
    Aber als ich Stash ansah und die pure Angst in seinen Augen erkannte, da wusste ich, dass es mit einem Bier heute

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