Spiel mit dem Tod (German Edition)
Anselm Stalder.
«Ist Ihnen überhaupt nichts heilig, Sie pietätloses Arschloch?!», zischte Ferrari zornig. Am liebsten hätte er ihn an Ort und Stelle verprügelt. Stalder wich instinktiv zurück.
«Oh, das italienische Blut des Commissario gerät in Wallung. Ihre Tochter?»
«Wie? Nein, meine Kollegin», brummte Ferrari. Wenn er eines nicht ausstehen konnte, dann war es die Anspielung auf irgendwelche italienischen Vorfahren, die schon so weit zurücklagen, dass sich niemand mehr an sie erinnern konnte. Am liebsten hätte er in solchen Momenten laut geschrien «Ich bin Basler und schon immer Basler gewesen». Was solls, die Unverbesserlichen würden es ja eh nie lernen.
«Hätte aber gepasst. Die Schöne und das Biest! Darf ich mich vorstellen? Anselm Stalder», er reichte Nadine die Hand.
«Nadine Kupfer», entgegnete sie förmlich.
«Freut mich, Sie kennenzulernen. Wenn auch an einem nicht gerade passenden Ort. Kupfer … Kupfer? Sind Sie mit dem Hotelkönig verwandt?»
«Edgar ist mein Onkel.»
Ferrari kam es so vor, als ob eine Spur Erleichterung in Nadines Stimme mitschwang.
«Der Schickimickicommissario und die Hotelkönigin. Wie passend.»
«Halten Sie den Mund, Stalder. Nimm dich vor der Dreckschleuder in Acht, Nadine. Wühlt mit Vorliebe im Schmutz anderer.»
«Das war nun aber gar nicht nett. Ich bin wie Sie. Der Wahrheit verpflichtet, immer an Ort und Stelle, wo es etwas aufzuklären gibt. Eine traurige Geschichte, das mit diesem Hans Rost», machte Stalder auf versöhnlich.
«Was wollen Sie überhaupt hier?»
Ferrari zog ihn von der Trauergemeinde weg.
«He, lassen Sie mich los! Na, was mach ich wohl hier? Das ist Teil meiner Story.»
Nadine machte Ferrari auf die diskret hinter einem Baum installierte Kamera aufmerksam, mit der TV1 die gesamte Beerdigung filmte. Ferrari brannten die Sicherungen durch. Er stürzte geradewegs auf den Kameramann zu, wurde aber von Nadine zurückgehalten.
«Lassen Sie es, Ferrari. Das bringt Ihnen nur Unglück. Die Macht der Presse sollte man nicht unterschätzen.»
Stalder lächelte überlegen. Langsam bekam sich der Kommissär wieder in den Griff.
«Irgendwann laufen Sie mir vor die Flinte! Früher oder später. Und dann lernen Sie mich kennen.»
«So, so. Solche Gefühlsausbrüche kenne ich gar nicht an Ihnen. Kommen Sie, vertragen wir uns. Weshalb interessieren Sie sich überhaupt für den Toten? Selbstmord ist doch sonst nicht Ihr Metier.»
Ferrari stand noch immer ziemlich erregt vor dem Journalisten.
«Frieden, Ferrari!» Stalder machte dazu das Zeichen der Friedensbewegung. «Ich will mich nicht ernsthaft mit Ihnen anlegen. Nur ein wenig provozieren. Ihre Connections sind nicht zu unterschätzen. Ich möchte nicht, dass plötzlich der Vischer-Clan auftaucht und uns platt macht.»
«Blödsinn! Ich habe nichts mit den Vischers zu tun. Das habe ich Ihnen doch … Ach, was rede ich überhaupt mit Ihnen. Reine Zeitverschwendung.»
Ferraris wandte sich genervt ab.
«Kommen Sie schon, Ferrari. Seien Sie kein Spielverderber. Frieden?»
«Von mir aus. Unter einer Bedingung, Sie schalten sofort die verfluchte Kamera aus. Respekt vor dem Toten und den trauernden Angehörigen ist doch nicht zu viel verlangt.»
Stalder gab seinen Leuten zu verstehen, dass sie verschwinden sollten.
«Für heute reicht es allemal. Mehr als eine oder zwei Minuten bringen wir sowieso nicht. Woher kannten Sie eigentlich den Toten? War er ein Freund? Ihr Beamten kennt euch doch sicher alle.»
«Ich kannte ihn kaum.»
«Und trotzdem weinen Sie an seinem Sarg? Eigenartig! Wenn Sie mir nichts verraten, werde ich mich wohl oder übel an die Witwe halten müssen und …»
Stalder verstummte, als er Ferraris drohenden Blick sah.
«Lassen Sie die Finger von Christina Rost, Stalder. So lange, bis ihr ärgster Schmerz verflogen ist. Das ist eine dringende Bitte. Haben wir uns verstanden?», zischte der Kommissär.
«Wenn Sie mich so höflich bitten, kann ich ja schlecht Nein sagen!»
Ferrari schaute ihn misstrauisch an.
«Wir sind keine Unmenschen. Aber wir müssen auch unser Brot verdienen. Meine Chefin ist keine Wohltäterin. Und letztendlich muss ich meinen Ruf als Schmuddeljournalist verteidigen. Niemand wühlt so gekonnt wie ich im Müll der Leute.»
Nadine musste lachen.
«Wird Ihnen nicht ab und zu übel bei Ihrer verantwortungsvollen Arbeit, Herr Stalder?»
«Es kotzt mich sogar oft an. Aber es ist mein Job, Frau Kupfer. Manchmal wäre ich am liebsten
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