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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Aber bis dahin bleibt die Akte geschlossen.«
    Mit diesen Worten legte sie auf.
     
    In den vergangenen Wochen hatten wir mehrere Psycho-Abende gehabt. Das Motto war beispielsweise gewesen »Lebe deine Lust« oder »Nicht ohne meinen Orgasmus«. Der heutige Psycho-Abend sollte heißen: »Meine Hormone und ich – so habe ich sie im Griff«.
    Das klang doch vielversprechend.
    »Seit ewigen Zeiten leben wir unter der Fuchtel unserer Hormone«, schimpfte Lydia morgens beim Arbeiten. Die frühe Sonne fiel durch die Schlitze des Hühnerstalls herein. Ich schaute auf das Huhn in Lydias Hand. In ihrem Überschwang schüttelte sie es so heftig, dass dem armen Tier vor Angst die Augen aus dem Kopf quollen. »Das stimmt doch, Hilga, oder?«, schrie Lydia das Huhn an. Normalerweise geht sie mit den Ladys viel zärtlicher um.
    »Das ganze Östrogen hat unsere Seele überschwemmt. Die Hormone schwappen durch unseren Körper, mal mehr, mal weniger, und wir werden fast verrückt. Wenn ich einen Hormonschub habe, kann ich es nicht ertragen, Stash zu sehen. Dann habe ich das Gefühl, ich müsste ihm ein Glas an den Kopf werfen, sobald er zur Tür hereinkommt.«
    Ich folgte Tante Lydia durch die Scheune. Sie ließ das Huhn los, es gackerte dankbar vor sich hin. Die anderen Hühner kamen herbei und gluckten voller Verständnis. Fast konnte ich hören, wie sie jubelten: »Lydia hat nicht mehr alle Hormone im Schrank! Nicht mehr alle Hormone im Schrank!«
    »Hormone bestimmen unsere Gedanken und Taten. Wir müssen lernen, sie unter Kontrolle zu bringen!« Tante Lydia stach mit einer Forke in einen Strohballen.
    »Hormone nerven so richtig«, verkündete Lydia und klaubte
Eier unter den zeternden Hühnern hervor. »Aber mit Yoga, viel Bewegung, gutem Sex und ein bisschen Pot bekommen wir sie unter Kontrolle. Es gibt natürlich noch mehr Möglichkeiten, die Hormone in den Griff zu bekommen, aber ich spare mir meine weiblichen Weisheiten für heute Abend auf!«
    Ein Huhn pickte sie in die Hand. Blitzschnell hielt Lydia ihm den Schnabel zu. »Jetzt hör mir mal zu, Marie Jane, dieses Picken lasse ich mir nicht mehr gefallen. Das habe ich dir schon einmal gesagt.« Sie drückte einen Kuss auf den kleinen Schnabel und ging weiter.
    »Frauen müssen miteinander über ihre Probleme sprechen, über ihre Sorgen und Nöte, ihre Hormonschübe. Männer sind nur begrenzt dazu in der Lage, weil sie diesen Teil in sich haben, der sie von Natur aus selbstsüchtig, egoistisch, unsensibel und rücksichtslos macht«, dozierte sie mit erhobener Stimme. Die Hühner gackerten. »Aber Frauen müssen alles können: Firmen leiten, Kinder aufziehen, in der Gemeinde helfen und nachts die Mickerdinger ihrer Männer verwöhnen. Unsere Arbeit ist NIE vorbei!«
    »Wann fängt der Psycho-Abend an?«, erkundigte ich mich.
    »Um sieben bei Lara.«
    »Bei Lara?«
    »Ja. Ich habe gestern mit ihr gesprochen. Sie machte keinen besonders glücklichen Eindruck. Aber ich muss sie sehen, um zweifelsfrei feststellen zu können, was die Hormone mit ihr anstellen!« Tante Lydia bückte sich und streichelte mehrere Ladys. Sie gab ihnen zärtliche Spitznamen wie »Knusperkralle« und »Schmuseschnabel«.
    »Laras Mann ist auf irgendeinem Priesterkongress, wo ununterbrochen gebetet wird. Ich hoffe, das ganze Beten schmälert nicht seine testosteronstrotzende Libido! Frauen brauchen Männer, die sofort einsatzbereit sind, wenn ihre Hormone der in ihnen schlummernden Leidenschaft freien Lauf lassen.«
    Ich sammelte weitere Eier ein. Ein Huhn pickte nach mir.
Ich dachte an Männer, die auf der Stelle einsatzbereit waren, und mir wurde ein wenig warm im Gesicht, deshalb suchte ich noch mehr Eier. Die Küsse, die Dean mir am Morgen am Briefkasten gegeben hatte, und seine unentwegten Einladungen zum Frühstück glühten noch in mir.
    »Guck dir zum Beispiel die Ladys an«, sagte Lydia. »Wenn ich hier nicht ein paar Hähne rumlaufen lassen, werden sie total arrogant und aggressiv. Hin und wieder müssen die mal bestiegen werden.«
    Ich unterdrückte ein Lachen, weil ich mir vorstellte, wie die Hühner aufgetakelt wie die Nutten in einer Bar standen und auf einen One-Night-Stand hofften.
    »Sie brauchen ihren Orgasmus, so wie wir Frauen! Wenn nicht, rücken sich die Ladys gegenseitig auf die Pelle.« Tante Lydia schüttelte den Kopf. »Damit kann ich zwar nichts anfangen, aber wenn meine Ladys einen Hahn wollen, der ihre Grundbedürfnisse befriedigt, bitte schön, dann sollen sie einen

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