Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Nummer zweitausendacht. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
    Eve stieg aus dem Fahrstuhl, wandte sich nach links und marschierte einen breiten Korridor hinab. Wer auch immer dieses Haus entworfen hatte, hatte sich keine Gedanken über Platzverschwendung gemacht, überlegte sie. Und hatte das ungute Gefühl, dass sie entdecken würde, dass ihr Mann mal wieder der Eigentümer dieses Prachtbaus war.
    Ehe Eve nur klingeln konnte, öffnete ihnen Carly schon die Tür. Sie trug ein dunkelblaues Hauskleid und lief barfuß durch die Gegend, ihr Gesicht jedoch war tadellos geschminkt und ihre Haare aufwändig frisiert.
    »Guten Morgen, Lieutenant.« Carly lehnte sich einen Moment betont lässig gegen die Tür. »Wie nett, dass Sie bei mir vorbeischauen.«
    »Sie sind früh auf den Beinen«, antwortete Eve.
    »Und ich dachte, dass die Leute vom Theater keine Frühaufsteher sind.«
    Carlys selbstgefälliges Grinsen geriet etwas ins Wanken, doch während sie einen Schritt zurücktrat, erlangte sie die alte Selbstsicherheit bereits zurück. »Ich habe heute noch einen Auftritt. Richards Gedenkgottesdienst.«
    »Das betrachten Sie als Auftritt?«
    »Selbstverständlich. Ich muss eine ernste Miene machen, so tun, als würde ich um diesen Menschen trauern, und alle möglichen Plattitüden von mir geben. Schließlich werden jede Menge Journalisten ebenfalls anwesend sein.« Carly winkte in Richtung eines sanft geschwungenen hellgrünen Sofas. »Ich hätte Ihnen gegenüber diese Rolle ebenfalls spielen können. Aber damit hätte ich nicht nur mein Talent vergeudet, sondern genauso Ihre Zeit. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    »Nein. Es macht Ihnen keine Angst, dass Sie eine Verdächtige in einem Mordfall sind?«
    »Nein, weil ich nichts getan habe und weil ich dabei jede Menge lerne. Es könnte ja sein, dass ich eines Tages einmal auf der Bühne eine Mörderin spielen soll.«
    Eve trat vor die mit einem Sichtschutz versehene Glasfront, durch die man den gesamten Times Square unter sich liegen sah. Überall leuchteten bunte, verheißungsvolle Werbetafeln, und die Flugzeuge umschwirrten das Gebäude wie Fliegen einen großen, trägen Hund.
    Als sie in die Ferne spähte - was sie deutlich lieber tat als unter sich zu blicken -, konnte sie die gotischen Spitzbögen von Roarkes New Globe Theater erkennen.
    »Was für ein mögliches Motiv hätten Sie gehabt?«
    »Für einen Mord?« Carly schien den morgendlichen Schlagabtausch durchaus zu genießen. »Das hinge natürlich von meinem potenziellen Opfer ab. Aber gehen wir davon aus, dass er ein ehemaliger Geliebter von mir ist, der mich fallen gelassen hat. Dann wäre mein Motiv eine Mischung aus Stolz, Zorn und Rachsucht.«
    »Eventuell auch Verletztheit?« Eve drehte sich so schnell zu Carly um, dass sie noch das kurze Aufblitzen von Traurigkeit in ihren Augen sah.
    »Vielleicht. Sie wollen wissen, ob Richard mich verletzt hat. Ja, das hat er. Aber ich weiß, wie ich meine Wunden verarzten muss, Lieutenant. Kein Mann ist es wert, dass man seinetwegen allzu lange blutet.«
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    »Das dachte ich einmal. Aber es war überraschend leicht, dieses Gefühl in Hass umschlagen zu lassen. Wenn ich ihn hätte umbringen wollen, tja, hätte ich es nicht besser machen können, als es gemacht worden ist. Nur hätte ich niemals auf die Befriedigung verzichtet, ihm selbst das Messer in die Brust zu rammen. Einen anderen die Tat ausführen zu lassen, bringt einen um den ganzen Spaß.«
    »Sie empfinden das, was vorgefallen ist, als Spaß? Sie empfinden es als Spaß, wenn einem Menschen gewaltsam das Leben genommen wird?«
    »Soll ich so tun, als würde ich um Richard trauern? Glauben Sie mir, Lieutenant, wenn ich wollte, könnte ich jetzt dicke Kullertränen fließen lassen.« Ihr Mund lächelte weiter, aber ihre Augen schickten zornige kleine Blitze in Eves Richtung aus. »Aber das werde ich nicht tun. Ich habe zu viel Selbstachtung und zufällig auch zu viel Achtung vor Ihnen, um so etwas zu tun. Es tut mir nicht Leid, dass Richard tot ist. Nur habe ich ihn nicht umgebracht.«
    »Und was ist mit Linus Quim?«
    Carlys trotzige Miene wurde etwas weicher. »Ich habe ihn nicht besonders gut gekannt. Aber bei ihm tut es mir Leid, dass er nicht mehr lebt. Wenn Sie glauben würden, dass er Richard getötet und sich anschließend erhängt hat, wären Sie nicht hier. Selbst wenn es echt praktisch wäre, glaube ich das genauso wenig. Er war ein kleiner, sauertöpfischer

Weitere Kostenlose Bücher