Spiel mit dem Tod (German Edition)
auch für Edith vorsorgen. Das klang plausibel. Und Hans war fest entschlossen. Ich wollte ihm lediglich einen Gefallen tun.»
«Und die Provision kassieren!», ergänzte Edith bitter.
«Bitte, Edith, so ist es nicht!»
«Dann hast du die Police aus reiner Nächstenliebe abgeschlossen?»
Ihre Stimme überschlug sich.
«Edith, hör bitte auf. Ich sagte bereits, wenn ich sie nicht abgeschlossen hätte, wäre er zu einem anderen Makler gegangen.»
«Entschuldigen Sie, noch eine Frage, Herr Pfirter. Ist es üblich, in einer Zusatzklausel Selbstmord mitzuversichern?»
«Nein. Hans verlangte es so.»
«Und das liess Sie wirklich nicht aufhorchen?»
Ferrari versuchte, ihn in die Enge zu treiben.
«Nein! Und nochmals nein! Wir haben lange und intensiv über das Thema gesprochen. Hans gestand, dass er zwar mit Selbstmordgedanken gespielt habe, jetzt aber gefestigt sei und sich des Lebens freue. Diese Versicherung mit allen Eventualitäten wolle er einzig und allein für den Fall der Fälle abschliessen. Man könne ja nie wissen. In diesem Zusammenhang erwähnte er eben seinen verstorbenen Kollegen. Aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt.»
«Haben Sie ihm von der Zusatzklausel abgeraten?»
«Zunächst schon, denn die Versicherungsprämie ist ja sehr hoch. Als er sich nicht davon abbringen liess, dachte ich, dass es niemandem nutzt, wenn ich es nicht tue.»
«Sie meinen, falls er wider Erwarten doch Selbstmord begeht, was nun eingetreten ist, dann bekommt Ihre Freundin wenigstens die Million.»
«Das ist so was von daneben, Hansruedi!», schrie Edith.
«Was sollte ich tun, Herr Ferrari?», entschuldigte sich ihr Freund. «Wenn Sie Hans gekannt hätten, wüssten Sie, dass er sich nie und nimmer davon hätte abbringen lassen. Und … ich habe die Selbstmordabsichten als leeres Geschwafel abgetan. Leider. Edith, es tut mir so leid», Pfirter verstummte und griff nach ihrer Hand.
«Wie hoch war die Prämie?», wollte der Kommissär wissen.
«Sehr hoch. Das hängt mit der Suizidklausel zusammen und mit dem Alter von Hans. Sie ist auch auf eine bestimmte Laufzeit beschränkt, bei Hans galt sie bis zu seiner Pensionierung. Ich musste fünf verschiedene Versicherungen anfragen, bis ich die Police bei einer ausländischen unterbringen konnte, die erst noch ein ärztliches Attest von Hans verlangte. Die anderen lehnten dankend ab.»
Edith unterbrach das Gespräch, indem sie ihren Freund mit weiteren Vorwürfen zuschüttete.
Ferrari verliess nachdenklich die beiden Streithähne. Er war zwar für den Disput verantwortlich, aber es berührte ihn nicht im Geringsten. Die hohe Versicherungsprämie gab dem Kommissär hingegen zu denken. Hans Rost verdiente als Angestellter im öffentlichen Dienst in seiner Position bestimmt weniger als er. Und für Ferrari wären zusätzliche hohe Kosten zu den allgemeinen praktisch nicht zu finanzieren gewesen. Woher also stammte das Geld? Bestand ein Zusammenhang zu seinem Job als Zollinspektor? Wurde er von irgendwelchen Importeuren bestochen, die Waren falsch deklariert hatten? Also Schweigegeld? Oder hatte er sich diesen Betrag bewusst zusammengespart, um eine Police abschliessen zu können? Im Bewusstsein, dass er nur für einige Monate die Prämie bezahlen konnte und auch wollte. Welche Rolle spielte Hansruedi Pfirter in der ganzen Geschichte? Er hinterliess beim Kommissär einen zwiespältigen Eindruck. Hinter seinem Verhalten steckte eine gehörige Portion Egoismus, denn Nutzniesser war letztendlich nicht nur Edith, sondern auch er selbst als zukünftiger Ehemann. Trotz allen Vorbehalten und Ungereimtheiten, die zutage getreten waren, nichts, absolut nichts deutete auf einen Mord hin. Alles sprach eindeutig für einen von langer Hand geplanten Selbstmord. So wird es gewesen sein. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam er zum Schluss, dass diese Geschichte als Fall, der keiner war, in seine Biografie eingehen würde. Und dass es ein verdammt langer Tag gewesen war.
12. Kapitel
Die Beerdigung fand bei nasskaltem, trübem Wetter im Kreise der engsten Familienangehörigen statt. Ferrari hielt sich mit Nadine diskret im Hintergrund. Als Hans Rosts Kollegen vom Kegelklub die Klubfahne über dem Grab schwenkten und der gemischte Chor des Zolls dazu ein Abschiedslied anstimmte, wars um ihn geschehen. Der Kommissär drehte sich ab und wischte sich die Tränen aus den Augen.
«Das nimmt einen echt mit, nicht wahr, Ferrari?», vernahm er neben sich die zynische Stimme von
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