Spiel mit dem Mörder
schlanken weißen Lampen gerahmter Spiegel hing, waren eine Unzahl von Töpfen, Tiegeln, Stiften und Flaschen präzise wie Soldaten nebeneinander aufgereiht.
Es gab besagten Diwan, auf dem Raorke gesessen hatte, mehrere bequeme Stühle, einen AutoChef, einen Kühlschrank und ein modernes, kleines Kommunikations-System. In dem mit Kostümen und Areenas Straßenkleidung gefüllten, offen stehenden Schrank herrschte genau die gleiche tadellose Ordnung wie auf dem langen Tisch.
Überall standen Blumen, und ihr schwerer süßer Duft rief in Eve Gedanken an Hochzeiten - und an Beerdigungen - wach.
»Danke. Vielen Dank.« Zitternd schob Areena ihre schlanken Arme in den langen, weißen Morgenmantel, der von Dr. Mira aus dem Schrank gezogen worden war. »Ich habe keine Ahnung, wie lange ich das noch ertragen hätte … ich würde mich gern abschminken.« Sie legte eine Hand um ihren Hals. »Ich wäre gern wieder ich selbst.«
»Machen Sie nur.« Eve machte es sich auf einem Stuhl bequem. »Dieses Gespräch wird aufgezeichnet werden. Haben Sie verstanden?«
»Ich verstehe überhaupt nichts.« Seufzend nahm Areena auf dem gepolsterten Hocker vor dem Spiegel Platz. »Ich fühle mich völlig betäubt, als würde alles einen Schritt später passieren, als es passieren sollte.«
»Das ist eine ganz normale Reaktion«, versicherte ihr Dr. Mira. »Häufig hilft es, über das zu reden, was den Schock verursacht hat, und sich an die Einzelheiten zu erinnern, weil man sie dann besser verarbeiten kann.«
»Ja, ich nehme an, Sie haben Recht.« Im Spiegel blickte Arrena auf Eve. »Sie müssen mir Fragen stellen und das muss aufgenommen werden. Also gut. Bringen wir es hinter uns.«
»Rekorder an, Peabody. Lieutenant Eve Dallas im Gespräch mit Areena Mansfield in deren Garderobe im New Globe Theater. Ebenfalls anwesend sind Officer Delia Peabody und Dr. Charlotte Mira.«
Während Areena ihr Make-up entfernte, klärte Eve sie ordnungsgemäß über ihre Rechte und Pflichten auf. »Haben Sie verstanden, Ms Mansfield?«
»Ja. Das ist ein weiterer Teil dieses Albtraums.« Sie schloss die Augen, versuchte, sich eine reine weiße Fläche vorzustellen, eine ruhige, friedliche Szene - und sah nichts anderes als Blut. »Ist er wirklich tot? Ist Richard wirklich tot?«
»Ja.«
»Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn erstochen.« Ein sichtbarer Schauder rann von ihren Schultern abwärts über ihren Rücken. »Mindestens ein Dutzend Mal«, sagte sie, schlug die Augen wieder auf und sah Eve erneut im Spiegel an. »Wir hatten diese Szene mindestens ein Dutzend Mal geprobt. Wir hatten alles sorgfältig inszeniert, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Was ist schief gegangen heute Abend? Warum ist die Klinge des Messers nicht im Griff verschwunden?« Zum ersten Mal blitzte in ihren Augen eine Spur von Ärger auf. »Wie konnte das passieren?«
»Erzählen Sie mir alles ganz genau. Beschreiben Sie die Szene. Sie sind Christine. Sie haben ihn beschützt, haben für ihn gelogen. Sie haben sich ihm zuliebe ruiniert. Und dann, nach allem, was Sie für ihn geopfert haben, stolziert er mit einer anderen, einer Jüngeren an.«
»Ich habe ihn geliebt. Ich war von ihm regelrecht besessen. Er war mein Geliebter, mein Mann, mein Kind, alles in einem.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vor allem anderen hat Christine Leonard Vole bedingungslos geliebt. Sie wusste, was für ein Typ er war, wusste, was er verbrochen hatte. Doch das war ihr egal. Sie wäre für ihn gestorben, so besessen war sie von diesem Mann.«
Areena hatte sich etwas beruhigt. Sie warf die benutzten Papiertücher in den Recycler und drehte sich auf ihrem Hocker zu Eve um. Trotz ihrer Totenblässe und ihrer rot verschwollenen Augen war sie nach wie vor eine wunderschöne Frau.
»In diesem Moment verstehen alle Frauen im Publikum, was Christine empfindet. Entweder haben oder aber hätten sie eine solche Liebe selber gern einmal erlebt. Als ihr klar wird, dass er sie, nach allem, was sie für ihn getan hat, einfach wegwirft, als sie endlich begreift, was für ein Schwein er ist, schnappt sie sich das Messer.«
Areena hob eine geballte Faust, als hielte sie die Waffe in der Hand. »Tut sie es aus Verzweiflung? Nein, sie ist stets aktiv, niemals passiv. Es ist ein Impuls, ein innerer Impuls. Sie rammt ihm das Messer in die Brust, während sie ihn gleichzeitig umarmt. Liebe und Hass, beide in ihrer höchsten Form, sind in diesem Augenblick in ihr vereint.«
Sie starrte auf die Hand,
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