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Spiel mit dem Tod (German Edition)

Spiel mit dem Tod (German Edition)

Titel: Spiel mit dem Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Meine Eltern haben mir beigebracht, dass ich den Menschen zuhören und sie ausreden lassen soll. Ohne sie zu unterbrechen. Das ist nichts anderes als eine Frage des Respekts.»
    «Raus hier, Ferrari!»
    «Wenn ich fertig bin», Ferraris Ton klang scharf. «Ich lasse mir von Ihnen nicht drohen, Borer! Sie haben mir Nadine Kupfer zugeteilt. Für zwei Jahre, falls Sie das vergessen haben. Als meine Sekretärin. Also setze ich sie so ein, wie sie mir am meisten nutzt. Nicht zu irgendwelchen Ermittlungen ausser Haus. Aber für telefonische Abklärungen und dergleichen. Und dabei bleibt es, damit wir uns verstanden haben.»
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verliess Ferrari das Büro des Staatsanwalts. Innerhalb von zwanzig Minuten wurde bereits zum zweiten Mal eine Tür so zugeschlagen, dass die gesamte Etage bebte.
    «Komm mit in mein Büro, Nadine. Wir müssen uns unterhalten.»
    Ferrari setzte sich mit hochrotem Kopf an seinen Klubtisch. Nadine brachte zwei Tassen Kaffee.
    «Danke!»
    Nadine lächelte.
    «Wofür?»
    «Dass du dich für mich mit dem Staatsanwalt anlegst.»
    «Ist nicht das erste und wird nicht das letzte Mal sein. Wie hast du ihn genannt?»
    «Saftsack!»
    Ferrari musste erneut lachen.
    «Das wird ihm nicht gefallen. Was ist bloss los mit ihm? Hast du ihn abblitzen lassen?»
    «Wo denkst du hin. Er kann mich nicht ausstehen.»
    «Weshalb hat er dich dann eingestellt?»
    «Wohl auf höheren Befehl hin.»
    «Hm.»
    «Wenn du willst, breche ich meine Zelte ab. Es gibt noch andere Jobs im Land.»
    «Spinnst du?!»
    Ferrari starrte Nadine entgeistert an.
    «Ich fasse es als Kompliment auf, Francesco. Übrigens, ich habe etwas über Heinz Werner rausgekriegt. Seine Finanzen gleichen einer Achterbahn. Rauf und runter. Mal kurz vor dem Konkurs, dann rettet er sich auf wundersame Weise wieder. Und plötzlich scheint alles wieder verloren.»
    «Sehr gut. Ich habe auch einige Neuigkeiten.»
    Ferrari erzählte Nadine von der unverhältnismässig hohen Lebensversicherung. Und vom äusserst interessanten Aspekt, dass Rosts Frau und vermutlich auch die Tochter nichts davon gewusst hatten.
    «Ich werde mich mit Edith Rost unterhalten. Wir sehen uns morgen. He, Kopf hoch, Nadine. Borer kocht auch nur mit Wasser.»
    Ferrari zwinkerte ihr aufmunternd zu.
    «Wenn du meinst. Und nochmals Danke, Francesco.»
    Nadine stellte die beiden Kaffeetassen ineinander. Es war gut, einen Ferrari zur Seite zu haben. Ja, das war es.
    Edith Rost lebte mit ihrem Freund Hansruedi Pfirter in Reinach. Da sich der Kommissär nicht mehr auf dem Kantonsgebiet aufhielt, sondern dem Baselbiet einen Besuch abstattete, informierte er eine befreundete Kommissarin bei der basel-landschaftlichen Polizei, damit die Unterhaltung offiziellen Charakter erhielt. Nur zur Sicherheit, falls das Gespräch später protokolliert werden müsste. Da sprechen wir andauernd vom vereinten Europa, dabei gelingt es uns nicht einmal, unsere Kantonsgrenzen zu überschreiten, ohne um Amtshilfe bitten zu müssen. Die Schweiz ist anders. Definitiv. Und bald eine Insel in Europa. Dies war ihm gestern wieder einmal so richtig bewusst geworden, als er mit Nikki Geografie büffelte. Eingeschlossen von den Staaten der Europäischen Union bildete die Schweiz eine exotische Insel. Oder war es eher eine verheissungsvolle Oase? Die Antwort würden die nächsten Jahre liefern, wenn die letzten Ostblockländer und die Türkei in die EU aufgenommen worden waren. Blieb die Frage nach der Finanzierung. Ferrari schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wahrscheinlich würde in erster Linie Deutschland zur Kasse gebeten, dessen Bevölkerung bereits unter der enormen Steuerlast litt und zusehends mit finanziellen Problemen kämpfte. Wohin führte dieser Weg? In der Vergangenheit war der letzte Ausweg immer ein Krieg gewesen, wodurch die Wirtschaft wieder angekurbelt wurde. Vor dem Krieg durch die Rüstung, danach durch den Wiederaufbau. Nur das Dazwischen, das unendliche Leid der Bevölkerung in den Kriegsjahren, Tod und Verwüstung, musste man als notwendiges Opfer für den Fortschritt aus dem Gedächtnis streichen. Ein grausamer und perverser Fortschritt, zum Wohle der Menschheit. Ferrari lief es kalt den Rücken rauf und runter. Damit nicht genug. Mit der Aufnahme von weiteren zehn Staaten in die EU waren nochmals sechzig Millionen Menschen dazugekommen, die sich vom Beitritt einen grösseren Wohlstand erwarteten. So, wie damals vor rund zwanzig Jahren die Ostdeutschen, dachte Ferrari. Sie

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