Spiel mit dem Tod (German Edition)
Tagesschausprecher beim Schweizer Fernsehen. Dann müsste ich nur die schrecklichen Botschaften verkünden, anstatt tagtäglich im Schrecken zu stöbern. Andererseits fasziniert es mich, den Unrat der Leute an den Tag zu fördern. Und irgendwann ziehe ich einen grossen Fisch an Land. Einen ganz fetten. Ich bin ganz nahe dran.»
«Sie meinen Rost. Wenn Sie sich da bloss nicht irren.»
«Weshalb interessiert Sie der Tote, Ferrari?»
Stalder gab nicht auf und Ferrari endlich nach.
«Christina Rost hat mich um Hilfe gebeten. Sie sah die Katastrophe kommen. Aber niemand nahm die Frau ernst. Ich auch nicht.»
«Und jetzt plagt Sie das schlechte Gewissen!» Da war er wieder, dieser sarkastische Unterton. «Na ja, als Italiener sind Sie schliesslich auch ein gläubiger Mensch. Und da ist bestimmt jeder Selbstmord ein Verbrechen.»
«Ich bin Basler!»
«Na, na. Schön bei der Wahrheit bleiben, Commissario. Sie sind ein Secondo. Von mir aus ein Basler Secondo.»
«Ich bin kein Secondo! Wahrscheinlich sind meine Vorfahren schon länger in der Schweiz als Ihre. Aber das geht sowieso über Ihren kümmerlichen Verstand hinaus.»
Nadine verfolgte amüsiert die seltsame Diskussion.
«Stimmt es eigentlich, dass Rost eine Lebensversicherung abgeschlossen hat und seiner Frau eine gigantische Summe hinterlässt, so um die drei Millionen?», wechselte Stalder das Thema.
«Was? Das ist doch alles Unsinn!», brummte der Kommissär.
«Sie sind ein schlechter Lügner, Ferrari. Also stimmt es.»
«Woher stammt Ihre Information?»
«Meine Informanten bleiben geheim. Machen wir einen Deal?»
Stalders Augen glänzten.
«Und wie sieht dieser aus?»
«Sie erzählen mir, weshalb Sie an dem Fall dran sind, und ich halte Sie über unsere Recherchen auf dem Laufenden.»
«Es gibt keinen Fall.»
Ferrari zuckte die Schultern.
«O.k., dann eben nicht!»
«Warten Sie, Stalder. Es gibt wirklich keinen Fall. Wenn Sie glauben, dass ich hinter dem Ganzen einen Mord sehe, dann irren Sie sich. Ich bin rein privat hier, um Christina Rost beizustehen und mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Genau wie Sie sagten.»
Ferrari blickte schuldbewusst in Richtung Grab. Stalder runzelte die Stirn.
«Schon gut, ich glaube Ihnen. Man sieht Ihnen förmlich an, wie Sie leiden. Sie hätten Pfarrer werden sollen. Stimmt das mit den drei Millionen?»
«Woher haben Sie die Information?»
Ferrari blieb stur.
«Denise erhielt heute früh einen anonymen Anruf. Die Versicherung sei vom Freund seiner Tochter abgeschlossen worden.»
«Mann oder Frau?»
«Es war ein Mann.»
«Die Information ist richtig. Aber die Versicherungssumme beträgt eine Million und die Begünstigte ist seine Tochter Edith.»
«Na ja, immerhin etwas. Ein schönes Sümmchen! Dafür würde ich sogar jemanden umbringen.»
«Hören Sie auf, Stalder. Machen Sie aus einem Selbstmord keine Mordgeschichte.»
«Die Versicherungspolice! Na klar, Sie glauben, dass ihn jemand kaltgemacht hat, um die Versicherungssumme zu kassieren. Kommen Sie, Ferrari, Sie sind der beste Mann des Kriminalkommissariats. Und Borer wird seinen besten Mann nicht an eine Sache ran lassen, nur weil er ein Freund der Familie ist. Da steckt doch mehr im Busch, als Sie mir weismachen wollen?»
«Edith Rost wusste nichts von der Versicherung. Und am Toten gab es keinerlei Anzeichen von Gewalteinwirkung. Oder können Sie mir glaubhaft erklären, wie jemand einen Mann ohne Gewalt auf ein Dach schafft und ihn dort zwingt, hinunterzuspringen, ohne Spuren zu hinterlassen und ohne gesehen zu werden? Das perfekte Verbrechen sozusagen.»
Stalder schüttelte langsam den Kopf.
«Das geht nicht auf. Schade. Eine andere Frage: Prämien für eine Versicherung in dieser Höhe sind doch sicher ziemlich kostspielig. Wie konnte sich ein kleiner Angestellter im öffentlichen Dienst diesen Spass leisten? Oder verdient ihr so gut beim Staat?»
Ferrari sah den Journalisten missmutig an.
«Noch nicht daran gedacht, Ferrari? Dann ist es aber höchste Zeit. Und tschüss.»
Er liess den verdutzten Kommissär einfach stehen, zwinkerte Nadine Kupfer zu und weg war er.
«Ein charmantes Schlitzohr», kommentierte Nadine und sah ihm nach.
«Ansichtssache. Ich würde eher sagen, ein arroganter Arsch.»
Ferrari fror. Er zog seinen Jackenkragen hoch. Erst jetzt bemerkte er, dass es stärker regnete. Nadine hatte einen Knirps aufgespannt. Für beide reichte es nicht ganz, aber immer noch besser, als ganz im Regen zu stehen.
«Das habe ich
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