Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
Schwur erinnert, ihn sich unter den Nagel zu reißen.
»Also, Liebling, ich muss gehen, wenn ich mir vor dem Essen noch die Haare machen lassen will. Denk über heute Abend nach. Lewis wäre so enttäuscht, wenn du nicht da wärst.« Ihre Schritte entfernten sich.
Moriah zog die Decke beiseite, setzte sich auf und fröstelte, als die Luft der Klimaanlage, die Claire auf Kühlschranktemperatur hielt, ihr Gesicht traf. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Reste ihres ruinierten Make-ups nach dem Gottesdienst zu entfernen, und sie hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund. Um sich in ihrem eigenen Bad die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen, brauchte sie fünf Minuten, und dann musste sie sich anziehen. Sie konnte ihren Kleiderschrank aber nicht öffnen, ohne an Ashleigh zu denken, also ging sie in Morgenmantel und Pantoffeln nach unten.
»Miss Moriah.« Eins der Dienstmädchen empfing sie unten an der Treppe. »Möchten Sie frühstücken?«
»Nein, danke.« Moriah betrachtete den gewaltigen Blumenstrauß, der den Tisch in der Mitte der Eingangshalle einnahm. Eine solche Geste war nicht Corts Art, aber sie hatte sich gestern schließlich ziemlich bei ihm ausgeheult. »Nur Kaffee und die Zeitung, draußen auf der Terrasse, wenn Sie so nett wären.« Sie fühlte sich verpflichtet, um Ashleighs willen die Einzelheiten der Mordermittlungen zu verfolgen, brachte es aber nicht über sich, den Fernseher anzuschalten. Die Lokalsender zeigten immer und immer wieder das Video des Fahrzeugbrandes.
Der Artikel über den Trauergottesdienst füllte die erste Seite des Gesellschaftsteils, aber darin stand mehr darüber, wer alles da gewesen war, als über Ashleigh selbst. Während Moriah ihn las, krallten sich ihre Finger in die Druckseite. Alles war höflich geschrieben, aber der unterschwellige klatschhafte Ton brachte sie fast dazu, den Artikel in Stücke zu zerreißen.
Ja, Ashleigh war jung und schön gewesen, und sie war mit ein paar tollen Männern ausgegangen, aber da war noch mehr. Sie hatte so viel Potenzial. Sie hätte in ihrem Leben Großartiges leisten können, aber nun hatte sie dazu keine Gelegenheit mehr.
Aber hätte sie das wirklich? Moriah legte die Zeitung hin. Ich bin auch nicht viel anders. Vor ein paar Monaten konnte ich an nichts anderes denken als daran, was ich tragen würde, wenn ich J. D. heirate.
Das Dienstmädchen brachte das Telefon nach draußen. »Detective Vincent für Sie, Miss Moriah.«
Sie hatte seit dem Tag, an dem Ashleigh gestorben war, keine Anrufe entgegengenommen, aber J. D.s Partnerin würde nicht anrufen, wenn es nicht um etwas Offizielles ginge. Terri Vincent hatte nicht viel Geduld für andere Dinge, die nichts mit Polizeiarbeit zu tun hatten.
Sie hatte Terri Vincent immer für unkultiviert und derb gehalten. Ashleigh hatte sie einmal mit J. D. zusammen gesehen und über die tristen Klamotten der Polizistin gelästert. »Ich glaube, eine Obdachlose hat mehr Stil«, hatte sie bemerkt.
Moriah war Terris Kleidung nie besonders aufgefallen. Normalerweise war sie zu sehr damit beschäftigt, sich neben der älteren Frau mit den klugen Augen albern und idiotisch vorzukommen. Außerdem hatte sie sich geärgert, dass J. D. so viel Zeit mit ihr verbracht und sie ständig als seine beste Freundin bezeichnet hatte – und es auch so meinte.
Terri Vincent wusste vielleicht nicht, wie man sich kleidete, aber es schien ihr auch egal zu sein. Sie war klug, einfühlsam und – wenn man Moriahs Exverlobtem glauben konnte – der beste Cop des Morddezernats. Neben ihr hatte Moriah sich immer wie ein Volltrottel gefühlt.
Sie nahm dem Dienstmädchen das Telefon ab. Damit ist meine Demütigung wohl komplett. »Hallo, Detective Vincent.«
»Miss Navarre. Tut mir leid, dass ich Sie zu Hause störe.«
»Ich sitze hier bloß im Morgenmantel herum und fühle mich nutzlos.« Das klang weinerlich, und sie zwang sich zu einem lebendigeren Tonfall. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich würde heute gerne vorbeikommen und Ihnen ein paar Fragen über Ashleigh Bouchard stellen. Im Moment bin ich beschäftigt, aber wann wäre denn ein guter Zeitpunkt?«
Moriah fragte sich, womit Terri »beschäftigt« war, dass sie so angewidert klang. Vielleicht ist es auch gar nichts, womit sie beschäftigt ist, sondern vielleicht bin nur ich es. »Jederzeit, wirklich, ich gehe nirgendwohin.« Ihr Blick fiel auf die Zeitung. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Nein, nur ein paar Routinefragen. Würde Ihnen
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