Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
aber jetzt sah er eine Gelegenheit, wo es vorher keine gegeben hatte.
Beruflicher Druck war eine Sache, persönlicher eine andere. Terri war nicht die einzige Frau, die er benutzen konnte, um an Gamble heranzukommen. Patricia würde so dankbar für die Exklusivstory sein, dass er sie dazu bringen konnte, sie genauso darzustellen, wie er es wollte.
Wenn die Reporterin damit fertig war, die Informationen auf dem Band auszuschlachten, würde Gambles eigene Mutter nicht mehr mit ihm reden.
Er nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Privatnummer. »Patricia, hier ist Sebastien Ruel. Ich habe etwas, das Sie vielleicht gern hören würden. Haben Sie heute zum Mittagessen schon was vor?«
16
»Dieser Cop war hier«, erzählte Caitlin Douglas, als sie den Geräteschuppen betrat.
Er setzte sich auf. »Der, der mich verfolgt hat?«
»M-hm. Ich musste mich ganz schnell aus dem Büro verdrücken, bevor er mich sieht.« Sie gab ihm ihre Taschenlampe und stellte ein Tablett auf den Benzinkanister, den er als Tisch benutzt hatte. Auf dem Tablett standen ein Pappteller mit zwei Sandwiches und ein großes Glas Milch. »Ich glaub, mein Dad wird langsam misstrauisch wegen dem Essen. Wir müssen ein anderes Versteck für dich finden.«
Caitlin versteckte Douglas seit dem Mord an Moriah Navarre – und gab ihm zu essen.
»Ich gehe ins Obdachlosenheim«, sagte er. Er war entzückt, als er entdeckte, dass die Sandwiches mit Erdnussbutter und Marmelade waren. Seit er klein war, hatte er so etwas nicht mehr gegessen. Auch draußen in Caitlins Schuppen zu kampieren und ihren Totally Spies! -Schlafsack zu benutzen, hatte etwas von einem Abenteuertrip zurück in die Kindheit, aber er wollte sie nicht in Gefahr bringen. »Da wird die Polizei nicht nach mir suchen.«
»Doch, wird sie.« Caitlin nahm sich die Taschenlampe zurück und hielt sie so, dass er beim Essen etwas sehen konnte. »Der Cop hat meinen Dad gefragt, und der hat ihm gesagt, dass du von da Essen gekriegt hast. Wahrscheinlich haben sie dort überall Steckbriefe aufgehängt.«
Er stellte sich ein Poster mit seinem Bild vor. Gesucht: Douglas Simon – tot oder lebendig. Das Ganze hatte etwas Romantisches an sich, obwohl es niemand je ernst nehmen würde.
Caitlin kramte eine Papierserviette aus ihrer Jeanstasche hervor und reichte sie ihm. »Du solltest deine Rache an diesem Marshal-Typ vielleicht vergessen und lieber von hier verschwinden.«
Dank Caitlin, die jeden Anruf ihres Vaters mithörte, hatte Douglas erfahren, dass er polizeilich gesucht wurde, und seinen Plan noch mal überdacht. »Ich habe kein Geld, um die Stadt zu verlassen.«
»Ich würde mir ja was aus der Kasse borgen, aber mein Dad zählt es jeden Abend.« Das Mädchen schnitt eine Grimasse. »Einmal hatte er einen hysterischen Anfall, weil ich mir fünfzig Cent für eine Coke rausgenommen hab.« Ihr Gesicht erhellte sich. »Hey, ich weiß. Du könntest uns überfallen. Ich bastele dir eine Maske, und ich hab eine Wasserpistole, die wie ’ne echte Waffe aussieht.«
Das kleine Mädchen wusste offensichtlich nicht, dass ihr Vater eine abgesägte Schrotflinte in einem verschlossenen Kasten unter dem Tresen aufbewahrte.
»Nein, mein Schatz. Meine kriminellen Zeiten sind vorbei.« Genauso wie seine Zeiten als Familienvater, denn dafür brauchte man eine Familie.
Sie verfielen in Schweigen, während Caitlin nachdachte und Douglas aß. Als er fertig war, räumte er auf und packte seine wenigen Besitztümer zusammen. »Ich gehe wohl besser. Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.«
»Ich will nicht, dass du wieder ins Gefängnis kommst, Douglas.« Das kleine Mädchen warf ihm die Arme um die Taille und fing an zu weinen. »Das ist unfair. Du hast nichts Böses gemacht.«
»Schon gut, Caitlin.« Er hatte ihr nur ein klein wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und jetzt stand sie da und weinte um ihn. »Denk dran, ich habe nichts Böses gemacht.«
»Das spielt doch für die Bullen keine Rolle«, sagte sie zwischen zwei Schluchzern. »Dieser miese Marshal-Typ – der sollte ins Gefängnis wandern, nicht du.«
»Wenn er schuldig ist, wird er das.« Douglas könnte sogar in die Zelle neben ihm kommen. Er kauerte sich hin und blickte dem Kind in die tränennassen Augen. »Caitlin, hör zu. Ich will, dass du dich in Mathe weiter anstrengst und jeden Tag in die Schule gehst. Du bist sehr schlau, und du kannst alles aus deinem Leben machen, was du willst.«
»Könnte ich Spionin werden?«
Er nickte.
»Und
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