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Spiel mir das Lied vom Wind

Spiel mir das Lied vom Wind

Titel: Spiel mir das Lied vom Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Spiele in einem No-Deposit-Casino konnte er sich noch leisten. Waren aber nur der halbe Spaß. Keine klimpernden Münzen in der Hand, kein echter Gewinn. Er betrachtete sie als Finger-Übung. Was blieb ihm anderes übrig? Von Sportwetten hatte er keine Ahnung. Lotto war zu teuer.
    Zwischendurch durchforstete er im Internet immer wieder einmal die Seiten der verschiedenen Partnervermittlungen. Er hatte sich im »Dating Café«, bei
neu.de
und vor allem bei
elite.de
registrieren lassen, wo es von Akademiker-Witwen nur so wimmelte. Er nahm Kontakt mit der einen oder anderen Dame auf, die ihm für seine Zwecke geeignet schien. Er bekam eine Antwort, er mailte hin und her, er telefonierte. Aber noch hatte er keine gefunden, die sich mit ihm treffen wollte. Bei jeder Niete fiel ihm wieder ein, wie nah am Ziel er bei Sonja gewesen war. Wenn Melinda bloß nicht aufgetaucht wäre.
    Es war eine Woche her, dass er Melindas Auto vor der Kermeterschänke hatte stehen sehen, als er mit seinem Bus Wolfgarten gerade verlassen wollte. Er hatte es nicht glauben wollen, hatte nach ein paar Metern gebremst, den Rückwärtsgang eingelegt, und war bis auf gleiche Höhe zurückgerollt. Die Fahrertür des PKW stand offen.
    Krux hatte die Seitenscheibe heruntergekurbelt, den Arm auf die Tür gelehnt und genau hingesehen. Auf dem Rücksitz saß ein kleines Kind und spielte mit einem silbernen Spielzeugauto. Ein Polizeiauto, wenn er nicht irrte. Es war ganz vertieft und bemerkte ihn nicht. Ein dickes Kind mit blonden Haaren und rotem Gesicht.
    Das musste Bruno sein. Bruno, sein angeblicher Sohn. Er hatte ihn noch nicht gesehen. Misstrauisch suchte Krux nach einer Ähnlichkeit. Die Nase? Die Mundpartie? Die Augen? Er entdeckte nichts. Er hatte als Kind auch gern mit Autos gespielt, aber das war alles.
    Kein Wunder. Im Grunde hatte er nicht geglaubt, dass er der Vater eines Kindes sein könnte. Melinda konnte ihm viel erzählen. Zu einem Vaterschaftstest war es nicht gekommen. Manche Dinge wollte er nicht so genau wissen.
    Die Gelegenheit zur Rührseligkeit währte nicht lange. Zu groß war die Sorge, seine Frau könnte jeden Augenblick das Lokal verlassen und ihm gegenüberstehen und wieder zu zetern und zu keifen beginnen.
    Von da aus war er keineswegs nach Schleiden gefahren, wie er Sonja gesagt hatte, denn diesen Termin gab es nicht und hatte es nie gegeben. Er war in der Gegend herumgereist, hier und da für ein Bier und ein kleines Spiel eingekehrt, hatte nach Gelegenheiten gesucht – wie jeden Tag, wie immer.
    Gegen Abend hatte er lange überlegt, ob er es wagen könnte, nach Wolfgarten zurückzukehren. Eigentlich hatte er keine Wahl. Er brauchte dringend Geld. Und Sonja war reif gewesen. Das Feld war bestellt. Eine Schande. Alles wäre gut gegangen, wenn Melinda nur einen einzigen Tag später aufgekreuzt wäre.
    Dass er trotz des herannahenden Unheils in Gestalt von Frau und Kind am Abend wieder zu Sonja zurückgekehrt war, war eine Verzweiflungstat gewesen, in der vagen Hoffnung, Melinda und ihre Vorwürfe könnten Sonjas Liebe zu ihm nicht erschüttern, sondern vielleicht sogar verstärken. Nach dem Motto: Wir zwei halten zusammen gegen den Rest der Welt. Hätte doch sein können. Sonja hatte schließlich – wie alle Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte, außer Melinda natürlich – ein weiches, sentimentales Herz. Es hätte durchaus sein können, dass der kleine, süße Bruno und seine ungewisse Zukunft sie erreicht hätten. Guter Versuch.
    Nichts da! Sonja hatte sich als eine kleinkarierte, eifersüchtige alte Nebelkrähe erwiesen und ihn hinausgeworfen, ohne ihm auch nur die geringste Chance zu geben, sich zu erklären oder zu rechtfertigen.
    Und gerade in sie hatte er ungewöhnlich viel investiert. Das kleine Forsthaus war ihm, ganz gegen seinen Willen, ans Herz gewachsen. Besonders, nachdem der Köter endlich weg war. Er hatte Sonja im Scherz versprochen, er würde es in ein Schloss verwandeln, ein Augenaufschlag von ihr genüge. Er hatte tatsächlich große Um-und Anbaupläne gehabt, sobald er seinen richtig fetten Gewinn gemacht hätte.
    Die Garage für den Polo war nur der Anfang. Ein Provisorium aus Holzlatten und Plastikplanen. Nachdem Krux klar geworden war, wie sehr Sonja an dem Wagen hing, hatte er sich vorgenommen, ein richtiges Haus aus Backstein mit Tür und Fenster und spitzem Dach für ihn zu bauen.
    Und eine Küche wollte er bauen. Eine mit allem Komfort und jeder Menge Schnickschnack. Ihre zwei Kochplatten,

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