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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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haben.«
    »Du meinst, ohne Hahn werden die Hühner lesbisch?«
    »Allerdings!«, rief Tante Lydia. »Deshalb müssen immer Hähne da sein. Die kreischen den ganzen Tag ihr Kikeriki, aber ich glaube, damit stellen sie bloß ihre Männlichkeit zur Schau. Wenn sie schlau wären und merken würden, dass meine Ladys sie nur für den Sex brauchen, würden sie wahrscheinlich nicht mehr so laut herumkrähen.«
    Ich stieß mir den Kopf an einem Balken und entdeckte ein ramponiertes Bücherregal. Natürlich hatten die Hühner es zu einem Geheimdepot umfunktioniert.
    »Bei dir ist es dasselbe, Julia. Du brauchst einen Hahn in deinem Leben. Einen Mann für den Sex, für nichts anderes. Männer sind gut für Sex und Geld, Julia.« Lydia schaute unter einen alten Sessel und holte vier Eier hervor. »Manchmal hat er in beiderlei Hinsicht nicht viel zu bieten, dann muss man für sich selbst sorgen. Aber wenn du einen findest, der lieb zu
dir ist und nachts gerne Trallala Hoppsassa macht – super! Aber heirate ihn bloß nicht! Männer erträgt man am besten in kleinen Portionen.«
    Ich wand mich, als wollte ich sagen: Nie und nimmer! Ich brauche keinen Mann. Männer machten mir Angst.
    Offensichtlich verstand Lydia meine Körpersprache, denn sie sagte: »Sei doch nicht so, mein Schatz. Das sind doch nicht alles verrückte Spinner. Viele, aber längst nicht alle. Dean zum Beispiel-«
    »Nein, hör auf!«, unterbrach ich sie und zuckte zusammen, weil mich ein Huhn pickte. »Ich will nicht über Dean reden.« Dieser Mann war einfach zu verlockend.
    »Meinetwegen«, entgegnete Tante Lydia, und ihre Stimme ließ einige Hühner zusammenfahren. »Sprechen wir nicht über ihn. Aber er wäre ein guter Kandidat für gelegentlichen Sex. Anschließend könntest du ihn ja nach Hause schicken. Wenn du willst. Er ist ein guter Mann und groß genug, um einer Frau mehrere Jahre lang das Bett zu wärmen. Dean Garrett mal ausgenommen, sieh dich lieber nach einem Mann in kleinen Portionen um.«
    »Okay, Tante Lydia, ich hab’s kapiert. Ich brauche einen Mann in kleinen Portionen.«
    »Ganz genau! Schönen Tag noch, Agnes.« Lydia ließ das Huhn fliegen, das sie im Arm gehalten hatte, und hielt beide Zeigefinger hoch. »Du brauchst einen Mann in kleinen Portionen.«
    Ich machte weiter, während Lydia ein Lied über einen Mann in kleinen Portionen trällerte, das sich reimte. Es hatte etwas Countrymäßiges, bis sie in einen Opersopran verfiel. Um sie herum flatterten die Ladys. Gluck, gluck, gluck.
    Obwohl ich Dean einige Male geküsst hatte, wollte ich mich zwingen, mit ihm Schluss zu machen. Das musste ich tun, dringend. Und ich würde es tun. Aber vorher wollte ich ihn noch einmal so richtig genießen.
    Ich hielt den Kopf gesenkt und ging in die Hocke, um den Hühnern, die mir entweder freundlich zugackerten oder in die Hand picken wollten, die Eier abzunehmen. Wenn sie das doch lassen könnten!
    Dean Garrett war der Hauptgewinn: fordernd und zärtlich, unabhängig, stark und klug. Er war sogar so klug, dass er es nicht nötig hatte, arrogant zu sein.
    Und wir würden gute Freunde werden, redete ich mir ein. Sobald er aufhörte, mich jeden Morgen zu küssen.
     
    Ich ging zum Arbeiten in die Bücherei, leitete eine sensationelle Lesestunde, in der die Kinder wie Löwen brüllten und wie Bären brummten, las Carrie Lynn und Shawn noch eine Extra-Geschichte vor und packte dann, wie jeden Abend, das Essen in Shawns Rucksack.
    Shawn hatte mir erzählt, sie würden immer erst essen, wenn ihre Mutter aus dem Haus war oder »im Schlafzimmer zu tun hatte«. Wenn die Kinder nach draußen geschickt wurden, aßen sie auf dem Karussell im Park.
    Ich hatte den beiden je ein Paar neue Strümpfe gekauft, über die sie sich sehr zu freuen schienen.
    Nach der Arbeit ging ich direkt zu Lara. Eigentlich war es noch zu früh, aber ich hatte sie zuvor auf meinem neuen Handy angerufen, und sie hatte gesagt, ich könne ruhig schon kommen. Ich klopfte, Lara rief mich herein. Also trat ich über die Schwelle.
    Erneut fiel mir die Sterilität von Laras Heim ins Auge: beige Wände, beiger Teppich. Blaue Dekoration, neutrale Möbel, schwere Vorhänge. Gruselig. Ich hörte, wie sie oben herumlief, und ging in die Küche, wo ich den selbstgemachten Maulwurfskuchen auf die Theke stellte. Seit die Frauen zum ersten Mal meinen Nachtisch gegessen hatten, war ich zur Dessert-Verantwortlichen ernannt worden.
    Die Küche sah aus wie der Rest des Hauses: Auf der Arbeitsfläche
standen

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