Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
nicht.« Caitlin schniefte. »Ich vermisse dich, Douglas. Sehe ich dich je wieder?«
»Wenn das hier vorbei ist und ich einen schöneren Ort zum Leben gefunden habe, kannst du zu Besuch kommen.« Er dachte an ein kleines Farmhaus drüben in Metairie, mit Lattenzaun und vielleicht einem Hund, mit dem Caitlin durch den Garten toben konnte. »Ich werde einen Platz finden, wo du dich mit anderen Kindern in deinem Alter treffen und neue Freunde finden kannst.« Es würde fast so sein, wie wieder seine eigene Familie zu haben.
»Du rufst mich doch wieder an, nicht wahr?«
»Das mach ich. Denk dran, was ich dir gesagt habe, wenn du mit diesem Mann redest.«
Douglas ging bewusst mittags zur Post, wenn dort am meisten los war, und holte das Paket ab, ohne dass ihm Fragen gestellt wurden. Von dort nahm er den Bus zum Flughafen und ging zum nächstbesten Gate.
»Entschuldigung«, fragte er einen der Sicherheitsbeamten, der den Metalldetektor bediente. »Ich habe mich gefragt, ob ich wohl dieses Paket durch Ihr Gerät laufen lassen darf.«
Der alte Mann blickte ihn skeptisch an. »Warum das denn?«
»Ich habe es auf der Post abgeholt, aber es steht kein Absender darauf.« Er senkte die Stimme. »Sie wissen doch, man soll heute übervorsichtig sein mit Paketen unbekannter Herkunft.«
»Da haben Sie recht, mein Freund.« Der Alte legte es auf das Band und betrachtete seinen Bildschirm. »Nichts Metallenes drin. Sieht für mich aus wie ein Umschlag mit Papier.«
»Vielen Dank.« Douglas nahm die Schachtel wieder an sich, trug sie in die Herrentoilette und schloss sich in der Kabine ein, bevor er das Paket aufriss.
Darin war ein unbeschrifteter Umschlag mit einem einzelnen gefalteten Blatt Papier und einem dicken Bündel Fünfhundertdollarscheine. Auf dem Blatt Papier standen Anweisungen für ein weiteres Treffen. Es war mit einem einzigen Wort unterzeichnet.
Torcher.
Douglas setzte sich hin und dachte lange nach. Es war genug Geld für einen Neuanfang, aber in den Anweisungen stand, dass er weitere Zehntausend bekommen würde, wenn er zu dem Treffen erschien. Das einzige Jobangebot, das er seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis erhalten hatte, bestand darin, für einen Hungerlohn in einem Fastfood-Restaurant am Ort zu arbeiten, und das war zurückgezogen worden, als er während des Vorstellungsgesprächs eingestanden hatte, dass er ein verurteilter Straftäter war.
War der fröhliche Geber der Torcher?
Douglas kam zu dem Schluss, dass es ihm egal war. Zehntausend Dollar reichten für einen Neuanfang, aber mit zwanzigtausend konnte er sich die Anzahlung für ein Haus am Stadtrand leisten. Ein Haus, in das Caitlin kommen und ihre Cartoons sehen konnte und sicher wäre. Nachdem sie ihre Hausaufgaben erledigt hatte, natürlich. Er würde wieder heiraten und eigene Kinder bekommen, und Caitlin konnte für ihn und seine neue Frau babysitten.
Um dieses neue Leben zu bekommen, würde er fast alles tun.
Douglas rief die Nummer auf dem Zettel an und hinterließ eine Nachricht auf der anonymen Voicemail des Torchers. Er fuhr mit dem Bus zurück in die Stadt und trat die lange Reise in die St. Williams Mission an, wo sie sich treffen sollten.
Er hatte sich nicht mehr so gut gefühlt, seit er in den Nachrichten gewesen war.
Ein großer, dunkelhäutiger Mann mit rasiertem Kopf kam und setzte sich neben ihn an den Tisch. Er erinnerte Douglas so sehr an den fröhlichen Geber, dass er fast aufgesprungen wäre.
»Douglas Simon?«
Er versuchte ein selbstsicheres Lächeln aufzusetzen. »Ja.«
»Sebastien Ruel, Abteilung Organisiertes Verbrechen.« Er zeigte seinen Ausweis vor. »Sie sind verhaftet.«
Douglas hatte nicht erwartet, dass er ein Bulle war. »Bin ich das?«
Ruel tastete ihn ab, ehe er seine Handgelenke hinter dem Rücken mit Handschellen fixierte. »Ich habe das Telefon im Motel angezapft und das Paket auf der Post austauschen lassen. Das Geld ist echt, die Anweisungen wurden geändert. Ich habe Sie außerdem von dem Moment an beschatten lassen, in dem Sie die Post verlassen haben, für den Fall, dass Sie versuchen, mit dem Geld zu türmen.«
Also war das Ganze wieder eine verdeckte Operation gewesen. »Sehr clever, Mr Ruel.« Ein merkwürdiges Gefühl, das er noch nie zuvor verspürt hatte, wühlte ihn plötzlich auf. Es war, als wollte sein Inneres sich in zwei Teile spalten.
Hatte er vielleicht einen Tumor entwickelt? Sollte er darum bitten, dass man ihn ins Krankenhaus brachte?
»Ich weiß, dass Sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher